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Theater: Alles andere als amateurhaft

Theater

Alles andere als amateurhaft

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    Von links: G. Frana als Gerichtsrat Walter, S. Gott als Dorfrichter Adam und D. Gott als Frau Marthe Rull nehmen den zerbrochenen Krug unter die Lupe.
    Von links: G. Frana als Gerichtsrat Walter, S. Gott als Dorfrichter Adam und D. Gott als Frau Marthe Rull nehmen den zerbrochenen Krug unter die Lupe. Foto: Habereder

    Wer hat den Krug zerbrochen? Frau Marthe Rull fordert vor Gericht Schadenersatz für ihr geliebtes Tongefäß, das in der vorherigen Nacht zu Bruch ging. Ru-precht, der Verlobte ihrer Tochter Eve, soll nach der Aussage dieser der Schuldige sein, doch Ruprecht bestreitet es vehement. Er habe einen Mann aus Eves Zimmer fliehen sehen, dabei sei der Krug herunter- gefallen. Er konnte den Fliehenden nicht erkennen, habe ihn im Dunkeln lediglich verprügeln können. Schnell wird klar: Eve sagt nicht die Wahrheit, ist hin- und hergerissen. In Wahrheit möchte sie ihren Verlobten in Schutz nehmen und ist auf eine auf Lügen basierte Erpressung reingefallen. Für Dorfrichter Adam konnte es jedoch nur Ruprecht gewesen sein. Wer sonst hätte es sein sollen? Gerichtsrat Walter, der den Dorfrichter unter die Lupe nimmt und dem Gerichtsverfahren beiwohnt, erkennt im Fall Ungereimtheiten und ahnt Schlimmes: Haben etwa die Schrammen in Richter Adams Gesicht und dessen verlorene Perücke eine Bedeutung? Der Dorfrichter versucht sich herauszureden und verstrickt sich dabei immer mehr in Widersprüche. Keine Hilfe ist ihm dabei Gerichtsschreiber Licht, der seine Chance auf Amtsübernahme wittert.

    Das ist der kurze Abriss von „Der zerbrochene Krug“, einem Literaturklassiker von Heinrich von Kleist. Nun wagt sich die Amateur-Theatergruppe Rampenlicht der Pfarrei St. Thaddäus an die begehrte Schullektüre. Am Samstagabend war im Pfarrsaal die Premiere der Komödie. Die ausverkaufte Vorstellung mit rund 200 Gästen sorgte nicht nur für heiteres Lachen.

    Allen voran sei Stephan Gott alias Dorfrichter Adam genannt, dessen Schauspiel sich als dynamisch und facettenreich erweist. Günter Frana als Gerichtsrat Walter verkörpert die nötige Autorität und Überlegenheit auf der Bühne. Daniela Gott als Frau Marthe Rull und Marietta Ratzinger als ihre Tochter treten geschlossen auf: die eine bestimmt, die andere unterwürfig. Analog zur Mutter spielt Thomas Gott den Bauer Veit, jedoch zeigt sich sein Sohn Ruprecht, gespielt von Michael Kisch, selbstbewusst und wehrhaft. Thomas Ratzinger interpretiert den Schreiber Licht zurückhaltend und Claudia Habereder die Zeugin Brigitte direkt. Die beiden Mägde werden von Sonja Neitzel und Birgit Rink gekünstelt, aber unterhaltsam verkörpert.

    Dafür dass das Theater Rampenlicht nur mit Laien besetzt ist, spielt das Ensemble das Lustspiel gewohnt routiniert. Es ist zwar nicht alles perfektionistisch, das braucht es auch nicht. Die Darbietung ist dafür authentisch. Regisseur und Kostümbildner Werner Habereder bringt den zerbrochenen Krug in der Bearbeitung von Carsten Richter auf beeindruckend sehenswerte Weise auf die Bühne – mit viel Herzblut und Liebe zum Detail.

    5., 6., 12. und 13. April, jeweils um 19.30 Uhr, sind weitere Termine im Pfarrsaal St. Thaddäus.

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