Die Glocken im Marienmünster in Dießen läuten zum Konzert
So ein Konzert erlebt man nicht alle Tage: Eine halbe Stunde lang läuten die acht Glocken des Marienmünsters in Dießen an Mariä Himmelfahrt und sind weit über die Ortsgrenze hinaus hörbar.
Wir hören sie täglich. Mal bewusst. Oft unbewusst hinter den Geräuschen des Alltags. „Mit dem Geheimnis ihres Klanges rühren die Glocken an das Innere des Menschen“, sagt Florian Jettenberger, der seit Jahren viel Zeit mit den acht Glocken im Turm des Dießener Marienmünsters verbringt. Er hat sie in allen möglichen Positionen aus der Enge des Glockenstuhls fotografisch in Szene gesetzt, und er hat über Jahre ihre Klänge auf Datenträgern aufgezeichnet.
Florian Jettenberg "dirigiert" die Glocken
Zum Festtag des Marienmünsters, am Sonntag, 15. August, ab 15.30 Uhr erklingt das zweite Glockenkonzert (das erste war 2019), es dauert eine halbe Stunde. Jettenberger selbst steht als „Dirigent“ im Technikraum und bringt die Klänge zu Gehör. Zugleich stellt Pfarrer Josef Kirchensteiner die Glocken-CD mit Texten und Geläut vor, die Jettenberger gemeinsam mit Gerhard Schober produziert hat. „Das Marienmünster Dießen. Die Glocken im Kirchenjahr“ ist gerade rechtzeitig zum Marienfest fertig geworden und erhältlich für eine Spende von 10 Euro. Jeder Cent davon fließt ins Marienmünster zur Renovierung von Kirchenkunst.
Bisher ist – außer vom Dom Mariä Himmelfahrt in Eichstätt und der Erzabtei St. Ottilien – keine weitere Glocken-CD in der Region bekannt. Deshalb ist die Freude und die Neugier in der Kirchengemeinde Dießen schon groß, immerhin steht Dießen mit seinem Barockjuwel an der Spitze der Kraft- und Kunstorte im Pfaffenwinkel und der Umgebung. Nur die Erzabtei St. Ottilien besitzt mit neun Glocken noch eine mehr, und auf dem Heiligen Berg Andechs läuten fünf.
In der Klosterpfarrkirche Mariä Himmelfahrt gab es ursprünglich vier Glocken, drei sind im Zweiten Weltkrieg zerstört worden, nur das kleine Totenglöcklein ist geblieben, dessen Herkunft heute nicht mehr bekannt ist. 1950 kamen dann drei Glocken in Euphon-Guss aus der Glockengießerei Karl Czudnochowsky in Erding (1850-1971). Dieses „alte“ Geläut hat eine Es-Dur-Charakteristik, die mit der tieferen C-Glocke im Intervall der kleinen Terz unterbaut wird, erklärt Jettenberger. Als dann am Ende der Klosterareal-Sanierung in den 1980er-Jahren der Kirchturmstumpf mit Spitzhaube abgebrochen und ein neuer auf barockisiertem Turm gebaut wurde, ist das Geläut durch vier Bronzeglocken der Gießerei Perner aus Passau erweitert worden. Dieses neue Ensemble weist eine B-Dur-Charakteristik auf.
Glocken-Ensemble mit B-Dur-Charakteristik
Dieses kraftvolle Geläut ist dank des neuen Glockenstuhls erst möglich geworden. „Das achtstimmige Ensemble ermöglicht viele Kombinationen und Motive, die oft Anfänge gregorianischer Choral-Gesänge aufgreifen“, steht es sachkundig im CD-Booklet. „Häufig verwendet werde die Intonation des ‚Te Deum’ und des ‚Gloria’ mit drei Glocken und mit vier Glocken die Marienantifon „Salve Regina“ oder das Lied „Wachet auf“ – Motive, die durch weitere Glocken noch gefüllt oder erweitert werden könnten.
„Diese Motive bieten einen guten Rahmen, aus der Fülle aller denkbaren Glocken-Kombinationen gezielt auszuwählen und Glocken miteinander läuten zu lassen, die gemeinsam ein ansprechendes Klangbild ergeben“, ist in den Booklet weiter zu lesen. In dem Zusammenhang kommt die Rede auch auf die Läute-Ordnung des Marienmünsters: Sie strebe keine möglichst große Anzahl von Kombinationen an, sondern wolle durch unterschiedliche und klar unterscheidbare Motive die Gemeinde durch das Kirchenjahr mit seinen Zeiten und Anlässen begleiten.
Pfarrer Josef Kirchensteiner vergleicht die Glocken mit der Mysterienbühne im Hochaltar: Wie die Szenenbilder im Bühnenaltar das Kirchenjahr anschaulich vor Augen führen, so mögen die unterschiedlichen Klangbilder der Glocken die Zeiten und Anlässe im Kirchenjahr zu Gehör bringen.
Gerhard Schober führt Zuhörer am Marienmünster durch das Konzert
Es wird ein erlebnisreicher Sonntagnachmittag. Die verschiedenen Motive und Klangbilder der Marienmünster-Glocken offenbaren den musikalischen Reichtum dieses Geläuts. Die nicht alltägliche musikalische Kunstform ist für viele schwer zugänglich. Deshalb führt Gerhard Schober vor dem Marienmünster, ausgestattet mit Mikrofon, durch das Konzert.
Zum Titularfest von Mariä Himmelfahrt in Dießen ist die CD für 10 Euro erstmals erhältlich. Danach kann sie zu den Öffnungszeiten im Pfarrbüro erworben werden. Der Erlös aus dem Verkauf dieser CD wird für Restaurierungsarbeiten (unter anderem für die Apostelfiguren und das Hochaltarbild) im Marienmünster verwendet.
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