
Historische "Diesel-Villa": Eigentümer will Abriss mit Klage durchsetzen

Plus Die Stadt hat den Abbruch einer Villa an der Hochfeldstraße abgelehnt. Der Eigentümer klagt. Wird auch die "rote Villa" im Thelottviertel ein Fall fürs Gericht?

Der Streit um den Erhalt einer historischen Villa im Augsburger Bismarckviertel wird zum Rechtsstreit: Der Eigentümer der "Diesel-Villa" an der Hochfeldstraße 15 klagt nun gegen die Stadt, weil sein Abbruchantrag abgelehnt wurde. Er will die Villa abreißen und einen größeren Neubau errichten. Bei der Stadt hat man im Frühjahr die Notbremse gezogen und eine Erhaltungssatzung erlassen, um das prägende historische Gebäude zu retten.
Auf Anfrage unserer Redaktion will sich der Immobilienunternehmer nicht öffentlich äußern, wie es mit dem Gebäude weitergehen soll. Bekannt ist, dass er die Villa abreißen möchte, um stattdessen einen größeren Neubau mit Wohnungen auf dem Grundstück zu errichten. Zunächst hätte er dafür keine Genehmigung gebraucht, weil die Villa nicht unter Denkmalschutz steht. Der Stadtrat sah jedoch Handlungsbedarf. Um typische Bauten wie diesen im Bismarckviertel zu retten, beschloss er im Frühjahr eine Erhaltungssatzung. Sie gilt für mehrere Straßenzüge, auch für die Hochfeldstraße. Damit ist ein Abbruch der Villa nun genehmigungspflichtig.
Villa in Augsburg: Landesamt prüfte Schutzstatus
Offenkundig will der Eigentümer den Abriss jetzt auf dem Rechtsweg durchsetzen. Nachdem die Erhaltungssatzung beschlossen wurde, habe er einen Abbruchantrag gestellt, dieser sei im September abgelehnt worden, teilt das städtische Baureferat mit. Nun klage er gegen die Ablehnung. Baureferent Gerd Merkle sagte im Bauausschuss, es habe zwischenzeitlich verschiedene Gespräche und Überlegungen gegeben. So sei ein 1:1-Ersatz des Baudenkmals durch einen Neubau zur Sprache gekommen, was die Stadt jedoch ablehnte. Auch über eine Erweiterung des Bestandsgebäudes sei gesprochen worden. Dies wäre sogar ein Ansatz gewesen, so Merkle, allerdings sei diese Überlegung seitens des Eigentümers wieder zurückgezogen worden.
Das Tauziehen um den Erhalt der Villa, die um 1902 von den Architekten Albert Jack und Maximilian Wanner für einen Vetter des berühmten Ingenieurs und Erfinders Rudolf Diesel errichtet wurde, läuft auch noch auf einer anderen Ebene. Einige Bürger befürchten, dass der Schutzstatus für das Gebäude über die städtische Erhaltungssatzung rechtlich nicht ausreichen könnte. Sie brachten eine Petition an den Landtag ins Rollen, um das Gebäude unter Denkmalschutz zu stellen. Ob das möglich sein wird, ist noch unklar. Eine Expertin des Landesamtes für Denkmalpflege hatte sich zunächst gegen einen Schutz ausgesprochen, weil der ursprüngliche Bau im Krieg stark beschädigt und danach wieder aufgebaut worden war. Offenbar hatte man im Landesamt aber nur nach Aktenlage entschieden. Die Villa wurde nicht auf ihre Denkmalwürdigkeit untersucht. Im Juni kam die Expertin dann doch zum Ortstermin.
Der Landtag redet in diesem Fall mit
Was bei der Prüfung herauskam, dazu gibt das Landesamt noch keine Auskunft. Der Stadt liegen die Ergebnisse ebenfalls noch nicht vor. Weil die Prüfung im Rahmen einer Landtagspetition angeregt wurde und diese Petition zugleich eine Anregung zur Vergrößerung des Umgriffs des Ensembles "Lessingstraße" beinhaltete, müsse dieser Sachverhalt erst noch im Landesdenkmalrat beziehungsweise im Landtag behandelt werden, hieß es.
Auch die "rote Villa" ist weiter vom Abbruch bedroht
Auch bei der "roten Villa" im Thelottviertel geht der Kampf um die Rettung weiter. Das historische Gebäude an der Perzheimstraße 36 wurde im März quasi in letzter Minute als Baudenkmal ausgewiesen, um einen weiteren Verlust von historischer Bausubstanz in Augsburg zu verhindern. Der Besitzer will die Villa abreißen, um auf dem Grundstück neuen Wohnraum zu schaffen. Das alte Gebäude im Stil der Heimatschutzbewegung gilt jedoch als typisch für das Thelottviertel. Es stammt aus dem Jahr 1911/12 und wurde von dem bekannten Augsburger Architekten Sebastian Buchegger errichtet.

Auch dieser Eigentümer wollte unserer Redaktion nichts zu seinen weiteren Plänen sagen. Bekannt ist, dass er einen Antrag zum Abbruch des Baudenkmals gestellt hat. Wie das Baureferat mitteilt, wurden die nachgereichten Unterlagen von den zuständigen Fachstellen inzwischen geprüft, es seien auch Ortstermine mit dem Statiker und dem Landesamt für Denkmalpflege durchgeführt worden. Derzeit werde ein Bescheid erstellt. (mit skro)

Die Diskussion ist geschlossen.
>> ...es habe zwischenzeitlich verschiedene Gespräche und Überlegungen gegeben. So sei ein 1:1-Ersatz des Baudenkmals durch einen Neubau zur Sprache gekommen, was die Stadt jedoch ablehnte. <<
Es scheint also nicht um das Ortsbild zu gehen...
Aber in 3,5 Jahren mit alten Häusern alles klimaneutral in Augsburg?