
Bahnausbau Augsburg – Ulm: Darum geht es den Kommunen an der Strecke

Plus Vertreter der Städte und Gemeinden von Ulm bis Augsburg haben sich am Montag vor dem nächsten Dialog mit der Bahn besprochen. Das ist der Stand der Dinge.

Die Uhr tickt. In eineinhalb Jahren etwa will sich die Bahn festgelegt haben, wo die Ausbaustrecke zwischen Ulm und Augsburg verlaufen soll. Der Bundestag muss dann noch entsprechende Beschlüsse fassen. Wo aber stehen derzeit die Planungen für das Milliardenprojekt? Was macht die Bahn, was machen die Kommunen an der Strecke, was die Bürgerinitiativen? Anfang kommender Woche treffen sie im sogenannten Dialogforum aufeinander.
Im Vorfeld haben sich die Bürgerinitiativen schon positioniert. Sie fordern, die jetzigen Planungen auszusetzen, weil sie auf veralteten Vorgaben beruhen würden. Der Nahverkehr müsse Vorfahrt vor dem Fernverkehr haben, eine völlig neue ICE-Trasse lehnt die Dachorganisation der Initiativen, die Bischt, ab.
Gegner des Bahnausbaus fordern einen Planungsstopp
Zehn verschiedene Möglichkeiten, wie die Züge von Ulm nach Augsburg fahren könnten, überprüfen die Planer seit vergangenen August. Dafür wird in dieser Woche bei Burgau wieder einmal gebohrt. Bis zu 70 Meter tief dringt der Bohrer in den Untergrund ein. Zweck der Übung: Sie soll Informationen über die Beschaffenheit des Untergrunds liefern, über den die Gleise eines schönen Tages verlegt werden könnten. Denn das ist ein wichtiger Kostenfaktor. Die Bahn betont aber: "Die Bohrungen sind kein Hinweis darauf, dass bereits eine Entscheidung für oder gegen eine Variante getroffen worden ist."
Jede Variante muss diese drei Bedingungen erfüllen: Auf den neuen Gleisen soll der Fernverkehr mit bis zu 300 Stundenkilometern fahren können. 26 Minuten dürfen diese Züge von Ulm bis Augsburg brauchen. Lange Güterzüge haben zwar mehr Zeit für die Strecke, können aber nicht mehr als acht Promille Steigung bewältigen.
Den Unterschied machen soll dann eine Reihe von Dingen: Das sind einmal die Kosten, zweitens der CO2-Ausstoß und drittens das Ergebnis eines Kriterien-Katalogs, in den viele Punkte einfließen. Darunter befinden sich auch die Auswirkungen auf Mensch und Natur.
Bürgermeister tauschen sich im Landratsamt Augsburg zum Thema Bahnausbau aus
Am Montag trafen sich nun die Bürgermeister der verschiedenen Kommunen im Augsburger Landratsamt. Von Ulm bis Augsburg seien Vertreter der betroffenen Städte und Gemeinden dabei gewesen, sagte Landrat Martin Sailer (CSU) im Anschluss an das nicht öffentliche Treffen auf Anfrage unserer Redaktion. Derartige Treffen finden vierteljährlich statt und Sailer hob hervor, dass die Region derzeit "mit einem hohen Maß an Geschlossenheit" in die Gespräche mit der Bahn gehe. Nur auf diesem Wege lasse sich auch etwas erreichen.
Was die Kommunen eint, ist der Wunsch nach barrierefreien Bahnhöfen, Lärmschutz und einem verbesserten Nahverkehrsangebot in den Räumen Ulm und Augsburg, das mit dem Ausbau der Bahnstrecke einhergehen soll. Offen ist, inwieweit die Bahn diese Anliegen als Teil des Milliardenprojekts sieht. Bislang hat der Bahn-Projektleiter Markus Baumann immer darauf verwiesen, dass das nicht in seiner Zuständigkeit liege. Die Region aber wird, das hatten Sailer und andere schon verschiedentlich deutlich gemacht, auf diesen Mehrwert pochen.
Das Problem am Augsburger Hauptbahnhof
Wichtiges Thema des Treffens am Montag war wieder einmal die Leistungsfähigkeit der Bahnhöfe in Augsburg und Ulm/Neu-Ulm. Sind sie überhaupt in der Lage, eine Zunahme an Nah- und Fernverkehrszügen zu bewältigen, die mit der neuen Strecke einhergehen soll? Im Sommer sollen die Ergebnisse der Untersuchungen der Leistungsfähigkeit dieser Knoten da sein. Der Augsburger Vize-Landrat Michael Higl (CSU) hält das "unter Umständen für die interessantere Frage als den Verlauf der Trasse". Eine Kernforderung sei, dass die Knotenpunkte den Anforderungen gewachsen sein müssten.
Schließlich – darauf weist der Bundestagsabgeordnete Hansjörg Durz (CSU) hin – wirkt sich die Leistungsfähigkeit der Knoten auch auf andere Bahnstrecken aus. Im Raum Augsburg zum Beispiel auf die Paartalbahn oder die Verbindung nach Donauwörth. Auch diese soll ja nach dem Willen des Bundes ausgebaut werden.
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"Den Unterschied machen soll dann eine Reihe von Dingen: Das sind einmal die Kosten, zweitens der CO2-Ausstoß und drittens das Ergebnis eines Kriterien-Katalogs, in den viele Punkte einfließen. Darunter befinden sich auch die Auswirkungen auf Mensch und Natur." Zweitens wird auch in Drittens einfließen.