
Die Hochschule Augsburg ist am Limit

Zum Wintersemester ist die Zahl der Studierenden noch einmal gestiegen. Präsident Gordon Thomas Rohrmair sagt, die Kapazitäten seien ausgereizt. Damit sieht er Probleme auf den Wirtschaftsraum zukommen.
Über 6700 Studenten sind an der Hochschule Augsburg ins Wintersemester gestartet. Ein neuer Rekord. Hochschulpräsident Gordon Thomas Rohrmair hat dennoch Sorgen: Er sieht die Hochschule am Limit, was ihre Kapazitäten betrifft. Mit dem weiteren Wachstum gebe es Probleme. Dies könne sich auch negativ auf den Wirtschaftsraum auswirken.
Seit Gründung der Hochschule studierten noch nie so viele junge Menschen auf dem Campus. Etwa 1500 Studenten begannen im Oktober einen der 19 Bachelorstudiengänge im ersten Semester. Weitere 250 kamen für den Master oder andere Weiterbildungsprogramme an die Hochschule. Im Vorjahr waren es mit 6600 Studierenden noch rund 100 weniger.
Während viele andere Hochschulen für angewandte Wissenschaften in Bayern zuletzt mit Bewerberrückgängen zu kämpfen hatten, mussten in Augsburg 500 junge Leute – trotz guter Noten – abgelehnt werden. Bewerber, die Hochschulpräsident Rohrmair gerne aufgenommen hätte. Das war nicht möglich. „Wir sind mit unseren Kapazitäten am Limit“, sagt er. „Aktuell liegt unsere Auslastung bei 140 Prozent.“ Damit seien die Ressourcen ausgereizt.
Die Hochschule Augsburg hätte Potenzial
Ginge es nur nach den Bewerberzahlen, hätte die Hochschule Augsburg Potenzial, noch mehr Menschen auszubilden. In der Vergangenheit hatte Rohrmair wiederholt auf eine ungebrochen hohe Nachfrage nach Studienplätzen in Augsburg hingewiesen. Die Hochschule sei inzwischen zu klein für den Wirtschaftsraum, warnte der Präsident in einem Interview mit unserer Zeitung im April dieses Jahres. Sie habe in den vergangenen Jahren die Studierendenzahlen dennoch um zehn Prozent erhöht – ohne zusätzliche Mittel vom Freistaat. Die mehr als maximale Auslastung dürfe aber nicht zum Dauerzustand werden.
Die wichtige Rolle für den Wirtschaftsstandort betonte Rohrmair in seiner Rede zur Begrüßung der Erstsemester: Es fehle massiv an Fachkräften, auch wenn sich der Wirtschaftsraum hervorragend entwickle. Über Jahre hinweg habe die Hochschule deshalb ihre Studierendenzahlen erhöht. „IT-Experten und Fachkräfte, die auf die Anforderungen der Digitalisierung reagieren können, werden, trotz vermeintlich drohendem Rückgang der Konjunktur, auch in Zukunft gefragt sein“, so Rohrmair. Im sozialen Bereich werden händeringend Experten gesucht. Vor einem Jahr bot die Hochschule deshalb erstmals den Bachelorstudiengang „Soziale Arbeit“ an. 54 Studenten sind jetzt in den zweiten Jahrgang gestartet. Die meisten Studienanfänger schreiben sich allerdings in die Fächer Betriebswirtschaft, International Management und Maschinenbau ein. Mit etwa 60 Prozent liegt ein Schwerpunkt im Angebot technisch ausgerichteter Studiengänge. 40 Prozent machen Wirtschaft und Gestaltung aus.
Investiert der Freistaat zu sehr in den Ausbau der Universität?
Muss es die Hochschule Augsburg ausbaden, dass der Freistaat massiv in den Ausbau der Unimedizin investiert? Diese Frage wird seit mehreren Jahren diskutiert. Augsburger Hochschulstudenten und der Hochschulrat hatten im vergangenen Jahr massiv bei Ministerpräsident Markus Söder (CSU) protestiert. Anlass war, dass die Hochschule beim millionenschweren Ausbauprogramm für die bayerische Hochschullandschaft leer ausging –trotz hohen Förderbedarfs. Konkret ging es um das Ausbauprogramm, das Söder in seiner Regierungserklärung vom 18. April angesprochen hatte. Danach will der Freistaat mit einem Finanzvolumen von 590 Millionen Euro fast flächendeckend Hochschulprojekte in den Regionen fördern. Eine Sprecherin der Staatskanzlei verwies damals auf die hohen Investitionen des Freistaates in den Wissenschaftsstandort Augsburg. Für die Generalsanierung des Uniklinikums und den Aufbau der medizinischen Fakultät gebe es 650 Millionen Euro. Die Hochschule habe in den vergangenen Jahren 54 Millionen Euro für den Ausbau erhalten, etwa für Bauten der Wirtschafts- und Ingenieurwissenschaften. Auch am neuen Bau für die Ressourcen-Forscher sei die Hochschule gemeinsam mit der Universität beteiligt.
Lesen Sie dazu auch den Kommentar von Eva Maria Knab: Hochschule: Drohen unsoziale Verhältnisse?
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