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Soziales: Drehorgel-Mann bringt Lebensfreude zurück

Soziales

Drehorgel-Mann bringt Lebensfreude zurück

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    Bertl Balogh spielt auf seinem Leierkasten altbekannte Heimatlieder und Märsche. Christl König sitzt an ihrer Terrassentüre und ist sichtlich gerührt. Seit Wochen hat sie so gut wie keinen Kontakt zur Außenwelt.
    Bertl Balogh spielt auf seinem Leierkasten altbekannte Heimatlieder und Märsche. Christl König sitzt an ihrer Terrassentüre und ist sichtlich gerührt. Seit Wochen hat sie so gut wie keinen Kontakt zur Außenwelt. Foto: Diana Zapf-Deniz

    Seit Wochen darf Klaus König seine Mutter im AWO Seniorenheim in Gersthofen nicht besuchen. Seine Frau Gabriele und er vermissen sie sehr. „Außerhalb von Corona gehen wir jeden zweiten Tag zu ihr ins Heim“, erzählt er. Nun würden sie seine Mutter nur einmal in der Woche für etwa zehn Minuten an der Eingangstüre sehen. „Wir klingeln vorne, und eine Pflegerin bringt meine Mutter dann zur Tür.“ Zum Muttertag wollten die Königs nicht nur der 94-jährigen Christl König eine Freude bereiten, sondern allen Heimbewohnern und überlegten sich eine ganz besondere Überraschung. „Meine Schwiegermutter stirbt nicht am Alter, sondern an Einsamkeit“, ist Gabriele König besorgt. Telefonieren gehe schlecht. Fernsehen könne die ältere Dame aufgrund des Augenlichts auch nicht mehr, und Beschäftigungsangebote wie Spielenachmittage fänden aufgrund der Krise ebenso wenig statt. „Ich verlerne schon das Sprechen“, habe ihr die Seniorin gesagt. Selbst die Terrassentüren mussten verriegelt werden, Fenster dürfen dort nur noch gekippt werden, weil sich manche Besucher nicht an die aktuellen Vorschriften hielten und einfach über die Terrasse zu den Angehörigen in die Heime gestiegen seien. Um die Menschen aufzuheitern, beschlossen die Königs, einen Drehorgelspieler zu organisieren und rannten mit dieser Idee offene Türen ein. Heimleiter Markus Schimpel begrüßte das Angebot, natürlich unter Beachtung sämtlicher Auflagen und Hygieneschutzmaßnahmen, die für die Einrichtung selbst als auch das Gelände beträfen. „Die Leute haben große Bedürfnisse und benötigen den Kontakt. Die Zeitlang nach den Angehörigen ist groß. Musik hellt den Alltag auf und dafür sind bestimmt alle sehr dankbar“, berichtet er in der Hoffnung, dass die schwierigste Zeit nun bald vorüber sei für seine rund 70 Bewohner.

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