Wegen Gratis-Eintritt? Mehr Polizeieinsätze in Augsburgs Freibädern
Die Zunahme an Polizeieinsätzen in den Freibädern alarmiert manche Stadträte. Am freien Eintritt für Jugendliche im Sommer will die Mehrheit aber nicht rütteln.
Kinder und Jugendliche können in den Sommerferien wieder gratis in die städtischen Freibäder. Der Sportausschuss des Augsburger Stadtrats beschloss dies zuletzt, auch wenn es im vierten Jahr der Aktion Diskussionen gab. Eigentlich soll mit dem Angebot, das in Coronazeiten seinen Anfang nahm, die Schwimmfähigkeit von Kindern verbessert werden - doch vonseiten der Wasserwacht gibt es genau deswegen Bedenken. Und politisch stellt sich die Frage, ob sich der Gratis-Eintritt auf die Zahl von Reibereien in den Freibädern auswirkt.
Wie berichtet hatte die Stadt auf eine Anfrage der AfD hin die Zahl der Polizeieinsätze in den städtischen Freibädern im vergangenen Jahr auf etwa 95 beziffert - das würde eine Vervielfachung gegenüber den Vorjahren bedeuten, in denen es schätzungsweise jeweils zehn bis 20 Einsätze gab. Die Polizei sprach auf Nachfrage dann aber nur von 40 Einsätzen 2023. Das Sportreferat erklärte daraufhin gegenüber unserer Redaktion, dass sich die Zahl 95 auf "kritische Vorfälle" beziehe, in denen teils die Polizei gerufen wurde, die teils aber auch über den Sicherheitsdienst und das Bäderpersonal geklärt werden konnten. "Es herrschen keine chaotischen Zustände in den Bädern", betont Sportreferent Jürgen Enninger (Grüne). Dies gelte auch angesichts des Gratis-Eintritts.
Enninger ist es wichtig, dass nicht mit dem Finger auf Kinder und Jugendliche gezeigt wird. Eine mögliche Ursache für die zunehmende Zahl an Problemen sei tatsächlich der Gratis-Eintritt, so das Bäderamt. Enninger sagt, man solle sich aber nicht darauf fokussieren. Die Bäder seien durch den Gratis-Eintritt voller, was ja auch so beabsichtigt sei. "Es kommen viele Menschen auf wenig Platz zusammen", so Enninger. Zusammen mit einer angespannten Personaldecke könne das dafür sorgen, dass es eher mal Schwierigkeiten gibt. Laut Enninger ist es für dieses Jahr gelungen, genug Saisonkräfte als Aufsichtspersonal für die Bäder zu finden - im vergangenen Jahr war dafür eine große Werbekampagne nötig. Die Stadt beabsichtigt nun eine Kampagne im sozialen Netzwerk Tiktok zum richtigen Verhalten in den Bädern, die sich an Jugendliche richtet. Zudem laufen Gespräche mit Stadtjugendring und der kommunalen Gewaltprävention. "Die wenigen Ausreißer, die man hat, wollen wir einfangen, damit kein negativer Beigeschmack aufkommt", so Sportamtsleiterin Ulrike Greiffenberg. Der Aufenthalt in den städtischen Bädern sei sicher.
Sicherheit in Bädern: "Dürfen uns das nicht durch Chaoten kaputt machen lassen"
Das reichte allerdings nicht allen Stadträten. "Wir dürfen uns das nicht durch Chaoten kaputt machen lassen. Als Stadt müssen wir uns etwas überlegen", so Beate Schabert-Zeidler (Bürgerliche Mitte). Die diskutierten Maßnahmen reichten womöglich nicht. "Und natürlich ist es elementar, dass Kinder schwimmen lernen. Aber der freie Eintritt bringt dafür nichts. Dafür bräuchte es mehr Schwimmkurse." Josef Hummel (CSU) sah das ähnlich.
Mehrheitlich sah die CSU das gemeinsam mit dem Grünen Koalitionspartner und der SPD aber anders. Viele Familien hätten Schwierigkeiten, sich den Eintritt ins Freibad leisten zu können. Zumindest eine Gewöhnung ans Wasser könne im Freibad stattfinden, so Bernd Zitzelsberger (CSU). Melitta Hippke (Grüne) wies darauf hin, dass es nicht gesichert sei, dass der Gratis-Eintritt für die zusätzlichen Einsätze verantwortlich sei. SPD-Rat Dirk Wurm sagte, mehr Reibereien gebe es inzwischen überall im öffentlichen Raum. Kinder und Jugendliche dafür büßen zu lassen, indem man den Gratis-Eintritt streiche, passe nicht.
Bei der Polizei möchte man über einen Zusammenhang von Einsatzzahlen und Gratis-Eintritt nicht spekulieren. Eine seriöse Aussage sei nicht möglich, meint Polizeisprecherin Marion Liebhardt. Dafür kann sie Informationen zu den Einsätzen in den Freibädern liefern. Bei den 40 Fällen habe es sich um Diebstähle und Hausfriedensbruch gehandelt. In einem Fall sei es um Körperverletzung gegangen. Laut Polizei machten junge Männer im Alter zwischen 14 und 18 Jahren den Großteil der Tatverdächtigen aus. Schwerwiegende Vorfälle seien der Polizei nicht bekannt.
Gratis-Eintritt in Bäder: Keine Hilfe für Kinder, die nicht schwimmen können
Bedenken zum Gratis-Eintritt äußert Alexandra Eisenrith, Vorsitzende der Wasserwacht Augsburg-West, aus einem anderen Grund. "Das Ziel, dass Kinder schwimmen lernen, wird damit nicht erreicht. Schließlich gibt es keine entsprechenden Kurs-Angebote dazu." Sie arbeitet ehrenamtlich in Familienbad am Plärrer und weiß, wie es dort an manchen heißen Sommertagen mit bis zu 4000 Besucherinnen und Besuchern zugeht. "Letztes Jahr mussten wir mit den Bademeistern öfter eingreifen und Kinder, die nicht schwimmen können, aus dem Wildwasserkanal ziehen." Es gäbe einfach viele Kinder und Jugendliche, die nicht schwimmen können oder es auch nicht lernen wollen." In ihren Augen ist der freie Eintritt angesichts dieses Sicherheitsrisikos "nicht vorteilhaft".
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Wer seine Ruhe haben will, der geht in ein anderes Schwimmbad, in das die zu Problemen neigende Klientel nicht geht. Gibt es auch. Im Übrigen sollten Schwimmkurse für Schüler verpflichtend sein.
Es wäre ja noch schöner, den potentiell gewalttätigen einen öffentlichen Freiraum zu geben!
Schwimmbäder sollten ihr Hausrecht geltend machen und die Unruhestifter einfach aussperren dürfen, damit die restlichen 99,5% der Gäste ihren unbeschwerten Spass haben können. Wer dumm und brutal ist, lernt eben nicht schwimmen.
@Gerold R.: wie soll das denn praktisch gehen? Haben Sie schon mal das Gedränge an der Kasse an einem heißen Sommertag gesehen? Wenn man da jetzt noch bei jedem den Ausweis kontrolliert und gegen eine Datenbank abgleicht, wartet man zwei Stunden, bis man drin ist.
Es ist, wie Andreas B. geschrieben hat. Wenn man seine Ruhe haben will, muss man tiefer in die Tasche greifen, und in eins der teuren privaten Spaßbäder gehen.