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  3. Interview: Brechtfestival-Leiter Julian Warner: "Ich hatte regelrecht Angst vor Brecht"

Interview
07.02.2023

Brechtfestival-Leiter Julian Warner: "Ich hatte regelrecht Angst vor Brecht"

Der künstlerische Leiter des Brechtfestivals, Julian Warner, in der Projektschmiede in Lechhausen.
Foto: Richard Mayr

Plus Unter das Motto "Brecht's People" hat der künstlerische Leiter das diesjährige Festival gestellt. Er will vor allem die Methode von BB in den Blick nehmen.

Herr Warner, für Ihr erstes Brechtfestival als künstlerischer Leiter haben Sie das Motto "Brecht's People" ausgegeben, warum?

Julian Warner: Was mich interessiert, ist, wie sich Menschen, ob nun Künstler oder Nicht-künstler, sich Bertolt Brecht aneignen. Ganz konkret, wie die Regisseurin Antigone Akgün mit ihrer Inszenierung von Brechts Stückfragment "Der Brotladen" – bei uns in einem Leerstand der Sparkasse in Lechhausen zu sehen, aber auch methodisch. In der Projektschmiede in Lechhausen haben God's Entertainment ihren Webstuhl aufgebaut und weben mit vielen Augsburger Weberinnen und Webern den Brecht-Teppich. Für mich ist das eine Weiterentwicklung von Brechts Lehrstückidee. Dann kommen unter Brechts People auch einfach die Leute vor, die sich nicht selbst als Künstler betrachten, aber trotzdem ihr Leben lang mit Brecht auseinandergesetzt haben wie ein Kurt Idrizovic oder, vielleicht etwas abwegiger, der oberbayerische Trachtenverein im Saalbau Krone in Lechhausen. Dort fragen wir danach, wo in deren kultureller Praxis etwas von Brecht zu finden ist.

Herr Warner, Sie haben sich nicht nur selbst intensiv mit Brecht auseinandergesetzt, Sie haben auch einen Festival-Bibliothekar.

Warner: Der ist Bestandteil des Teams und hat für uns ganz viel Brecht, also Primärliteratur, aber auch Sekundärliteratur, gesichtet. Jetzt für "Brechts People" zum Beispiel über 120 Publikationen, die er für uns aufgearbeitet hat. 

Eine kurze Unterbrechung: Wo finden sich diese Publikationen im Festival wieder?

Warner: Der Bibliothekar stand allen eingeladenen Künstlern als Ressource zur Verfügung. Die Besucherinnen und Besucher werden die Recherche am ehesten in der Ausstellung im Brechthaus wiederfinden, in "The History of Brechts People". 

Diese Ausstellung soll Ihr Festivalarchiv werden?

Warner: Es ist der Versuch, eine Ausstellung zu all den Fragen von der Aneignung von Brecht zu stellen. Wir kooperieren zum Beispiel mit dem Universitätsarchiv, weil es auch um den Asta der Universität geht, der lange Jahre versucht hat, die Umbenennung der Universität Augsburg in Bert-Brecht-Universität voranzuschieben. Es findet sich darin auch etwas zum umkämpften Brecht-Gedenken der Stadt Augsburg selbst, etwa, wie die KPD und die Stadt 1973 um die Einladung des Berliner Ensembles stritten. Es ist eine unvollständige und wachsende Ausstellung, die über drei Festivaljahre angelegt ist.

Sie wird nach dem Festival wieder abgebaut und für das nächste wieder aufgebaut?

Warner: Genau.

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Herr Warner, ich habe bei den Kollegen gelesen, dass Sie vor Ihrer Ernennung als Brechtfestivalleiter noch gar nicht so tief drinnen waren im Werk von Bertolt Brecht. 

Warner: Ich hatte regelrecht Angst vor ihm.

Wie sind Sie, jemand der Angst vor Brecht hatte, zum Brechtfestivalleiter geworden? 

Warner: Wie kann ich das sagen? Ich hatte eine Hypothese, die ich mittlerweile immer besser begründen kann. Meine Hypothese war, dass es viele Kulturmenschen gibt, die in ihrer Arbeit brechtsch sind, ohne dass sie es so benennen können oder sich bewusst auf ihn beziehen. Bei mir selbst ist das krass ausgeprägt. Ich habe Brecht in der Schule als großen Moralisten kennengelernt und fand ihn da schrecklich.

Und Ihr Ansatz fürs Brechtfestival?

Warner: Brecht gehört ja in eine Riege mit Goethe, Schiller und Lessing. Mein Ansatz war, wie man so eine Figur und so ein Werk gegenüber einer vielfältigen Stadtgesellschaft öffnen kann. Das war mein Zugang, meine Motivation. Da finde ich es auch wieder folgerichtig, dass ich selber kein Brechtologe bin, sondern ich mir sein Werk schwer erarbeiten muss.

Dann haben Sie fürs Werk aber auch noch einen Vermittler benötigt?

Warner: Ja.

Ihren Bibliothekar.

Warner: Herrn Stöppler.

Wie sind Sie auf ihn als Bibliothekar gekommen?

