Sophie Scholls Leben bewegt Zuhörer bei Lesung in Zusmarshausen
Autor Tim Pröse erzählte bei seiner Lesung die Geschichte der Widerstandskämpferin Sophie Scholl. Dabei kommen auch unbekanntere Seiten ihres Lebens zur Sprache.
Es war ein sehr bewegender und nachdenklich machender Abend in der Alten Posthalterei. Spiegel-Bestsellerautor Tim Pröse erzählte sehr gefühlvoll die Geschichte von Sophie Scholl, einer Heldin, die am 9. Mai 100 Jahre alt geworden wäre. Begleitet wurde er von der charmanten Astrid Münder, die die Lieblingslieder von Sophie Scholl einstudiert und neu interpretiert hat: "Durch die Felsen, durch die Lande", ein russisches Wiegenlied, das unter den Nazis verboten war, oder auch "Summertime", "Das gibt's nur einmal" und "Die Gedanken sind frei", bei dem das Publikum mitsingen durfte.
Eine Stunde lang war es mucksmäuschenstill. Kein Husten oder Tuscheln war zu hören. Denn Tim Pröse und Astrid Münder zogen das Publikum von Beginn an in ihren Bann. Mit ausgewählter Musik zu Bildern von Sophie Scholl – die sie mal unbekümmert fröhlich, dann wieder nachdenklich zeigten – trafen beide mitten ins Herz.
Schon die Frisur von Sophie Scholl war revolutionär
Es waren die bisher unbekannten Erinnerungen von Inge Aicher-Scholl, der Schwester von Sophie Scholl, die der Bestsellerautor erhalten hatte und daraus ein sehr persönliches Bild von der Heldin zeichnete. Ihm ging es dabei nicht nur um eine politisch engagierte Widerstandskämpferin, die Flugblätter gegen Hitler, gegen den Krieg und für die Freiheit verteilte und dafür 1943 hingerichtet wurde. Prösel zeichnete auch das Bild einer Sophie Scholl, die bei aller Nachdenklichkeit und getrieben vom Leben gerne rauchte, gerne trank und gerne tanzte. "Vor allem trug sie kurze Haare. Das war in dieser Zeit für Frauen schon mehr als revolutionär", erklärte Pröse. Sie liebte Literatur, sie liebte die Kunst, liebte es, in Flüssen zu baden, ehe sie mit 21 Jahren enthauptet wurde – zusammen mit ihren Freunden.
Die Flugblätter der Weißen Rose hatte die Gestapo vernichtet. Die allerletzte Botschaft von Sophie Scholl ist erst viele Jahre später auf der Rückseite der Anklageschrift entdeckt worden: "Freiheit" stand da, wie bei der Lesung erzählt wurde. "Kann man intensiver leben, wenn man nur ganz kurz lebt?", fragte der Autor in den Raum. "Vielleicht tröstet der Gedanke, dass Sophie Scholl so viel mehr in der kurzen Zeit erlebt hat, wie wir es manchmal gerne erfahren würden", sagte er.
Geschichte von Sophie Scholl berührt die Zuschauer in Zusmarshausen
Die berührende Lesung blieb nicht ohne Wirkung. Viele der Besucher, darunter auch junge Leute, hatten Tränen in den Augen. "Sophie Scholl hatte immer die große Hoffnung, dass sie ihr Feuer an eine junge Generation weitergibt, die in Freiheit aufwächst", sagte Tim Pröse. Er wünsche sich von den Jugendlichen, dass auch sie Mut und Selbstvertrauen finden, Missstände im Alltag anzuprangern.
Er sei immer noch auf der Suche nach der Vergangenheit, sagte ein Besucher, der mit den Tränen kämpfte, wenn er an die harten Zeiten von damals dachte. "Die Väter haben viel gewusst, aber meistens haben sie nichts darüber erzählt, weil sie ihre Kinder damit nicht belasten wollten."
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