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Prozess in Augsburg: Gewaltorgie im Bus: Gruppe attackiert Mann mit Bierflasche

Prozess in Augsburg

Gewaltorgie im Bus: Gruppe attackiert Mann mit Bierflasche

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    Drei der Angeklagten müssen nun ins Gefängnis.
    Drei der Angeklagten müssen nun ins Gefängnis. Foto: Daniel Reinhardt, dpa (Symbolbild)

    An diese Fahrt in einem städtischen Linienbus werden sich die Fahrgäste sicher ein Leben lang erinnern. Denn vor ihren Augen hat sich eine Orgie der Gewalt abgespielt: Zielscheibe einer Gruppe angetrunkener junger Leute wurde dabei ein Fahrgast.

    Die Schläger zertrümmerten auf seinem Kopf mindestens eine Bierflasche. Bevor die vier Männer und eine Frau flüchteten, warfen einige von ihnen gezielt im Bus mit leeren oder vollen Flaschen. Ein Flaschenwurf traf die Frontscheibe, die zersplitterte.

    Als Bier verschüttet wurde, eskalierte die Situation

    Der Gewaltexzess, der sich vor drei Jahren nachmittags in Haunstetten an einer Haltestelle abspielte, ist jetzt abermals vor Gericht verhandelt worden. In einem Berufungsprozess hat eine Strafkammer des Landgerichts am Freitag die Täter zu deutlich härteren Strafen verurteilt. Drei der fünf Angeklagten müssen wegen gefährlicher Körperverletzung ins Gefängnis.

    Sichtlich erschrocken reagierte ein 31-Jähriger, als ihn vier Polizisten nach dem Urteil aus dem Gerichtssaal abführten. Zu vier Jahren Haft verurteilt, hat das Gericht mit sofortiger Wirkung einen Haftbefehl erlassen. Der dreifache Familienvater ist zigfach vorbestraft, unter anderem wegen versuchten Totschlags.

    Die jungen Leute waren mit einem Kasten Bier und einer Wodkaflasche zugestiegen. Weil sie lautstark herumalberten, wies der Fahrer sie an, leiser zu sein. Die Situation eskalierte, als Bier verschüttet wurde. Daraufhin forderte der Fahrer sie auf, an der nächsten Haltestelle den Bus zu verlassen. Was die jungen Leute empörte, die auf ihre Fahrscheine verwiesen.

    Der Kopf war voller Glassplitter

    Ein älterer Fahrgast, ebenfalls bei den Stadtwerken als Fahrer beschäftigt, eilte seinem Kollegen zu Hilfe, was die Angesprochenen außer Rand und Band gerieten ließ. Die Frau, 26, als werdende Mutter saß sie auf der Anklagebank, ohrfeigte den Mann.

    Als der 42-Jährige sie daraufhin packte, stürzten sich ihre Begleiter auf ihn. Mit Fäusten und Bierflaschen schlugen sie auf ihn ein. Doch der Mann, von ungewöhnlich kräftiger Statur, ging bei dem Kampf als Sieger hervor. „Mein ganzer Kopf war voller Glassplitter, aber es ist alles gut verheilt“, verriet der 42-Jährige.

    Am Ende der mehrtägigen Beweisaufnahme hatten drei Verteidiger auf Freispruch plädiert. Ihren Mandanten sei nicht nachzuweisen, zugeschlagen zu haben. Nur in einem Fall folgte ihnen das Gericht. Staatsanwalt Alexander Porsche sprach selbst von einem „harten Kampf um die Wahrheit“. Zugleich zeigte er Verständnis, warum viele Augenzeugen später vor der Polizei nur vage Angaben hatten machen können.

    Gericht: Angeklagte zuvor zu zu niedrigen Strafen verurteilt

    Um von den geworfenen Flaschen nicht getroffen zu werden, hatten sie sich verängstigt in ihren Sitzen abgeduckt. Der Ankläger zeigte sich überzeugt, dass alle fünf Angeklagten bei dieser „extremen Gewalttat“ mitgemacht haben. Anders sah es das Gericht nur im Fall eines 31-Jährigen, der in Kürze Vater wird. Richter Christian Engelsberger sprach im Urteil von einem erschreckenden Ausmaß an Gewalt.

    Zugleich übte die Strafkammer ungewöhnlich deutliche Kritik am Urteil der Vorinstanz. Bei zwei Angeklagten seien vor einem Jahr „deutlich zu niedrige Strafen verhängt worden“. Als Einzige der fünf Angeklagten hat sich im Prozess die Frau bei dem Verletzten entschuldigt. Sie überwies ihm 500 Euro als Schmerzensgeld. Was noch in Erinnerung bleibt, ist ihr Schlusswort, als das Gericht sie darum bat: „Es ist blöd gelaufen.“

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