
Ärger um gesperrten Fußweg am Servatiusstift


Wegen Abrissarbeiten und der geplanten Wohnbebauung ist der kürzeste Weg zur Schertlinstraße bis auf Weiteres gesperrt. Der offizielle Weg ist für Senioren beschwerlich.
Der kleine Fußweg von der Fritz-Hintermayr-Straße zur Schertlinstraße entlang den Localbahngleisen ist so etwas wie eine Lebensader für die Bewohner des Viertels. Bequem und eben können die zumeist betagten Bewohner zur Schertlinstraße und zu den Ärzten und Läden im Prinz Karl Viertel laufen. Umso größer der Ärger, als der Weg vor Kurzem ohne Vorwarnung gesperrt wurde. Erst nach mehreren Briefen und Telefonaten erfuhr Friedrich Bartholomä, der ehrenamtliche Bewohnervertreter des Servatiusstifts/Anna-Hintermayr-Stifts, den Grund – und dass der Durchgang wohl für längere Zeit wegfallen wird.
Rund 400 Bewohner des Servatius-Seniorenzentrums, der Fritz-Hintermayr-Flachhausanlage sowie der Wohnsiedlung an der Buchinger Straße seien von der Sperrung direkt betroffen, berichtet er. Der Umweg, den sie jetzt auf ihrem Weg ins Prinz Karl Viertel in Kauf nehmen müssten, betrage mindestens 400 Meter – eine Strecke, die mit Rollator oder Rollstuhl mühselig sei. „Für Rollstuhlfahrer ist der Weg aufgrund der Steigung an der Windprecht- und Schertlinstraße kaum zu bewältigen und birgt die Gefahr, dass sie auf die Straße rollen“, sorgt sich der Bewohnervertreter. „Es bleibt die Feststellung – hier haben die Verantwortlichen und Gremien der Stadt geschlafen“, ärgert er sich.
Hintergrund für die Wegsperrung sind Abriss- und Neubebauung auf dem Gelände des St. Servatius-Stifts. Die Klaus Wohnbau GmbH plant und baut auf dem 14500 Quadratmeter großen Grundstück an der Windprechtstraße eine neue Wohnanlage mit 180 Wohnungen.
Eine besondere Herausforderung seien dabei die vielen alten Bäume auf dem Grundstück, die erhalten bleiben sollen, sagt Luigi Mendozza von der Klaus Geschäftsleitung. Und die seien mitverantwortlich für die Wegsperrung. „Die Verhältnisse, besonders in Richtung Schertlinstraße, sind sehr beengt“, beschreibt er die Situation. Wegen der Bäume könnten die Lastwagen, die derzeit den Abbruchschutt wegfahren, nur nahe des jetzt gesperrten Weges entlangfahren.
Wegen der Bauarbeiten ist der Weg für Fußgänger zu gefährlich
Das werde sich auch nach dem Abriß nicht ändern – denn auch wenn die Baugrube ausgehoben wird und später während der Bauarbeiten bestehe dort akute Gefahr für Fußgänger. Auch eine Gasleitung unter dem Weg mache die Sperrung nötig.
„Uns ist die Bedeutung des Weges bewusst und wir werden ihn so schnell wie möglich wieder öffnen“, verspricht Mendozza. Derzeit werde geprüft, wann das frühestens der Fall sein kann.
Er betont, dass nach den Bauarbeiten die Situation sogar erheblich besser sein soll als bisher. Es werde ein durchgängiges Wegenetz für das gesamte Areal geplant. Die einzelnen Wohngebäude sollen mittels großzügiger Passagen zu den umliegenden Straßen geöffnet werden. „Der Fortbestand des wertvollen Baumbestandes ist auch wesentlicher Bestandteil des Plankonzeptes, sodass parkartige Grünflächen und Wege entstehen werden.
Langfristig wird die Wegführung verbessert
Mittlerweile gab es ein Gespräch zwischen Friedrich Bartholomä, der Firma Klaus und dem Wohnungs- und Stiftungsamt, das unter anderem die paritätische Servatiusstiftung verwaltet, sagt der zuständige Referent und Bürgermeister Stefan Kiefer auf Anfrage. Das Wohnungs- und Stiftungsamt habe ebenso wie die Firma Klaus im Dezember nicht im Blick gehabt, die Bewohner des Viertels rechtzeitig zu informieren, bedauert er, was man dem Bewohnervertreter schriftlich und mündlich mitgeteilt habe. Langfristig werde die Wegführung erhalten und sogar verbessert, so Kiefer.
Die Wegeführung durch das begrünte Areal abseits der Straße hin zur Schertlinstraße sei fest eingeplant und Teil des Gesamtkonzepts. Bis dahin bleibe der offizielle Fußweg an der Fritz-Hintermayr-Straße und der Windprechtstraße hin zur Schertlinstraße uneingeschränkt offen.
Einen weiteren Vorschlag des Bewohnervertreters prüfen laut Kiefer derzeit die Stadtwerke. Derzeit fährt die Buslinie 43 im Stundentakt vom St. Servatius-Stift zum Prinz Karl Viertel und weiter in die Stadt. „Wenn dieser Takt verkürzt würde, wäre den Senioren viel geholfen“, ist sich Bartholomä sicher.
Die Bewohner hoffen auf eine schnelle Lösung. Petra Fischer schiebt ihre Mutter im Rollstuhl die Steigung an der Schertlinstraße hoch. „Der Weg ist schon beschwerlich“, findet sie. Früher hätten die Pfleger die Mutter kurz zum Zahnarzt oder Friseur rüberge-schoben, aber der weite Weg bleibe jetzt an ihr hängen. „Hoffentlich ist der Weg bald wieder offen“, so die Tochter.
Die Diskussion ist geschlossen.