
Das Nötigste trägt weit

Nerudas „Canto General“ ist ein Großwerk gegen den Faschismus. Die Vertonung von Mikis Theodorakis war in der Kiste zu hören – in einer Fassung, die betroffen machte
1938 hatte der chilenische Dichter Pablo Neruda die Arbeit an seinem Gedichtzyklus „Canto General“, zu deutsch „Der große Gesang“, begonnen. Mikis Theodorakis, der große griechische Komponist, schuf 20 Jahre später ein knapp zweistündiges Oratorium für zwei Solostimmen, gemischten Chor und Orchester aus einigen Teilen des mehr als 15000 Verse umfassenden Poems. Ein monumentales Werk, das am 4. April 1981 im damaligen Ost-Berlin uraufgeführt wurde.
Das Chemnitzer Trio Quijote, das sich seit 2001 mit Liedern des Komponisten Theodorakis beschäftigt, reduzierte einen Teil des „Canto General“ zu einer Fassung für drei Stimmen und drei Instrumente. 2013 uraufgeführt, fand diese massiv reduzierte Version des Hymnus auf die Schönheit und die Leiden Lateinamerikas nun ihren Weg in das Foyer der Augsburger Puppenkiste.
Was Sabine Kühnrich (Gesang, Flöte), Ludwig Streng (Gesang, Piano, Bouzouki) und Wolfram Hennig-Ruitz (Gesang, Gitarre) auf die Bühne brachten, war äußerst anspruchsvoll. Nicht allein inhaltlich, denn Nerudas bekannte Gedichtsammlung wendet sich in erster Linie und mit harten Worten gegen den Faschismus in seinem Heimatland. Auch musikalisch ist der „Canto General“ nicht leicht zu verdauen, orientieren sich die Kompositionen doch stark an Rhythmik und Melodik der Texte, was zu vermeintlichen Brüchen und abrupten Wechseln führt. Dies wurde im auf das Nötigste reduzierten Arrangement umso deutlicher.
Die Bearbeitung des Chemnitzer Trios betonte außerdem, wie sich das Werk beim ersten Hören förmlich entzieht. Sie verlieh dem epischen „Canto General“ eine Schwere, die umso betroffener machte. Dies nicht zuletzt, weil der Grundtenor des Oratoriums, der sich für eine friedlichere und gerechtere Welt einsetzt, auch heute noch nichts von seiner Aktualität verloren hat.
Dass sich die sieben ausgewählten Stücke als von Sabine Kühnrich und Ludwig Streng geschaffene, deutsche Nachdichtungen entpuppten, die durch die eingeflochtenen Informationen über die Entstehung der Gedichte und der Vertonung eine weitere Vertiefung erfuhren, setzte dem anspruchsvollen Abend die sprichwörtliche „goldene Krone“ auf. Eine außergewöhnliche Veranstaltung, die die Zuhörer 90 Minuten lang in ihren Bann zog.
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