
Wohnungsmarkt in Augsburg: Vorgaben beim Bau haben auch ihren Grund

Plus Der Vorstoß der Immobilienwirtschaft ist aus deren Sicht verständlich. Die Debatte rührt an die Grundfrage, wie viel Eingriff im Wohnungsmarkt nötig und möglich ist.
Der Vorstoß der Immobilienwirtschaft, weniger Vorschriften aufgebürdet zu bekommen, ist aus deren Sicht nachvollziehbar: Vorgaben mindern die Erlöse, die aus Projekten herauszuholen sind, und sie machen Wohnungsbau in der Abwicklung komplizierter. Dass da keiner Hurra schreit, ist klar, zumal die Rahmenbedingungen mit Kreditzinsen, Baupreisen und Materialverfügbarkeit schwieriger geworden sind.
Mietpreise für Neubauwohnungen in Augsburg sind nur noch für Gutverdiener
Aus einer übergeordneten Sicht muss man sich aber auch vor Augen führen, dass die Vorgaben ihren Grund haben. Die von der Immobilienwirtschaft kritisierte Sozialquote ist in der Umsetzung nicht immer einfach, das stimmt. Aber andersrum betrachtet: Die städtische Wohnbaugruppe hat es nicht im Kreuz, eins zu eins Ersatz für die nach und nach aus der Preisbindung fallenden Sozialwohnungen in Augsburg zu schaffen, die dann in den freien Markt mit höheren Mieten gehen. Private Bauherren in Neubaugebieten zu verpflichten, ein Drittel geförderte Wohnungen zu bauen, ist ein Eingriff, der aber hilft, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Ein Verlustgeschäft ist das nicht, weil die niedrigere Miete für den Vermieter ja durch staatliche Zuschüsse ausgeglichen wird.
Und nur zur Orientierung: Im Neubau sind aktuell im freien Markt Mietpreise von 13 Euro pro Quadratmeter realistisch – das ist nur noch was für Gutverdiener. Und so gibt es für jede Satzung eine Begründung, wobei sich etwa noch zeigen muss, ob die Zahl der nun vorgeschriebenen Fahrradstellplätze bei Neubauten tatsächlich auch annähernd angenommen wird. Man kann daran zweifeln.
Lage auf dem Wohnungsmarkt könnte sich weiter verschärfen
Die erschwerte Situation auf dem Wohnungsmarkt und die Notwendigkeit für mehr Klimaschutz hat dazu geführt, dass der Bauwirtschaft von der öffentlichen Hand inzwischen weit mehr Vorschriften gemacht werden, als das noch vor zehn Jahren der Fall war. In der Summenwirkung muss man auch mal darauf schauen, was das bedeutet – übrigens auch für die Immobilienpreise. Die jetzige Krise ist vielleicht auch ein guter Zeitpunkt für eine Standortbestimmung. Klar ist aber auch: Ohne Eingriffe und Steuerung der öffentlichen Hand würde der Immobilienmarkt, wenn er ein Grundrecht auf Wohnen bedienen soll, nicht funktionieren.
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