"Die Höhle der Löwen": Kein Deal für Augsburger Start-up
Die digitale Bezahlplattform YoYo.Tips soll Trinkgelder direkt an die Empfänger bringen. Was die Gründer überzeugt, fällt bei Maschmeyer und Co. durch.
Joachim Sedlmeir will mit seinem Start-up YoYo.TIPS Trinkgelder und Spenden digital machen. Bei der TV-Show "Die Höhle der Löwen" bei Vox suchte er deshalb am Montagabend Investoren, die ihm 120.000 Euro für 15 Prozent der Firmenanteile bieten, um sein Produkt weiterzuentwickeln. Doch der 44-Jährige konnte die Jury rund um Carsten Maschmeyer nicht überzeugen.
"Es wäre vermessen zu sagen, ich wäre nicht enttäuscht", sagt Sedlmeir. Während Zuschauerinnen und Zuschauer erst am Montagabend vom Ausgang seines Pitches erfuhren, weiß er schon länger davon, durfte aber nichts verraten. Die Aufzeichnung der Sendung zur 15. Staffel "Die Höhle der Löwen" fand bereits im Frühling 2023 statt. Er sei damals von der Produktionsfirma angesprochen worden, sich zu bewerben. "In diesem Bewerbungsverfahren prüfen dann Experten über mehrere Tage, ob das Konzept hinter dem Start-up überhaupt für ein mögliches Investment infrage kommt", so Sedlmeir. Immer wieder geäußerte Kritik, die Produktionsfirma würde, für einen guten dramaturgischen Ablauf der Sendung, absichtlich auch Start-ups picken, deren Ideen noch nicht ausgereift wären, kontert er damit. "Ich wusste von Beginn an, dass eine Teilnahme keine Garantie für Erfolg ist. Das habe ich bewusst so akzeptiert." Immerhin profitiere man stets davon, über die Sendung bekannter zu werden und natürlich vom Feedback der Löwen. Auch das Augsburger Unternehmen "Nero Grillkohle" scheiterte einst mit einem Deal und entwickelte sich selbst weiter.
Dagmar Wöhrl hadert bei "Die Höhle der Löwen" mit Idee aus Augsburg
Unternehmerin Dagmar Wöhrl zweifelte, wie ihre Kolleginnen und Kollegen, bei YoYo.TIPS daran, wie das Produkt an Kundinnen und Kunden vertrieben werden soll. Hinter dem Start-up steckt eine digitale Bezahlplattform, über die Servicepersonal, von der die Krankenschwester, über den Handwerker bis zum Kellner einfach und vor allem direkt ein Trinkgeld erhalten kann. Der Code kann über die Webseite „yoyo.tips“ erstellt werden. Der Gast, Kunde oder Patient scannt hierfür vor Ort den jeweiligen QR-Code und kann dann online seinen Wunschbetrag eintragen. Damit, so Sedlmeir, käme das Trinkgeld direkt bei jenen an, die bedacht werden sollen, am Monatsende entfielen aufwendige und womöglich nicht gerechte Verteilungsdebatten. Auch Spenden will YoYo.TIPS auf diese Weise ermöglichen. Man stehe bereits mit verschiedenen Kundinnen und Kunden in Kontakt - unter anderem dem Hotel Kloster Holzen sowie einem großen sozialen Träger, der sich um Spendengenerierung kümmert. "Das Feedback der Löwen habe ich mir zu Herzen genommen und zusammen mit meinem Team geschaut, wie man unser Produkt besser skalierbar machen kann", so Sedlmeir.
Aufgeben wolle er trotz der Niederlage bei "Die Höhle der Löwen" nicht. "Ich habe ja auch positives Feedback zu dem Produkt und mir erhalten", sagt er. Dazu sei ihm das Thema Spenden und gerechte Verteilung von Trinkgeldern zu wichtig. "Gerade in der Gastro macht das einen wesentlichen Teil des Gehalts aus." Er hoffe nun auf einen Nebeneffekt der Vox-Show: "Vielleicht haben die Sendung andere Investoren gesehen, die uns unterstützen wollen. Oder neue Kunden, die auf uns zukommen." Bis zu diesem Zeitpunkt müsse es ohne externe Finanzierung gehen.
YoYo.TIPS ist nicht das erste Start-up von Joachim Sedlmeir
Aber Rückschläge ist Sedlmeir gewohnt: Mit „stampay-GO“ hat er bereits eine Idee für eine kontaktlose Zahlungsplattform entwickelt, die über individuelle QR-Codes funktioniert. Nachdem der Zahlungsabwickler Wirecard das Produkt laut Sedlmeir weltweit vermarkten wollte, wurde der Skandal um Wirecard publik. Er musste seine Firma abwickeln. Solche Erfahrungen könnten aber auch wertvoll sein und bringen ein Start-up stets auch auf ein anderes Level.
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