
Corona wirkt sich auf Schwarzfahrten in Bus und Tram in Augsburg aus

Plus Trotz weniger Fahrgästen in Bussen und Straßenbahnen ist die Quote der Schwarzfahrer in Augsburg gestiegen. Welchen Grund das hat.

Corona hat auch die Abläufe im Nahverkehr durcheinandergewirbelt. Die Stadtwerke Augsburg haben in den zurückliegenden Monaten das Angebot an Fahrten mit Bus und Tram reduziert. Es war eine Reaktion darauf, dass deutlich weniger Fahrgäste unterwegs waren. Kontrollen in den Fahrzeugen gibt es aber weiterhin. Dabei hat sich gezeigt, dass im Jahr 2020 prozentual mehr Schwarzfahrer ertappt worden sind. Zur Berechnung dieser Größe dient die sogenannte Schwarzfahrerquote.
Sie besagt, wie viele der kontrollierten Fahrgäste keinen gültigen Fahrschein vorlegen konnten. Im Jahr 2020 lag die Quote laut Stadtwerke-Sprecher Jürgen Fergg bei 2,5 Prozent. In früheren Jahren waren es rund zwei Prozent. Das heißt: Zwei Prozent der kontrollierten Fahrgäste hatten keinen gültigen Fahrschein. Das ist nach Auskunft der Stadtwerke ein bundesweit durchschnittlicher Wert.
Augsburg: Der Vordereinstieg in Bussen ist derzeit abgeschafft
Dass in der Bilanz für das vergangene Jahr ein höherer Wert in der Statistik auftaucht, hängt nicht mit einer Zunahme von Kontrollen zusammen. Fergg führt es auf geänderte Regelungen im Busverkehr zurück. Seit Beginn der Pandemie wurde der Vordereinstieg in Bussen aufgehoben. Das heißt, derzeit können Fahrgäste auch an anderen Türen zusteigen. Dies erhöhe offenbar den Reiz, sich ohne Fahrschein in den Bus zu setzen. Allerdings ist es gegenwärtig aber auch so, dass in den Fahrzeugen selbst keine Tickets gekauft werden können. Automaten stehen lediglich an Straßenbahnhaltestellen und ganz wenigen Bushaltestellen.
Die absoluten Zahlen unterstrichen allerdings, betont der Stadtwerke-Sprecher, dass das Thema Schwarzfahren nicht im Vordergrund gestanden habe: "Unsere Fahrscheinprüfer haben auch viele andere Aufgaben übernommen, wie beispielsweise die Information der Fahrgäste über die Schutzmaßnahmen an Haltestellen und in den Fahrzeugen." Teils hätten die Kontrolleure zudem Masken verteilt. Ein anderer Aufgabenbereich war der Einsatz an stark frequentierten Punkten mit hohem Fahrgastaufkommen. In diesem Fall wiesen die Kontrolleure die Fahrgäste darauf hin, in Stoßzeiten auf die folgenden Fahrzeuge zu warten.
Im Durchschnitt kontrollierten die Stadtwerke pro Monat rund 44.000 Fahrgäste, rund 1.100 hatten keinen gültigen Fahrschein. Das entspricht der Quote von 2,5 Prozent. Zum Vergleich: Im Jahr 2019 waren es durchschnittlich 80.000 kontrollierte Fahrgäste pro Monat. 1.700 Schwarzfahrer standen zu Buche. Zum Thema Kontrollen im Nahverkehr erläutert der Stadtwerke-Sprecher: "Kontrollen kosten Geld." Unterm Strich koste es mehr Geld, als durch Einnahmen bei erwischten Schwarzfahrern erzielt werde.
Die Strafe für eine Schwarzfahrt in Augsburg liegt bei 60 Euro
Wer bei einer Kontrolle ohne gültigen Fahrschein ertappt wird, zahlt als "erhöhtes Beförderungsentgelt" 60 Euro. Die Stadtwerke kontrollieren laut Fergg jedoch nicht, um Geld einzunehmen oder Fahrgäste abzuzocken, "sondern um die mehr als 97 Prozent ehrlicher Fahrgäste, die einen Fahrschein kaufen, zu schützen und Schwarzfahrer zur Ehrlichkeit, also zum Kauf eines Fahrscheins, zu bewegen".
Die Stadtwerke haben etwas mehr als 20 festangestellte Kontrolleure im Einsatz. Studenten unterstützen zeitweise die Kontrollen. Die Kontrolleure sind auch Servicekräfte, die Fahrgästen bei Fragen weiterhelfen. Daher sollten die Stadtwerke-Mitarbeiter durch Stadtwerke-Dienstkleidung erkennbar sein. Dies gilt allerdings nicht für jeden Fahrscheinprüfer. Etwa zur Hälfte sind die Kontrolleure in Zivil unterwegs, damit sie nicht schon von Weitem, etwa wenn sie an der Haltestelle stehen, als Fahrscheinprüfer erkannt werden.
Hören Sie sich dazu auch unsere Podcastfolge über die Firma Boxbote an, die wir 2019 aufgenommen haben:
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Die Diskussion ist geschlossen.
Mann oh Mann,
Absicht wegen höherem Bußgeld unterstellen, kann keine Fahrkarte kaufen?
Ich bin viel mit verschiedenen Öffis unterwegs, auch außerhalb Augsburg. Ich habe schon seit Jahren keinen Fahrschein mehr am Automat gekauft. Auf meinem Handy sind halt weniger Spiele oder soziale Medien verfügbar, sondern eher praktische Apps samt Registrierung und hinterlegter Zahlungsweise. Das funktioniert auch im AVV, der Bahn, selbst bei der ÖBB oder Trenitalia kann man sich einen Account anlegen.
>> Dies erhöhe offenbar den Reiz, sich ohne Fahrschein in den Bus zu setzen. Allerdings ist es gegenwärtig aber auch so, dass in den Fahrzeugen selbst keine Tickets gekauft werden können. Automaten stehen lediglich an Straßenbahnhaltestellen und ganz wenigen Bushaltestellen. <<
Fass wir es kurz zusammen - spontane Fahrten mit dem Bus sind in Augsburg an vielen Haltestellen nicht möglich, weil der Fahrgast keinen Fahrschein kaufen kann.
Das ist sicherlich Absicht, denn an einem Bußgeld ist doch verdient als an einer Fahrkarte.