
Wie die Verteilung von kostenlosen Masken in Neusäß läuft

Plus Die Städte und Gemeinden im Kreis Augsburg haben begonnen, Masken an Bedürftige zu verteilen. Auch in Neusäß geht es los. Wer ein recht auf eine Maske hat.
Der Eingang des Jugendkulturhauses Stereoton in Neusäß ist weiträumig mit rot-weißem Flatterband und Biertischen abgeriegelt. So soll unnötiger Kontakt verhindert werden. Dahinter in einem großen Pappkarton befindet sich die wertvolle Fracht: FFP2-Masken, frisch aus China importiert. Das legen zumindest die Schriftzeichen auf der Tüte nahe. Die sollen nach dem Willen der bayerischen Staatsregierung an Bedürftige verteilt werden. Die Staatsregierung hat die Landratsämter damit beauftragt. Das Landratsamt Augsburg hat den Auftrag an die Kommunen weitergegeben. Durch eine Plexiglasscheibe von den Interessenten getrennt, vergleichen Markus Bzduch und Tobias Ullmann die Angaben auf den Dokumenten der Kunden mit denen auf ihren Ausweisen. Sind sie wirklich bedürftig genug, um fünf kostenlose Masken zu erhalten?
Die Maskenverteilung im Landkreis Augsburg ist eine spontane Aktion
Die beiden haben die Maskenstation innerhalb eines Vormittags zusammengezimmert. Bis gestern dachten sie noch, dass sie heute das Stereoton verwalten würden oder Corona-konforme Jugendangebote über das Internet organisieren würden. Gerade wäre die jährliche Jobbörse dran, die dieses Jahr online stattfindet. "Wir sind es gewohnt, spontan zu reagieren", sagt Ullmann. Das sei bei der Arbeit in einem Jugendzentrum auch oft genug nötig.
Circa 6.000 Masken hat die Stadt Neusäß nun auf Vorrat und muss sie irgendwie unter die Leute bringen. Bzduch und Ullmann helfen gerne bei der Spontanaktion. Dienstags bis freitags zwischen 13 und 16 Uhr sowie samstags von 9 bis 13 Uhr können Bedürftige sie dort abholen. Je nach dem Grund für ihre Notlage müssen sie unterschiedliche Dokumente vorlegen (siehe Textgalerie). Auf einer Namensliste notieren sie, wer schon eine Maske bekommen hat, um zu verhindern, dass sich jemand noch einmal anstellt.
Die Bedürftigen in Neusäß freuen sich über kostenlose Masken
Eine Dame ist hier, weil ihre Rente nicht zum Leben reicht und sie Grundsicherung empfängt. Und das, obwohl sie immer gearbeitet hat. Das ist ihr hoch peinlich: "Es ist mir peinlich, Almosen anzunehmen", sagt sie. Sie brauche die drei Euro für eine Maske, um Lebensmittel einzukaufen, sagt sie. Es sei zwar ein "netter Zug", die Masken umsonst zu verteilen, aber die ganze Sache sei ihr unangenehm. "Das ist eine weitere Person, der ich sagen muss, dass ich nicht genug Geld habe", bedauert sie. Es wäre ihr deutlich lieber, sich in der Apotheke einzudecken, aber das kann sie sich nicht leisten.

Eine Neusässerin , die Hartz IV empfängt, ist ebenfalls froh, dass es dieses Angebot gibt. Sie hat im Internet noch rechtzeitig günstige Masken gefunden, aber nutzt die Gelegenheit, ihren Vorrat aufzustocken. Sie wurde ohne größere Probleme versorgt. Da sie für ihr tägliches Leben nicht auf Bus und Bahn angewiesen ist, rechnet sie damit, dass der Vorrat eine ganze Weile halten dürfte. Der Bescheid, mit dem sie ihre Bedürftigkeit nachgewiesen hat, lag ohnehin schon in ihrer Wohnung, sodass sie nicht mal zum Jobcenter musste. Einen Verbesserungsvorschlag hat sie aber: "Es wäre besser, wenn alle Bürger Anspruch auf diese Masken hätten", schlägt sie vor. Es gebe zu viele Grenzfälle, in denen die Menschen sie sich genauso wenig leisten können, sie aber keinen Anspruch auf Unterstützung haben. "Viele Rentner haben auch nicht mehr Geld als ich", sagt sie.
Ohne Nachweis dürfen Bzduch und Ullmann die Masken nicht herausgeben. "Wir persönlich würden wahrscheinlich eher Probleme kriegen, wenn wir zu viele verteilen", glaubt Bzduch. Falls welche übrig bleiben, könne man mit ihnen weniger gut ausgestatteten Gemeinden aushelfen. Das könnte tatsächlich geschehen: Der Ansturm am ersten Tag ist noch ausgeblieben. Nur wenige Neusässer haben die Gelegenheit genutzt, um an Gratismasken zu kommen.
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