Jesiden zu Prozess um geplanten Ehrenmord: "Bringen doch niemanden um"
Plus Die Mordpläne eines jesidischen Vaters an seiner Tochter wühlen die Gemeinschaft in Augsburg auf. Die strengen Heiratsgesetze seien ein Problem, sagt ein Experte.
Am Augsburger Amtsgericht läuft ein Prozess, der bundesweit für Aufsehen sorgt. Angeklagt sind ein jesidischer Vater und sein Sohn. Über vier Jahre sollen die beiden die jüngere Tochter drangsaliert haben. Im Mai letzten Jahres sollte es zum Äußersten kommen. Das Mädchen musste in der elterlichen Wohnung mit anhören, wie die Familie über den Mord an ihr beratschlagte. Der Vater hatte nach Ermittlungen der Staatsanwaltschaft festgestellt, dass sie mit einem muslimischen Jungen in Augsburg liiert war. Der Vater soll sie aufgefordert haben, sich von einer Lechbrücke zu stürzen. Auch der Freund des Mädchens soll von dem 44-Jährigen mit dem Tod bedroht worden sein. Das Mädchen floh, das Jugendamt nahm sie in Obhut und vermittelte sie in eine Pflegefamilie. Wie leben Jesiden in Augsburg – und was sagen sie zu dem aufwühlenden Fall?
In Augsburg leben nach Angaben des Ezidischen Kulturvereins etwa 500 Familien, die dieser kurdischsprachigen Minderheit angehören. Sie stammen zumeist aus dem Irak, flohen in den 1990er-Jahren vor Krieg, Diktator Saddam Hussein und der Terrorgruppe IS. Das Jesidentum ist eine der ältesten Religionen der Welt. Ihr Glaube kennt einen Gott, aber keinen Propheten und keine heilige Schrift. Im kulturellen Gedächtnis sind 74 Massenmorde verankert, die von Muslimen verübten Vernichtungszüge prägen ihre jahrtausendealte Geschichte. Eine Mauer aus strengen Normen wie die Endogamie, also das Heiratsverbot mit Nicht-Jesiden, sicherte das Überleben. Auch Hochzeiten zwischen den fünf Kasten, in die die Gläubigen eingeteilt sind, sind nicht möglich. Die Wunden des letzten Massakers sind noch frisch. 2014 wütete der IS in Irak, richtete Tausende Männer in den jesidischen Dörfern hin, entführte die Mädchen und Frauen, verkaufte und versklavte sie. Viele Familien kamen nach ihrer verzweifelten Flucht auch in Augsburg an.
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Die Diskussion ist geschlossen.
Kulturelle Kompetenz hin oder her - wie asozial: "Die Männer sind sich einig: "Unsere Kinder sind frei. Wenn sie das so entscheiden, können sie gehen." Ist dann der Kontakt abgebrochen? Einhelliges Nicken: Ja."
>> Dass der Konflikt zwischen Loyalität, Religion und Liebe bei Heranwachsenden Stress und Schulprobleme auslösen kann, spielt für die vier Vorstände des Vereins keine Rolle. "Es geht eben nicht. Wenn sie unbedingt außerhalb heiraten wollen, müssen sie gehen. Vielleicht ist es in zwanzig Jahren anders", sagen sie dort übereinstimmend. <<
Über diese Freiheiten für eingewanderte Unterdrückungssysteme kann man sich als täglich mit neuen Regeln konfrontiertes Weißbrot nur wundern.
Ja wir sind ein Einwanderungsland - aber Respekt gegenüber solchen Einwanderern wird man nicht verordnen können. Und wir reden nun gar nicht über den eigentlichen Anlass dieses Artikels, sondern über ein ruhiges Gespräch zwischen "vier Vorständen" und einer Zeitungsredakteurin.
>>
Bürgerliches Gesetzbuch (BGB)
§ 1631 Inhalt und Grenzen der Personensorge
(1) ...
(2) Das Kind hat ein Recht auf Pflege und Erziehung unter Ausschluss von Gewalt, körperlichen Bestrafungen, seelischen Verletzungen und anderen entwürdigenden Maßnahmen.
(3) ...
<<
Die geschilderte Vorgehensweise ist in Deutschland schlicht und einfach verboten!
Zitat: "Unsere Kinder sind frei. Wenn sie das so entscheiden, können sie gehen." Ist dann der Kontakt abgebrochen? Einhelliges Nicken: Ja."
Da gehen die Ansichten, was Freiheit wirklich bedeutet, wohl auseinander. Wenn ich jemanden derart unter Druck setzte (entweder deine Freiheit oder wir), dann ist das kaum eine Entscheidung, die man aus freien Stücken treffen kann. Ich denke, dass ist den Herren auch sehr wohl bewusst.
Zwischen den Zeilen liest sich aber auch heraus (" Vielleicht ist es in zwanzig Jahren anders"), dass sie sich vielleicht auch Lockerungen wünschen, es sich selbst aber (noch) nicht trauen, diese voranzubringen.
Ich persönlich (als Atheist) kann mir nicht vorstellen, warum eine Religion wichtiger sein soll, als mein eigenes Kind. Was für ein Gott - wenn es einen gäbe - könnte es wollen, dass ich mein eigenes Kind verstoße und sich selbst überlasse? Definitiv der falsche.
Steinzeitmentalität ?!- So kann man das auch nennen- aber das gibt es nicht nur bei Jesiden, sondern auch in anderen patriarchalischen Gesellschaften wie in Afghanistan, Syrien, Osttürkei etc. Oft ist die einzige Möglichkeit für Heranwachsende insb. Mädchen/ Frauen sich zu befreien einfach ihre Familie zu verlassen ohne Möglichkeit der Rückkehr. Dabei müssen sie noch Vorsicht walten lassen und die Flucht zu verdecken, damit die "liebe" Familie sie nicht aufspürt und wieder zurück auf den "rechten" Weg bringt.
"Es geht eben nicht. Wenn sie unbedingt außerhalb heiraten wollen, müssen sie gehen. Vielleicht ist es in zwanzig Jahren anders". Was ist das denn für eine schwachsinnige Aussage? Mit genau so etwas stellt man sich schützend vor die Täter. Wer wenn nicht die, die den Ton angeben, können etwas ändern?
Eine Religion aus der Steinzeit, erdacht von Männern in der Steinzeit für Männer die heute noch gedanklich in der Steinzeit leben. Und das gilt nicht nur für das Jesidentum.