
Eine bunte Gemeinde sagt Pfarrer Adieu

Ehrenformation für den Kommandanten des einzigen Augsburger Faschingsumzugs "Jux und Radau". Seit Mitte der 70er-Jahre führt Anton Schmid die Faschingsfreunde durch den Stadtteil.
Dicht gedrängt säumten die Besucher die Straßen der Firnhaberau. Bei strahlendem Sonnenschein war am Sonntagnachmittag plötzlich ein „Nebelhorn“ zu hören. Es kündigte das Schiff „MS Firnhaberau“ an, das von der Kirche St. Franziskus aus durch die Siedlungsstraßen glitt. Es führte den einzigen Faschingszug in der Stadt an, der in der inzwischen 43. Saison unter dem Motto „Jux und Radau“ in der Firnhaberau veranstaltet wurde.
Vorneweg ging „Captain“ Pfarrer Anton Schmid in adretter weißer Kapitänsuniform, immer wieder in sein Megafon rufend: „Jux und Radau – in der Firnhaberau!“ „Unser Kapitän geht von Bord“ stand auf einer Tafel über dem Schiff geschrieben, eine Anspielung darauf, dass Anton Schmid (81) Ende August dieses Jahres als Pfarrer von St. Franziskus in den Ruhestand gehen wird. 48 Jahre hat er die Geschicke der katholischen Pfarrgemeinde als Pfarrer gesteuert. Begleitet wurde „Captain“ Schmid von einer munteren Mannschaft aus Matrosen, alles Mitglieder von Pfarrgemeinderat und Kirchenverwaltung, die seit jeher den Faschingszug organisieren.
Von Kindern und Familien geprägt
Ins Leben gerufen wurde dieser Faschingsumzug Mitte der Siebzigerjahre, um vor allem den Kindern im Stadtteil eine Freude zu machen. Auch diesmal war der Zug wesentlich von den Kindern und ihren Familien geprägt: Die Kinder der katholischen Kindertagesstätte St. Franziskus und ihre Familien gingen als bunte Fabelwesen, Schüler der Grund- und Mittelschule Firnhaberau präsentierten sich, verkleidet als Engel und Teufel, als „Tura-michele-Zweitbesetzung“. Fantasievoll waren auch die Trolle mit ihrem bunten Tüllkopfputz aus der katholischen Kindertageseinrichtung St. Elisabeth im Nachbarstadtteil Lechhausen.
Knapp 15 Gruppen und auch einzelne Faschingsfreunde bildeten den Gaudiwurm, musikalisch begleitet wurde er wieder vom Gersthofer Spielmannszug.
Ein Modell für preiswerte Nahversorgung
Eine politische Spitze teilte – zum wiederholten Mal – der CSU-Ortsverein Firnhaberau aus: Er griff die rührende Geschichte der „Königskinder“ auf, die „nicht zusammenkommen konnten“. Der Wagen, von „Königen“ angeführt, wies auf die beiden Buslinien 22 und 44 hin, die noch immer keine Schnitthaltestelle haben. Die KAB Firnhaberau führte der Faschingsgemeinde ein Euro-7-Fahrzeug vor, ein Modell für eine kostengünstige Nahversorgung in die Umweltzone 7. „Unsere Theaterleut’“ kündigten schon ihr nächstes Theaterstück an, bei dem es – man sah’s an den Figuren – irgendwie ums Jagen gehen wird. Überhaupt waren eine ganze Menge „Tiere“ im und am Rande des Faschingszugs zu sehen. Von einem „Hasen“ angeführt wurde der Wagen des Gartenbau- und Kleintierzuchtvereins, bei dem man erfuhr, dass der Verein bereits seit 98 Jahren besteht. Hingucker waren auch einzelne kleinere Gruppen, etwa „Siegfried und Roy“ als Dompteure, die ein Leiterwägelchen mit einem Löwen führten.
Es dürften Tausende von Passanten gewesen sein, die an diesem strahlenden Sonntagnachmittag die Straßen der Firnhaberau säumten. Viele von ihnen hatten sich kostümiert, und wenn es nur ein einfacher Kopfputz oder eine Hawaii-Blumenkette um den Hals war. Die Kinder, als Marienkäferchen, Dinosaurier, Prinzessin und allerlei mehr verkleidet, freuten sich über den satten „Regen“ aus Bonbons, Konfetti und Popcorn. Und manche Anwohner nutzten die Stimmung, um im Hof mit Freunden auf den Fasching anzustoßen. Nach dem Zug wurde im frisch renovierten Begegnungszentrum (BGZ) gefeiert.
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