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Dießen: Künstler Karl Ilg: "Ich bleib’ gesund, wenn ich male"

Dießen

Künstler Karl Ilg: "Ich bleib’ gesund, wenn ich male"

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    Mit 84 Jahren malt Karl Ilg aus Dießen, was ihn froh stimmt. Wie die elegante Dame bei ihrer Mußestunde unter einem blühenden Apfelbaum.
    Mit 84 Jahren malt Karl Ilg aus Dießen, was ihn froh stimmt. Wie die elegante Dame bei ihrer Mußestunde unter einem blühenden Apfelbaum. Foto: Dagmar Kübler

    Ist das nicht der Traum eines jeden von uns, endlich einmal nur zu tun, was man wirklich will? Im Rentenalter noch einmal etwas ganz Neues anzufangen? Karl Ilg aus Dießen hat sich diesen Traum erfüllt. Sein ganzes Berufsleben war er Maler, strich Hausfassaden, gab Innenwänden Farbe und Ambiente. Von 1966 bis 2009 betrieb Karl Ilg sein eigenes Malergeschäft. Als er in Rente ging, löste er es auf, verkaufte und verschenkte Werkzeuge und Gerüste und fing an, Bilder zu malen, zuerst in Öl, dann in Acryl. Sein schon seit der Kindheit bestehendes Talent zum Zeichnen baute er mit Kursen weiter aus, die Motive fand er direkt in der näheren Umgebung, in Dießen mit seinen Ortsteilen oder in der Natur. "Ich muss nicht malen, was allen gefällt. Ich male, was ich mag", beschreibt Ilg seine künstlerische Freiheit und schränkt schmunzelnd ein: "Aber Porträtieren kann ich nicht." Und so vergnügt sich der Spätberufene, der sich das Malen selber beibrachte, mit geometrischen Formen in Farbvariationen. Er probiert Techniken aus, um beispielsweise Wellpappenoptik zu erzeugen. Er spielt mit Farbe und Form, setzt aber auch gern, inspiriert durch die Voralpenlandschaft, in reduzierter, fast grafisch anmutender Form, Feldstadel und kahle Bäume in Szene. Dann wieder taucht er in eine Frühlingslandschaft ein, wie man sie sich derzeit herbeisehnt, setzt eine Dame mit Strohhut unter einen blühenden Apfelbaum und lässt sie in die grüne Weite blicken. Ilg lässt aber auch gern das alte Dießen wieder auferstehen, in Schwarz-Weiß-Sepia-Tönen, abgemalt von alten Postkarten. Da zieht ein Ochsengespann, Wastl und Maxl, durch die Mühlstraße und auf der Herrenstraße tummeln sich im Schnee Spaziergänger, Schlittenfahrer, Hunde und Katzen. Die schnurrenden Stubentiger sind dem Maler ans Herz gewachsen, er besaß selbst zwei davon, die ihm gern während der Arbeit im Atelier zusahen. So fanden sie auch Einzug in Gemälde und das Katzenkörbchen unterm Arbeitstisch, der allerlei Pinsel und Farben beherbergt, hält die Erinnerung an sie noch wach. Ein Besuch beim Maler Karl Ilg ist auch eine Reise in frühere Zeiten. Ilg, 1937 in St. Georgen geboren, wohnte von 1942 bis 1951 in der Tiefenbachstraße in der Fischerei ("Die neun schönsten Jahre meines Lebens."). Als Kind war er immer in Bewegung, er sah den Künstlern beim Malen zu, die ihre Staffeleien in der Ammerseelandschaft aufstellten: "Dabei konnte ich alles andere vergessen.". Genauso fasziniert war er aber auch als Kindergartenkind vom Maler, der der Küche der Familie einen frischen Anstrich verlieh. So wusste er früh, dass er Maler werden wollte und ging mit 14 Jahren in die Lehre zum Maler Löffler in Utting. Seine Kindheit war aber auch geprägt von der Schönheit der sakralen Kunst, denn Ilgs Vater war Mesner in der Klosterkirche, wie er das Marienmünster nennt. Häufig begleitete er den Vater bei seinem Dienst: "Wir waren oft die Letzten, die die Kerzen und Lichter löschten", erinnert er sich. Nach der Erstkommunion wurde Karl Ilg Ministrant. "Nach dem Gottesdienst um 6.45 Uhr gab es immer ein Frühstück mit Butterbrot und zwei Äpfeln", so Ilg. "Zu Hause gab es keinen Überfluss, aber es war immer etwas da", sagt er, zufrieden mit dem Früher und Heute. Das Schicksal hat es immer gut mit ihm gemeint, sogar während der Kriegsjahre, denn als am 29. April 1945 an einem Sonntagvormittag die amerikanischen Soldaten mit ihren Panzern und Wagen nach Dießen kamen, erlebte er den "Feind", vor dem alle Angst hatten, als einen, der Bananen, Orangen und Brot an die Kinder verteilte. Karl Ilg ist einer, den man im Ort kennt, 24 Jahre gehörte er dem Gemeinderat an. So wurde er als Kunstmaler 2008 eingeladen, beim Dorfmarkt auszustellen. Mit 13 Bildern trat er an, verkaufte 14 und nahm zwölf wieder zurück nach Hause. Wie das geht? "Ich hatte die Bischofsrieder Kapelle gemalt. Das Bild erwarb sogleich der damalige Bürgermeister Herbert Kirsch. Doch 13 andere Besucher wollten es auch haben", erklärt der humorvolle Künstler schmunzelnd. Alljährlich stellte Ilg, der der Künstlergilde Landsberg angehört, auf dem Dorfmarkt aus, aber auch in den Beruflichen Schulen und in der Säulenhalle in Landsberg. "Ich bleib’ gesund, wenn ich male", sagt der agile Senior, und ja, man sieht es ihm an.

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