
Uni-Test: Yoga am Arbeitsplatz macht gesünder


Augsburger Sportwissenschaftler ließen 100 Mitarbeiter öfter mal den Sonnengruß machen. Die Folgen des Übungsprogramms seien erstaunlich.
Rückenschmerzen am Schreibtisch, Kopfschmerzen am Bildschirm – viele Menschen klagen darüber. Sportwissenschaftler der Uni Augsburg haben getestet, wie man mit mehr Bewegung am Arbeitsplatz gesünder bleibt. 100 Mitarbeiter machten regelmäßig Yoga-Übungen. Was hat es gebracht?
Warum ausgerechnet Yoga, Herr Professor Brandl-Bredenbeck?
Unsere Erfahrung ist, dass viele Menschen Sport treiben wollen, um sich fit zu halten. Aber der innere Schweinehund verhindert es. Mit unserem Projekt „Geh mit“ wollten wir Leute in die Lage versetzen, dass sie selbst entscheiden, was sie für ihre Gesundheit tun. Yoga haben wir ausgewählt, weil es klare wissenschaftliche Zusammenhänge gibt, dass es beim Stressabbau hilft und einen positiven Einfluss bei Problemen wie Rückenschmerzen, Überlastungsgefühlen oder drohender Depression hat. Die Yoga-Philosophie fördert auch die Achtsamkeit der Menschen gegenüber sich selbst. Und nicht zuletzt: Yoga ist sehr beliebt.
Sie sprachen vom inneren Schweinehund. Häufig ist es so, dass man ein Fitness-Programm nur solange mitmacht, wie man von Trainern begleitet wird. Danach ist es vorbei. Wie lief es bei Ihrem Versuch?

In unserem Projekt haben wir seit 2015 Gesundheitskompetenz langsam aufgebaut. In der ersten Phase lernten die Teilnehmer Yoga-Übungen als Grundlage, in der zweiten Phase wurden sie am Arbeitsplatz bei individuell angepassten Übungen für den Alltag von Experten begleitet. Die Begleiter haben sich allmählich ausgeschlichen. In der dritten Phase ging es für die Teilnehmer darum, das Yoga-Programm nachhaltig zu verinnerlichen und selbstständig einen gesundheitsfördernden Lebensstil zu entwickeln. Das haben wir mit Erinnerungs-E-Mails und ähnliche Dingen gefördert.
Der Aufwand für die Studie war groß. Was war das Ergebnis?
Yoga wirkt beeindruckend gut. Die Teilnehmer unsere Programms waren beispielsweise weniger gefährdet, Überlastungsgefühle oder ein Burnout-Syndrom zu entwickeln. Die Ergebnisse können wir belegen, weil wir mit einer Kontrollgruppe gearbeitet haben. Diese Personen nahmen nicht an den Yoga-Übungen teil. Ihr Werte haben sich im selben Zeitraum nicht verändert oder sogar geringfügig verschlechtert.
Aber bleiben die „Yogis“ der Uni Augsburg auch wirklich weiter dran?
Mit unserem Programm haben die Teilnehmer ihren Übungswillen verbessert. Sie haben die Fähigkeit entwickelt, einen gesunden Lebensstil mit mehr Bewegung durchzuhalten und sie lassen sich von Rückschlägen, die jeder mal hat, nicht entmutigen.
Yoga ist bei Frauen sehr beliebt, hatten Sie mit ihrem Angebot auch Erfolge bei Männern?
Ja, wir haben auch sehr viele Männer erreicht. Rund ein Viertel unserer Teilnehmer waren männlich. Das freut mich besonders.
Eine Frage an Sie als Mann: Was ist Ihre persönliche Yoga-Lieblingsübung?
Meine Lieblingsfigur ist der Sonnengruß. Diese Übung beansprucht den ganzen Körper. Die Atemübungen helfen mir, im Arbeitsalltag gelassen zu bleiben. Ich habe allerdings sechs Wochen gebraucht, bis ich mit meinem Bewegungsablauf beim Sonnengruß – mit dem Flow – zufrieden war.
Wie sind Sie insgesamt mit den Ergebnissen der Studie zufrieden – und wie geht es weiter?
Wir haben gezeigt, dass unser Modell funktioniert. Aber man muss einen langen Atem haben, wenn man gesund bleiben will. Wir bereiten unsere Studie jetzt so auf, dass andere Hochschulen, Unternehmen und Einrichtungen das Programm für Gesundheit am Arbeitsplatz übernehmen können. Wir werden unser Angebot außerdem so ausarbeiten, dass man es auch für andere Bewegungsformen anwenden kann. Denn jeder hat ein anderes Interesse an Bewegung, es muss nicht immer Yoga sein.
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