
Flüchtlingsrat überreicht Offenen Brief an OB Gribl

Augsburger Bündnis setzt sich für langjährig geduldete Flüchtlinge ein. Es fordert die Stadt auf, ihnen eine Zukunftsperspektive zu geben.
Der Augsburger Flüchtlingsrat, ein Bündnis aus 31 Organisationen und Einzelpersonen, hat heute einen Offenen Brief an Oberbürgermeister Kurt Gribl und den Augsburger Stadtrat an den städtischen Sprecher Richard Goerlich überreicht. Er bedankte sich dafür und will den Offenen Brief weiterleiten. Der Brief formuliert die Bitte dass die Stadt prüfen soll, welche Möglichkeiten sie hat langjährig Geduldete einen sicheren Aufenthaltstitel zu ermöglichen.
Um seine Forderung zu bekräftigen und um sich gegen die Abschiebungen nach Afghanistan und in Krieg und Perspektivlosigkeit zu wehren ruft der Augsburger Flüchtlingsrat zum fünften Mal zu einer Demonstration auf. Sie findet am Samstag, 11. Februar, um 12 Uhr am Moritzplatz statt. (ziss)
Der Offene Brief im Wortlaut:
Betreff: Initiative für langfristig Geduldete
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Dr. Gribl, sehr geehrte Mitglieder des Stadtrates,
Herr Pouya wurde nun trotz seiner eigenen Integrationsleistung und beeindruckender zivilgesellschaftlicher Unterstützung zur Ausreise genötigt. Wir können hierüber nur unser Entsetzen ausdrücken und hoffen für Herrn Pouya, dass er seinen Weg in seine Heimatstadt Augsburg zurückfindet. Wir werden unser Mögliches dazu beitragen.
Herr Pouya ist zwar ein besonderer, aber dennoch kein Einzelfall. Wie viele andere Geduldete wartete er jahrelang auf einen positiven Ausgang seines Antrages und bemühte sich in die Gesellschaft aufgenommen zu werden. Obwohl ihm dies trotz rechtlicher Beschränkungen wie einem Arbeitsverbot gelang, wurde er letztendlich zur Ausreise gezwungen. Am 23. Januar fanden erneut Abschiebungen nach Afghanistan statt und wieder traf es Menschen aus unserer nächsten Umgebung.
Diese Maßnahmen zeigen allen Geflüchteten und ihren UnterstützerInnen, dass selbst die von allen Seiten geforderte Integration in die deutsche Gesellschaft wenig Nutzen hat. Der deutsche Staat erzwingt bedenkenlos Ausreisen, ungeachtet der freundschaftlichen und familiären Verbindungen, die ein Mensch in den Jahren davor geknüpft hat. Wir sind der Überzeugung, dass in solchen schweren Fällen Menschlichkeit und christliche Nächstenliebe immer Vorrang haben muss.
Wir haben mit Anerkennung vernommen, dass die Stadt Augsburg kurz vor Weihnachten die Initiative ergriffen und der Härtefallkommission geschrieben hat, um eine wohlwollende Beurteilung des Falles Pouya zu befördern. Sie und alle VertreterInnen der Stadt Augsburg zeigten dabei ihre Anteilnahme als auch ihr Unverständnis gegenüber solchen politischen Entscheidungen. Das muss kein Einzelfall bleiben!
Wir bitten Sie, Herrn Oberbürgermeister Dr. Gribl, und alle wohlwollenden Parteien im Stadtrat die Möglichkeiten der Stadt Augsburg zu prüfen, langjährig Geduldeten eine Zukunftsperspektive in Augsburg zu ermöglichen und diese mit uns zu verwirklichen.
Eine solche Initiative wurde auf Bestreben verschiedener zivilgesellschaftlicher Initiativen erst kürzlich in Köln aufgegriffen. Dort lautet ein Beschluss vom 09. Januar 2017:
„Der Hauptausschuss der Stadt Köln bittet die Verwaltung alle Initiativen zu fördern, die darauf hinwirken, für langjährig geduldete Menschen in Köln eine sichere Aufenthaltsperspektive zu schaffen.“
Wir sind davon überzeugt, dass eine solche Initiative wichtig für die Friedensstadt Augsburg und für die in ihr lebenden Geflüchteten ist und zum sozialen Frieden beitragen wird.
Wir hoffen sehr darauf, dass wir mit diesem Vorschlag Unterstützung bei der Stadt Augsburg und ihren politischen VertreterInnen, als auch bei zivilgesellschaftlichen Organisationen und weiteren Engagierten finden.
Als Teil dieser Stadt wird sich der Augsburger Flüchtlingsrat zusammen mit den hier unterzeichnenden Organisationen und Einzelpersonen selbstverständlich und mit aller zur Verfügung stehender Kraft dafür einsetzen, dass Geflüchtete in Augsburg Zukunftsperspektiven und Lebenschancen erhalten.
Wir hoffen auch auf Ihre Unterstützung und erwarten eine positive Antwort. Ein persönliches Gespräch, zu dem wir Sie herzlich einladen, wird sich hierfür am besten eignen.
Mit erwartungsvollen Grüßen,
Ihr Flüchtlingsrat Augsburg
Verfasserinnen:
Augsburger Flüchtlingsrat:
Seraja Bock
Perrine Dilling
Franz Dobler
Dr. Núria Garcia
Dr. Simon Goebel
Ivan Greguriæ
Peter Höll
Laura Hofer
Marina Kregar-Rack
Leon Manavi
Marina Mayr
Mueen Nasrullahi
Simon Oschwald
Dr. Paul Sörensen
Katja Teich
Christine Wilholm
UnterzeichnerInnen:
1. Pareaz e.V./ Initiative VOLLDABEI
2. Grandhotel Cosmopolis
3. Stadtjugendring Augsburg
4. Bürgeraktion Pfersee
5. Interkultureller Garten GrowUp e.V.
6. Tür an Tür - Integrationsprojekte gGmbH
7. Tür an Tür - miteinander leben und wohnen e.V.
8. Soni Unterreithmeier für Solwodi Augsburg
9. DGB Augsburg
10. Stadtschülervertretung Augsburg
11. Landesschülerrat Bayern
12. VVN-BDA Augsburg
13. Susanne Reng für JUNGES THEATER AUGSBURG
14. Lothar Roser, Diözesanvorsitzender der KAB-Augsburg
15. Karman e.V. - Augsburger Kulturverein
16. Sensemble Theater Augsburg
17. Walter Sianos, Aufsichtsratsmitglied des FC Augsburg
18. Diakonisches Werk Augsburg
19. pax christi Diözesanverband Augsburg
20. Pfr. Franz Götz, Herz Jesu Kirche
21. Deutsche Friedensgesellschaft-Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK) Augsburg
22. Augsburger Friedensinitiative (AFI)
23. theater ensemble
24. Arabisch-Deutsche Initiative “Habibi-Spatzl”
25. Regionalverband Deutscher Sinti und Roma Augsburg
26. Susanne Kasch, evangelische Stadtdekanin
27. Patrick Wengenroth, Regisseur und Künstlerischer Leiter des Brechtfestivals 2017
28. Helmut Haug, röm.-katholischer Stadtdekan
29. Dr. Andreas Magg, Diözesan-Caritasdirektor
30. Franz Fischer und Ellen Gratza, Kinodreieck und Kaffeehaus Thalia
31. Referat für Willkommenskultur, Studierendenvertretung der Universität Augsburg
Die Diskussion ist geschlossen.