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Serie: Sind Männer die besseren Autofahrer?

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Sind Männer die besseren Autofahrer?

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    Manfred Huber hat eine Fahrschule in Dießen und muss sich immer wieder auf neue Regeln einstellen – nicht nur hinsichtlich Corona.
    Manfred Huber hat eine Fahrschule in Dießen und muss sich immer wieder auf neue Regeln einstellen – nicht nur hinsichtlich Corona. Foto: Thorsten Jordan

    Wann haben Sie den Führerschein gemacht? Gab es damals noch den grauen oder rosafarbenen Papierführerschein oder schon das Exemplar im Scheckkartenformat? Fakt ist, dass alle Führerscheine, die vor dem 19. Januar 2013 ausgestellt wurden, in den nächsten Jahren in einen neuen, fälschungssicheren EU-Führerschein umgetauscht werden (wir berichteten). Der Ammersee Kurier hat die Tauschaktion zum Anlass genommen, um mit Personen zu sprechen, für die der Führerschein besonders wichtig ist. Taxifahrer, Lkw-Fahrer und Fahrlehrer. Sie sitzen täglich hinterm Steuer und verdienen damit ihre Brötchen. Da ist ein Gläschen Sekt tabu und sollten sich auch die Einträge im Fahreignungsregister in Flensburg in Grenzen halten. von petra straub Während seine Schulkameraden mit dem Ranzen auf dem Buckel zur Schule gehen mussten, wurde Manfred Huber aus Dießen schon als kleiner Bub mit dem Auto zur Schule gefahren. "Einen Vorteil muss man ja haben, wenn die Eltern eine Fahrschule haben", witzelt der Inhaber der Dießener Fahrschule, die er 1995 in zweiter Generation vom Vater übernommen hat. Hinten sei er dabei immer gesessen und von einem Fahrschüler bis vors Schulhaus chauffiert worden, erst am Wohnsitz in Herrsching, später in Weilheim, so der gebürtige Münchener, der heute in Dettenschwang wohnt. Nach Dießen siedelte die Familie 1981 um. Sämtliche Führerscheine hat er in jungen Jahren gemacht und auf Anhieb bestanden - bis auf den Fahrlehrerschein! "Der Fahrlehrer hat das Haar in der Suppe finden müssen" und ihn im praktischen Teil - bei einer von zehn Prüfungen - durchrasseln lassen. 70 Prozent der Prüflinge ging es damals so, sagt er. Seinen Wendestandort an einer Bushaltestelle habe der Prüfer für unpassend befunden. Drei Monate später musste er noch einmal ran. Da hat es dann geklappt. Heute haben es die Fahrlehrer vom Land leichter, so Manfred Huber. Sie müssen den Fahrlehrerschein nicht mehr in München machen wie er, sondern dürfen in der Kreisstadt, in der die Fahrschule ihren Sitz gemeldet hat, fahren. Zudem müssen sie nur noch die Führerscheine der Klassen machen, die sie ausbilden möchten. Auch heute noch wird der Fahrlehrer im Vier-Jahres-Rhythmus geprüft. Da setzt sich ein Prüfer vom TÜV Oberpfalz - mit vorheriger Ankündigung - zu ihm ins Auto und in den theoretischen Unterricht. Wenn er keine Fehler macht, darf er seinen Fahrlehrerschein behalten. Das war bei ihm bisher immer so - auch beim letzten Mal 2019. Von regelmäßigen Arbeitszeiten kann ein Fahrlehrer nur träumen. "Viele Fahrschüler können nur am Abend oder am Wochenende Fahrstunden nehmen", erklärt er. Und nach der achtwöchigen Schließzeit wegen Corona im vergangenen Jahr und dem dreimonatigen Lockdown in diesem Jahr hat sich jetzt ein Stau gebildet. Doch Huber ist froh, dass er wieder arbeiten darf. Denn zu den behördlich angeordneten Schließzeiten war er weitere zwei Wochen außer Gefecht, weil ein Fahrschüler positiv auf das Corona-Virus getestet wurde. Dass die Fahrschulen in Bayern zeitweise nicht ausbilden durften, während die in anderen Bundesländern wie Baden-Württemberg oder Hessen unterrichten durften, ärgert Huber. "Wir fahren alle mit Maske und tragen auch im Theorie-Unterricht