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Kraftsport: Gewichte sind ihre Leidenschaft

Kraftsport

Gewichte sind ihre Leidenschaft

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    Volle Konzentration: Egal ob beim Kreuzheben (links) oder beim Bankdrücken (rechts), Rebeca Quaresma-Rabelo will immer das Maximale rausholen. Und das bedeutet im Kraftdreikampf, möglichst viele Kilos zu bewegen. Für die 19-jährige Aichacherin ist der Sport aber viel mehr als ein Hobby.
    Volle Konzentration: Egal ob beim Kreuzheben (links) oder beim Bankdrücken (rechts), Rebeca Quaresma-Rabelo will immer das Maximale rausholen. Und das bedeutet im Kraftdreikampf, möglichst viele Kilos zu bewegen. Für die 19-jährige Aichacherin ist der Sport aber viel mehr als ein Hobby.

    Ihr Blick: fokussiert. Die Geräusche im Fitnessstudio scheint sie nicht mehr wahrzunehmen. Mit einer schnellen Kopfbewegung wirft Rebeca Quaresma-Rabelo ihre blonden Haare über die Schulter. Sie atmet aus, lehnt sich zurück. Ihre Finger mit den rot lackierten Nägeln greifen dabei um die Langhantel auf dem Ständer. Ein tiefer Atemzug. Ihre Finger tasten nun das Metall ab. Schließlich findet sie eine kleine Einkerbung.

    Genau dort müssen ihre Finger bleiben. Die junge Frau richtet sich auf und greift fester zu. Noch einmal ausatmen. Mit einem Ruck hebt die Aichacherin die Hantel aus der Halterung. Sie beugt die Knie und richtet sich dann in einer fließenden Bewegung wieder auf. Die Last auf ihren Schultern wiegt knapp 90 Kilo. „Das ist zum Aufwärmen“, sagt Quaresma-Rabelo. Bei Wettkämpfen schafft sie sogar 180 Kilo. Nun will es die junge Frau in die deutsche Nationalmannschaft schaffen – kein einfacher Weg. Denn um bei den Meisterschaften die Stärkste zu sein, muss die Brasilianerin hart trainieren und viel Gewicht bewegen.

    Nach einigen Beugen setzt sie die Hantel ab und schnauft durch, bevor es weitergeht. In der nächsten Stunde wird sie nicht nur Kniebeugen, sondern auch Bankdrücken und Kreuzheben mit verschiedenen Gewichten trainieren, alles Disziplinen im Kraftdreikampf. Die 19-Jährige gehört zu den Besten in dieser Sportart. Im vergangenen Jahr wurde sie deutsche Meisterin bei den Junioren. Nur knapp verpasste sie einen neuen deutschen Rekord in ihrer Altersklasse. Der Grund: ein Technikfehler. Ihre Finger waren nicht während der kompletten Übung an der Stange. Bei einem Wettkampf hat sie bei jeder Disziplin drei Versuche. Bei jedem Anlauf kann das Gewicht auf der Hantel erhöht werden.

    Nun wechselt die Aichacherin an die Hantelbank. Die größten Gewichtsscheiben vom Kaliber 20 Kilo legt sie ohne große Mühe auf die Stange auf. „Im Bankdrücken bin ich noch nicht so gut“, sagt sie. Dafür legt sie sich auf eine graue Bank. Über ihr: eine Halterung mit einer Hantelstange. Diese führt sie einige Mal zur Brust. Bislang stemmt Quaresma-Rabelo 70 bis 80 Kilo. Dieses Jahr möchte sie aber die 100-Kilo-Marke knacken. Dafür trainiert sie dreimal in der Woche für mehrere Stunden nach speziellen Trainingsplänen. „Wenn ich streng nach meinen Plänen trainiere, dauert das schon jedes Mal über zwei Stunden.“

    Für Quaresma-Rabelo ist der Sport aber weit mehr als nur eine Freizeitbeschäftigung. Mit 16 Jahren zog sie mit ihrer Mutter und ihrem deutschen Stiefvater aus dem Nordosten Brasiliens nach Aichach. „Zu Beginn war es schwierig für mich“, sagt sie. Eine neue Kultur, eine neue Sprache: Erst langsam lebte sich die junge Frau in ihrer neuen Umgebung ein. Der Sport half ihr dabei. Bereits in Brasilien trainierte sie seit ihrem zwölften Lebensjahr regelmäßig in einem Fitnessstudio. Deswegen meldete sie sich vor drei Jahren auch in Aichach an. Immer wieder unterbricht Quaresma-Rabelo das Gespräch kurz, um jemanden zu grüßen oder um zu winken. Ihr Leben ist eng mit dem Sport verknüpft. Und ihre Freunde? „Die meisten von ihnen habe ich beim Trainieren kennengelernt.“ Neben ihrer Leidenschaft für den Sport interessiert sie sich auch sehr für Musik – sie spielt Gitarre. Aktuell macht sie eine Ausbildung zur Krankenpflegehilfe und lernt für die Trainerlizenz. Anschließend möchte sie Physiotherapeutin werden. „Mir gefällt die Mischung aus Pflege und Sport.“

    Zum Kraftdreikampf kam die Aichacherin eher zufällig. „Ich will sehen, was mein Körper leisten kann“, sagt Quaresma-Rabelo. Erst seit dem vergangenen Jahr nimmt sie an Wettkämpfen teil. Diese seien eine Bestätigung, dass ihr Training etwas bewirke. Bei Wettkämpfen tritt sie für den Stemmclub Bavaria 20 aus Landshut seit 2021 an. Nur knapp verpasste sie die Norm für die deutsche Nationalmannschaft. Für die junge Frau war das Ansporn, sich noch mehr zu fordern, um beim nächsten Mal eine Einladung in den Kader zu erhalten. Für die letzte Übung an diesem Trainingstag greift Quaresma-Rabelo in ihrer kleinen schwarze Sporttasche. Sie zieht zwei Tuben heraus, Talg und Babypuder. Vor dem Kreuzheben bestreicht sie ihre Hände und Oberschenkel damit. „So geht es etwas leichter“, erklärt die 19-Jährige. Bei dieser Disziplin muss sie eine Hantelstange mit Gewichten vom Boden heben. Ein weiteres Hilfsmittel: Enge Bandagen, die ihre Knie vor Verletzungen schützen und es der Sportlerin leichter machen, die Übungen auszuführen. Lange Socken sollen zusätzlich den einen oder anderen blauen Fleck verhindern. Ein grauer Gurt um ihre Taille dient als Schutzvorrichtung für den Rücken.

    Beim Kreuzheben sind 100 Kilo für Quaresma-Rabelo kein Problem. Oft muss sie Leuten erklären, was für einen Sport sie macht. „Viele trauen es mir erst nicht zu, dass ich so viel Kraft habe“, sagt sie und zieht ein 20-Kilo-Gewicht von der Hantelstange. Scheinbar mühelos trägt sie es zurück an den Ständer.

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