Warner: Mein erster Job nach dem Studium war in einem Zukunftslabor für Audi. Da war Herr Stöppler mein Chef. 

Und dann dachten Sie, dass es schick wäre, als Brechtfestivalleiter den Spieß umzudrehen und Herrn Stöppler anzustellen?

Warner: Das hat nur bedingt funktioniert (lacht) – für alle, die solche Träume haben sollten. Nein, ich fand das gut, weil ich wusste …

Sie ahnten also, dass dieser Mann Ihnen weiterhelfen kann?

Warner: Genau. Mit ihm haben wir dann unser Vorhaben für die drei Jahre, "Die Große Methode", entwickelt. Mir ist es wichtig, unsere Auseinandersetzung mit der Stadt aus dem Werk selbst abzuleiten. Und da ist ein Bibliothekar, der bei der Recherche und Lektüre unterstützt, sehr hilfreich. Man muss das Werk, die Rezeptionsgeschichte etc. zur Kenntnis nehmen. Aber man darf sich davon nicht erdrücken lassen. Ich strebe nach einem leichtfüßigen und durchlässigen Festival.

Was war Ihr Schlüsselerlebnis mit Brecht? 

Warner: Das Gedicht "Den Nachgeborenen" (Anm. d. Redaktion: nicht zu verwechseln mit "An die Nachgeborenen"). Das ist ein Gedicht von solcher Hoffnungslosigkeit, geschrieben 1920 vom jungen Brecht. Es endet mit "Wenn die Irrtümer verbraucht sind/ sitzt als letzter Gesellschafter/ uns das Nichts gegenüber". Das war der Moment, an dem ich diesen ganzen sozialdemokratisch, marxistisch, politisch-moralisch aufgeladenen Brecht beiseiteschieben konnte. Ich habe die Person vor mir gesehen. Danach konnte ich auch "Trommeln in der Nacht" tatsächlich durchlesen. Meine Blockade war weg. Ich konnte diese Figuren in ihrer ganzen Tragik wertschätzen. Ich sah meine beiden Eltern vor mir, deren Weg zur britischen Staatsangehörigkeit über den Militärdienst lief. Und ich musste an meinen Vater denken, der in Nordirland stationiert war und nie darüber sprach. Er hatte Glück, nicht für den britischen Imperialismus verheizt zu werden. Ich habe dann erst verstanden, dass ich in den Gesprächen mit Michael Friedrichs und Jürgen Hillesheim nicht fachlich bestehen können muss, sondern dass es wichtiger ist, dass ich meinen emotionalen Bezug zu Brecht finde.

Wieso gehen Sie mit dem Brechtfestival in die Stadtteile?

Warner: Konzeptionell müssen wir wegkommen von der Idee, dass wir den großen Brecht unters Volk bringen müssen. Wir müssen aufhören, über Brecht und seine Stücke zu sprechen. Wir müssen über das Wie, die Methoden und Praktiken sprechen. Genau damit habe ich mich beworben.

Und damit haben Sie ja offene Türen eingerannt.

Warner: Sehr viele Kunstwerke oder künstlerischen Positionen, die wir haben, verstehen sich als politisch. Aber mir ist ganz wichtig zu betonen: Wir sind ein Kunstfestival. All das, was wir machen, ist Kunst. Die Art und Weise, wie wir mit den Akteuren in den Stadtteilen arbeiten, ist Teil unseres Kunstbegriffs.

Was auffällt an Ihrem ersten Brechtfestival: Es gibt keine Brecht-Inszenierung des Festivals. Es ist doch Jubiläum. Warum dann kein Brecht?

Warner: Wir haben natürlich auch an größere Gastspiele gedacht, haben uns aber am Ende des Tages dagegen entschieden, und zwar tatsächlich aus einer kuratorischen Haltung heraus, weil wir gesagt haben, wir wollen dieses Jubiläum stark auf die Fragen von Methoden und Neuerfindungen setzen. Ich bin jetzt drei Jahre hier. Es wird Brechtinszenierungen geben, 2024 oder 2025, das verspreche ich, das ist auch abgesprochen mit dem Staatstheater. Aber für mein erstes Festival war es mir wichtig, eine starke kuratorische Note zu setzen. 

Wir haben jetzt über Ihren Auftakt gesprochen. Kurz in die Zukunft geblickt: Wie geht es 2024 weiter?

Warner: Jetzt sind wir ja in Lechhausen, '24 wollen wir mit dem Brechtfestival nach Oberhausen gehen. 

Zur Person: Julian Warner, geboren 1985, ist Künstler und Kurator. Unter dem Alias Fehler Kuti veröffentlicht er Popmusik und Performances. Er ist künstlerischer Leiter des Festivals der KulturRegion Stuttgart 2022 und co-kuratierte Performing Arts Festivals für das Künstler*innenhaus Mousonturm (mit Elisa Liepsch), die Münchner Kammerspiele (mit Julia Grosse) und die Berliner Sophiensaele. 2021 entwarf er für das internationale Theaterfestival Spielart ein Großprojekt im öffentlichen Raum zu gegenwärtigen Diskursen der Angst ("Global Angst: Parlament. Parade. Ritual."). 

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