Maske" - bislang habe sich niemand in der Fahrschule angesteckt. Zudem habe er Luftumwälzungsgeräte für den Schulungsraum und für einen Pkw angeschafft, lüfte regelmäßig, mache Pausen und lasse auch nur mehr elf Personen in die Fahrschule. "Mehr können wir nicht machen, jetzt gibt es eine Warteliste", erklärt Huber, der seine Arbeitszeit auf zehn Stunden täglich ausgedehnt hat. Wie steht es mit seinem Punktekonto in der Verkehrssünderkartei? "Ich habe noch nie einen Punkt in Flensburg gehabt", versichert er. Für ihn wäre das auch wirklich bitter, denn dadurch könnte er die Fahrlehrerlizenz verlieren. "Ich muss vorbildlich sein", weiß er. In jungen Jahren gab es einmal einen Fall, bei dem er zehn Mark zahlen musste, weil er sechs Stundenkilometer zu schnell unterwegs war. "Da bin ich ins Krankenhaus gefahren, weil mir ein Arzt vorher prognostiziert hatte, dass es sein kann, dass ich schwer krank bin". Das habe sich dann - Gott sei es gedankt - nicht bewahrheitet. Vom Alkohol lässt er sowieso die Finger, wenn er am Steuer sitzt und wenn’s mal ein Glas Wein sein darf, dann wechselt er auf die Beifahrerseite. Manfred Huber hat eine Ausbildung zum Kfz-Mechaniker durchlaufen, bevor er sich dazu entschied, in die Fußstapfen des Vaters zu treten. Im kommenden Jahr gibt es die Fahrschule Huber nun schon seit 40 Jahren. Ob der 62-Jährige ans Aufhören denkt? "Ganz auf keinen Fall", das habe ihm die dreimonatige Zwangspause im Lockdown gezeigt. Aber kürzertreten möchte er schon einmal, wenn auch noch nicht in den nächsten Jahren. Dann hat er mehr Zeit für Sport, den er bereits jetzt intensiv als Ausgleich zum Job betreibt - Tennis und Radfahren und Fitnesstraining. Und wer kann nun besser Autofahren - Frauen oder Männer? "Die Mädchen haben tüchtig aufgeholt und die Burschen vielleicht schon überholt", sagt er aus langjähriger Erfahrung mit über 4000 Fahrschülern. Früher sei das anders gewesen, da hätten die jungen Männer - vor allem aus der Landwirtschaft - bereits Erfahrung mitgebracht. Doch es gebe natürlich auch Frauen, die mit technischen Dingen wenig am Hut hätten. "Gut sind meistens die, die den Führerschein selber zahlen müssen", zeige die Erfahrung. Etwa die Hälfte sei engagiert, die anderen 50 Prozent müssten überzeugt werden, dass der Führerschein nicht übers Kurzzeitgedächtnis zu kriegen sei. "Ruhig und sachlich" versucht Huber, den Schülern das Autofahren beizubringen und erklärt ihnen auch, dass "Wissen gegen Nervosität hilft". Er jedenfalls meldet keinen Fahrschüler ohne ausreichende Vorbildung zur Prüfung an. Deshalb ist die Durchfallquote auch entsprechend niedrig und kann er sich "sicher fühlen, wenn ihm ein Fahrschüler später einmal entgegenkommt", wie er sagt. Heute sei der Führerschein vielen nicht mehr so wichtig. Nur noch 40 bis 50 Prozent der jungen Erwachsenen machten die Prüfung mit 18 Jahren. Bei der Freizeitgestaltung stehe der Führerschein nur mehr auf Platz 10, den Jugendlichen sei anderes wichtiger, viele nutzten öffentliche Verkehrsmittel. Sicher ist auch der Preis ein Grund für einige, abzuwarten. Unter 3000 Euro sei der Führerschein kaum noch zu kriegen. Durch die höheren Ansprüche des TÜV sei "die Zahl der Fahrstunden gestiegen". Seit Jahresbeginn dokumentiert ein Computer die Fahrweise des Prüflings und erleichtert dem Prüfer die Entscheidung. Und seit April besteht die Möglichkeit, mit einem Automatik-Fahrzeug die Prüfung zu absolvieren, wenn vorab mindestens zehn Stunden mit einem Pkw mit Schaltgetriebe gefahren werden. Das Interesse daran steigt, weil dieser Führerschein auch international gilt, glaubt Huber. Deshalb gibt es in der Fahrschule bald ein neues Automatik-Fahrzeug.

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