
Neuer Augsburger Bischof: Wer ist Bertram Meier und was muss er jetzt tun?

Plus Papst Franziskus hat den bisherigen Domdekan Bertram Meier zum Bischof ernannt. Es ist eine echte Überraschung. Zuvor hat es eine Panne im Vatikan gegeben.
Papst Franziskus hat einen neuen Bischof für das Bistum Augsburg ernannt. Es ist der bisherige Domdekan Prälat Bertram Meier. Er war während der Vakanz auf dem Bischofsstuhl Diözesanadministrator. Um 12 Uhr verlas Generalvikar Harald Heinrich das Ernennungsschreiben.
Panne im Vatikan: Personalie Meier zu früh veröffentlicht
Zuvor hatte es bei vaticannews.va, dem offiziellen Nachrichtenportal des Vatikan, offenbar eine Panne gegeben. Die Personalie Meier war bereits gegen 10.30 Uhr kurzzeitig online bekannt gegeben und dann rasch wieder entfernt worden. Normalerweise gibt der Vatikan den neuen Bischof auf seiner Internetseite zeitgleich mit der Ernennung vor Ort um 12 Uhr bekannt. Für eine Viertelstunde läuteten anschließend die Kirchenglocken im Bistum Augsburg, um die Ernennung zu verkündigen.

Zuvor hatte die Bayerische Staatsregierung der Personalie zugestimmt. Denn im bayerischen Konkordat von 1924, einem Staatskirchenvertrag, heißt es, dass der Heilige Stuhl vor der Ernennung eines neuen Bischofs „in offiziöser Weise mit der Bayerischen Regierung in Verbindung treten“ müsse, „um sich zu versichern, daß gegen den Kandidaten Erinnerungen politischer Natur nicht obwalten“. Eine reine Formsache. Nach Auskunft eines Sprechers der Bayerischen Staatskanzlei sei das genaue Prozedere dieser sogenannten Unbedenklichkeitserklärung innerhalb der Bayerischen Staatsregierung „absolut vertraulich“. Es bedürfe keines formellen Kabinettsbeschlusses.
Bertram Meier stammt aus dem Bistum Augsburg
Mit Bertram Meier bekommen die katholischen Gläubigen im Bistum Augsburg nach relativ kurzer Zeit nun wieder einen Oberhirten. Das Besondere: Meier stammt aus der Region. Der 59-Jährige ist in Buchloe im Ostallgäu geboren und in Kaufering, im Landkreis Landsberg aufgewachsen. Es ist nicht so häufig, dass ein katholischer Bischof aus dem eigenen Bistum stammt.
Anfang Juli 2019 hatte Franziskus das altersbedingte Rücktrittsgesuch des damaligen Augsburger Bischofs Konrad Zdarsa, 75, angenommen. Zdarsa war von Papst Benedikt XVI. am 8. Juli 2010 zum Bischof von Augsburg ernannt worden. Am 23. Oktober 2010 wurde er in sein Amt eingeführt. Wann genau die Amtseinführung von Meier sein wird, steht noch nicht fest.
Konrad Zdarsa war der Nachfolger von Walter Mixa, der unter anderem wegen Prügelvorwürfen am 21. April 2010 dem Papst seinen Rücktritt angeboten hatte. Dass die Wahl auf Zdarsa fiel, galt als Überraschung – nicht bloß, weil das Bistum Görlitz, in dem er Bischof war, nur 28.700 Katholiken hatte. Sondern vor allem, weil Zdarsa bundesweit recht unbekannt war. Die Erwartungen an ihn waren hoch – was man von ihm allerdings realistischerweise erwarten konnte, war völlig ungewiss.

Augsburg ist eines der großen Bistümer Deutschlands
Der neue Augsburger Bischof Betram Meier kommt in eines der großen deutschen Bistümer, von denen es insgesamt 27 gibt. Es hat eine Fläche von 13.665 Quadratkilometern. Im Bistumsgebiet leben knapp 1,3 Millionen Katholiken bei knapp 2,5 Millionen Einwohnern. Es gibt 997 Pfarrkirchenstiftungen und 215 Pfarreiengemeinschaften (Stand Ende Dezember 2018). Meier findet in ihm ein breites Spektrum katholischen Glaubenslebens vor, das sich über eine Großstadt wie Augsburg bis hin ins Allgäu erstreckt. Neben Glaubensfernen gibt es im Bistum liberale wie überaus katholisch-konservative Gruppierungen – und immer wieder auch kontroverse Debatten über kirchenpolitische Themen.
Bertram Meier wird als Bischof versöhnen müssen
Dies hat in der jüngeren Vergangenheit zu Verwerfungen geführt; die Bischöfe Walter Mixa und Konrad Zdarsa polarisierten und gerieten bundesweit in die Kritik. Nicht von ungefähr rief Bertram Meier als Diözesanadministrator zu Beginn seiner Zeit als vorübergehender Leiter des Bistums zu einem stärkeren Miteinander von reformorientierten und konservativen Gruppierungen auf. Nun muss Meier selbst als Bischof die Aufgabe übernehmen, vermittelnd und versöhnend zu wirken. Andere Probleme teilt er dagegen mit seinen Mitbrüdern: Priestermangel, hohe Austrittszahlen, immer neu bekannt werdende Missbrauchsfälle.
Mit der Annahme des Amtsverzichts von Konrad Zdarsa durch Papst Franziskus im Juli 2019 wurde der Augsburger Bischofsstuhl mit sofortiger Wirkung vakant. In der bischofslosen Zeit darf nach Kirchenrecht nichts verändert werden. Der innerhalb weniger Tage gewählte Diözesanadministrator führt lediglich die laufenden Geschäfte.
Der nun ernannte neue Augsburger Bischof muss laut Kirchenrecht „innerhalb von zwei Monaten, vom Zeitpunkt der sicheren Kenntnisnahme der Versetzung an gerechnet“, seine neue Diözese aufsuchen (wenn er bereits Bischof ist) „und von ihr in kanonischer Form Besitz ergreifen“. Diese „Besitzergreifung“ ist im Fall Bertram Meiers sehr einfach, er war ja bisher Domdekan in Augsburg und führte als Diözesanadministrator nach dem Rücktritt Konrad Zdarsas die Geschäfte im Bistum.
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Die Glocken haben es heute Mittag verkündet: Dr. Bertram Meier ist neuer Bischof unserer Diözese Augsburg. Das ist eine sehr gute Entscheidung des Hl. Vaters! Deo gratias!
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