
Spurensuche im Fischerholz


Der theatrale Spaziergang „Schluchten – Neue Nachbarn“ erschließt einen umstrittenen Stadtteil und erzählt Geschichten von praller Lebenslust und bitterer Armut
Fischerholz – der Name hat in Augsburg einen schillernden, fast magischen Klang. Ins Fischerholz durfte man früher nicht gehen, jedenfalls als braves Augsburger Mädchen nicht. Das war (wie man heute sagen würde) eine „No-go-Area“ – wer weiß, was da passieren konnte –und es war gerade deswegen so verführerisch. Fischerholz, das war auch ein Sehnsuchtsort, das klang nach Abenteuer, Fremdheit, ungezügelter Lebenslust. Im Fischerholz, da lebten Diejenigen, die man nicht in der Mitte der Gesellschaft haben wollte. Das waren neben Arbeits- und Obdachlosen vor allem die Zigeuner, wie man damals die Sinti und Roma nannte, und so spiegelt sich im Namen des Stadtviertels jenes ambivalente Verhältnis, das die Mehrheit gegenüber der Minderheit seit Jahrhunderten einnimmt: Misstrauen und Verachtung einerseits; Faszination und Bewunderung andererseits. Was dabei ausgegrenzt wird, das ist die leidvolle Geschichte der Sinti und Roma, die Vorurteile ihnen gegenüber – und auch die Möglichkeit des Kennenlernens.
Diese Möglichkeit will nun Dorothea Schroeder mit ihrem Theaterprojekt „Schluchten – Neue Nachbarn“ eröffnen. Zusammen mit der Dramaturgin Katrin Dollinger und dem Münchner Theaterprojekt-Verein Nyx e.V. lädt die 41-jährige Regisseurin im Rahmen des Friedensfest-Programms dreimal zu einem theatralen Stadtspaziergang durch das Fischerholz ein. Das Publikum kann sich auf ein Stationen- und Erzähltheater einstellen – man sitzt da nicht auf Stühlen vor einer Bühne, sondern wandert durch die Äußere Uferstraße und die Schönbachstraße, durch den Westen- und Nordendorfer Weg. An verschiedenen Stationen erzählen Bewohner vom Leben der Sinti und Roma, spielen Profi-Schauspieler Szenen von praller Lebenslust und bitterer Armut, von der Ablehnung der „Zigeuner“ durch ihre Nachbarn und der Verfolgung durch das Nazi-Regime. Marcella Reinhardt, Vorsitzende der schwäbischen Regionalgruppe im Landesverband Deutscher Sinti und Roma, freut sich auf das Theaterstück: „Das ist ganz wichtig für uns Augsburger Sinti, denn das Fischerholz ist unser Zuhause.“
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