Eis als Leidenschaft: Das Dolomiti ist in Göggingen eine Institution
In Göggingen ist die Eisdiele eine Institution. Michele Pais de Mori wurde in dieses Geschäft hineingeboren. Wie er aktuell die Lage der Gastronomie bewertet.
"Gelati, Gelati". In den 1960er und 1970er Jahren war der Eisverkäufer nicht zu überhören. Mit einem dreirädrigem Wagen, der immer aussah, als würde er in der nächsten Kurve zusammenbrechen, fuhr der Italiener stolz durch die Straßen. Als Kind hatte man so etwas wie eine innere Uhr und wusste fast immer, wann der "Gelatiere" im Wohnungsviertel ankommt. Heute sind die Karren mit drei Rädern aus dem Stadtbild völlig verschwunden. Im Eiscafé Dolomiti in Göggingen steht noch ein solches Gefährt. Es kommt einmal im Jahr zum Einsatz.
Mit dem Eiswagen geht es zur italienischen Nacht in Göggingen
Gelegentlich verirren sich lediglich noch modernere Eiswagen an die Badeseen. Allerdings einmal im Jahr kann man im Augsburger Stadtteil Göggingen dieses Gefährt immer noch bestaunen. Bei der "italienischen Nacht", die meistens im Juni stattfindet, steht das Ehepaar Simona Bargero und Michele Pais de Mori da mit ihrem Dreirad und verkauft ihr Eis. Wer in Göggingen oder in der Umgebung wohnt, kennt das italienische Paar. Seit 2007 betreiben die beiden das Eiscafé Dolomiti und für beide ist Eis nicht nur ein Geschäft, sondern auch eine Leidenschaft.
Pais de Mori kann sich überhaupt nicht vorstellen, etwas anderes zu machen, als Eis zu verkaufen: "Ich stamme aus einer traditionellen Eisverkäufer-Familie." Er sei praktisch reingeboren. Schon der Großvater hätte nach dem 2. Weltkrieg in Wien eine Eisdiele betrieben: "Später betrieb mein Vater eine Eisdiele in Mannheim und er durfte dort auch die amerikanischen Kasernen beliefern. Das durfte damals nicht jeder. Wir hatten später auch in Dortmund oder in Willingen (Sauerland) eine Eisdiele".
Das Dolomiti ist in Göggingen so bekannt wie das Kurhaus
In Göggingen ist das Dolomiti so bekannt wie das Kurhaus. 1968 wurde die Eisdiele eröffnet. Seit Pais de Mori und seine Frau das Geschäft übernommen haben, hat sich vieles geändert. Damals war das Cafe Demharter der unmittelbare Nachbar des Dolomiti. 2016 konnte dann Pais de Mori das Demharter erwerben. Es wuchs zusammen, was zusammen gehört. "Wir haben natürlich auch einiges riskiert. Es war ja eine große Investition. Wir haben alles saniert und neu eingerichtet."
Im Dolomiti läuft es. Die Terrasse ist vor allem im Sommer fast immer besetzt. An heißen Tagen sind die Schlangen lang beim freien Eisverkauf. Zudem bietet das Paar unregelmäßig an Sonntagen einen Brunch an. Dabei sind die Zeiten nicht gerade einfach. Nachdem während der Coronazeit die Gastro-Mehrwertsteuer für das Verzehren vor Ort von 19 auf sieben Prozent gesenkt wurde, gelten seit 2024 wieder die früheren 19 Prozent. "Wir merken das natürlich und müssen täglich kämpfen. Betriebskosten und Rohstoffe sind alle teurer geworden." Man wolle sich nicht beschweren, das betreffe die gesamte Gastronomie. Eines hat sich allerdings in all den Jahren nicht geändert und zwar die favorisierten Eissorten. "In Laufe der Jahre kamen immer mehr spezielle Eissorten auf den Markt. Es kommt immer etwas Neues aber die Kunden schätzen nach wie vor die klassischen Sorten wie Schoko, Vanille oder Erdbeere."
Pais de Mori, der in Mannheim aufgewachsen ist, stammt aus Auronzo di Cadore. "Das ist bei den drei Zinnen in den Dolomiten", sagt der 52-Jährige. Seine Frau kommt aus dem Piemont, bekannt ist für Kirschen und als Weingegend. Aber auch Simona Bargero kam frühzeitig mit Deutschland in Berührung. Sie hat in Würzburg Fremdsprachen studiert. Jedes Jahr ab Ende November wird das Dolomiti geschlossen und meist ab März wieder eröffnet. In dieser Zeit geht es in die Heimat.
"Wir erledigen dann alles, was zuhause anfällt oder angefallen ist und machen dann auch ein paar Tage Urlaub. In diesem Winter verbrachte das Ehepaar ein paar Tage auf Madeira (Portugal). "Da kommen wir dann ein wenig zur Ruhe", meint Pais de Mori. Göggingen ist schon längst zur zweiten Heimat geworden. "Da haben wir uns gleich heimisch gefühlt und viele neue Freunde gefunden. Mehr deutsche als italienische", lacht Pais de Mori. Für Hobbys bleibt den beiden nur wenig Zeit. Doch ein Vergnügen lässt er sich nicht nehmen: "Wenn ich Gelegenheit habe, fahre ich kleine Touren auf meiner Vespa." Fährt da die Frau auch mit? Pais de Mori grinst: "Eher nicht. Die liest dann lieber."
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Durch den Know How- und Personaltransfer aus Italien gibt es zwischenzeitlich in Deutschland z.T. besseres Eis als in bella Italia.