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Foto: Michael Hochgemuth
Foto: Michael Hochgemuth

Das Schuhhaus Deichmann gehört zu den wenigen Unternehmen, die gegenwärtig in Augsburg investieren. Die Filiale ist in der Bahnhofstraße.

Augsburg
07.02.2021

Lockdown: Die Händler in Augsburg sehnen den Neustart herbei

Von Michael Hörmann

Plus Trotz der Corona-Krise investiert der Einzelhandel in Augsburg. Deichmann modernisiert eine Filiale, im Digitalen wird aufgerüstet. Wo jedoch die größten Probleme liegen.

Viele Geschäfte in der Augsburger Innenstadt haben geschlossen. Der Verkauf im Laden ist verboten. Erlaubt ist, vorbestellte Waren im Geschäft abzuholen. Der Lockdown trifft die kleinen Händler und das große Einkaufscenter City-Galerie schwer, so das allgemeine Stimmungsbild. Dennoch wird investiert. Es seien vor allem Ausgaben für die digitale Infrastruktur, die dabei angefallen sind, heißt es vonseiten des Einzelhandelsverbands. "Investitionen in den Betrieb sind fortlaufend notwendig, um den Ansprüchen der Kunden zu genügen", sagt Geschäftsführer Andreas Gärtner.

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In der Zeit der wirtschaftlichen Krise sind Umbauten von Häusern allerdings selten. Da macht das Unternehmen Deichmann in der Bahnhofstraße eine Ausnahme. Die Filiale wird umgemodelt. Es ist, wie es vonseiten des Unternehmens heißt, ein Bekenntnis zum Standort Augsburg. Verbunden ist die Investition, über dessen Höhe keine Angaben gemacht werden, mit der Hoffnung, dass es bald aufwärtsgeht.

Einzelhandel in Augsburg investiert auch im Lockdown

"Deichmann setzt in der Filiale in der Bahnhofstraße eine langfristig geplante Umbaumaßnahme um, die unseren Kunden nach der behördlichen Wiedereröffnung der Filialen ein noch attraktiveres Einkaufserlebnis ermöglicht", sagt eine Firmensprecherin auf Anfrage. Das aktuelle Ladenbaukonzept werde in der Bahnhofstraße umgesetzt. Der geplante Eröffnungstermin ist am 18. März, wobei die Firmensprecherin das Pandemie-Geschehen nicht aus dem Auge verliert: "Die Eröffnung kann natürlich nur stattfinden, soweit die behördlichen Bestimmungen dies dann erlauben". In den neu gestalteten Verkaufsräumen werde Deichmann sein umfangreiches Angebot präsentieren, zu dem in erster Linie Schuhe gehören.

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Foto: Michael Hochgemuth
Foto: Michael Hochgemuth

Manche Firmen investieren, andere bauen um oder bieten Click and Collect an.

Umbauten standen zuletzt auch in der C&A-Filiale in der Bahnhofstraße an. Diese Arbeiten sind nun beendet. Geschlossen hat gegenwärtig der Turnschuhladen Snipes in der Maximilianstraße. Die Fenster sind abgeklebt, ein Hinweis nennt März als Eröffnungstermin.

Bis zur Wiedereröffnung dauert es noch. Vorerst wird spekuliert, wann der Lockdown gelockert werden könnte und ab welchem Zeitpunkt Kunden wieder direkt zum Einkauf in die Geschäfte können. Bis dahin gelten weitreichende Einschränkungen, die das Kundenverhalten geändert haben.

Was in der City-Galerie Augsburg derzeit läuft

Davon betroffen ist die City-Galerie mit ihren knapp 100 Fachgeschäften. 16 Shops sind gegenwärtig geöffnet, weitere zehn Mieter setzen auf Click & Collect. Für Centermanager Axel Haug ist die Planungsunsicherheit ein Problem: "Wir dürfen oder müssen einfach mit allem rechnen und die nächsten Entscheidungen auf politischer Ebene abwarten". Als Centermanager wünsche er sich natürlich Klarheit und Planbarkeit: "Wie schwer das aber ist, das sieht man ja tagtäglich".

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Sich auf den Neustart vorzubereiten, sei daher nicht so leicht. Andererseits: "Wir sind ja nicht außer Betrieb. Einige Geschäfte sind geöffnet - sodass der laufende Betrieb aufrechterhalten wird und somit sehr schnell angepasst werden kann". Es bliebe Zeit, um einzelne Maßnahmen anzugehen. Der Brunnen im Einkaufscenter gehört in diesem Fall zu den Arbeiten im Haus: "Die gesamte Technik wurde entkalkt und überholt".

Modehaus Rübsamen will Online-Umsatz steigern

Wer am Markt operiert, muss sich nach den Worten des Einzelhandelsverbands-Geschäftsführers Gärtner mit den Rahmenbedingungen arrangieren. Dazu gehört das Modehaus Rübsamen. Geschäftsführer Marcus Vorwohlt sagt: "Wichtigstes Ziel ist es momentan, die Online-Umsätze weiter zu steigern." Inzwischen sind alle Filialen an den Onlineshop und an Plattformen angeschlossen. Dadurch schaffe das Unternehmen momentan 50 Prozent der Umsätze. "Das entspannt die Situation bei uns, da wir immer unabhängiger werden von den Einschränkungen des Lockdowns", sagt Vorwohlt, der auch auf den Rückgang der Kunden vor dem Lockdown verweist.

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Für die Mitarbeiter bedeute der Lockdown massive Einschnitte, die meisten Beschäftigten seien in Kurzarbeit. Rübsamen nutzt das Click-&-Collect-System. Es sei wichtig, um mit den Kunden weiter in Kontakt zu bleiben, erläutert der Geschäftsführer: "Der Umsatz dabei ist aber eher unbedeutend." Sehr frustrierend sei, dass er weiterhin weder Perspektive noch Planungssicherheit habe, wann die Läden wieder öffnen dürfen: "Umso länger sich das noch hinzieht, um so schwieriger wird die Situation".

Welche Branchen von Corona profitiert haben

Eine Bewertung anhand von Zahlen fällt dem Einzelhandelsverband derzeit schwer, wie es um die Situation der Augsburger Händler generell steht. Es gebe große Unterschiede, sagt Gärtner: "Während das Jahr 2020 zum Beispiel für den Lebensmittelhandel, den Fahrradhandel und den Online-Handel ein gutes Jahr war sowie die Umsätze im Baumarkt- und Möbelbereich besser als erwartet waren, war 2020 für die Innerstädtischen Leitbranchen insbesondere für den Modebereich ein absolutes Katastrophenjahr". Daher gehe es aktuell gerade für die meisten Innenstadthändler ums nackte Überleben.

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Gärtner warnt davor, dass der Lockdown in jetziger Form nicht mehr lange für die Händler gut gehen werde. Er sagt: "Stellen Sie sich vor, Ihr Unternehmen bezahlt vier Monate keine Löhne, und Sie bekommen keine Beihilfen, da Sie ja ein paar Euro gespart haben. Innerhalb von vier Monaten hätten sicherlich sehr viele von uns ein Problem." Mitarbeiter und Inhaber im vom Lockdown betroffenen Handel erbringen laut Gärtner seit Monaten einen immensen gesellschaftlichen Beitrag, für den sie nicht angemessen entschädigt würden.

Der Lockdown bedeute für die betroffenen Mitarbeiter im Handel eine immense Belastung. Neben den Ängsten um den Arbeitsplatz stürze der Lockdown auch viele Familien durch die daraus resultierende Kurzarbeit in blanke Existenznot. "Mit 60 Prozent oder auch auf maximal aufgestockte 77 Prozent eines durchschnittlichen Nettoentgeltes im Handel, bringt man in Augsburg keine Familie durch", schildert Gärtner die Nöte der Beschäftigten.

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