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Intermezzo - die Kulturkolumne: Der Dirigent der 27 Sommer – drin oder draußen

Intermezzo - die Kulturkolumne

Der Dirigent der 27 Sommer – drin oder draußen

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    Christian Stock hört als Leiter des Jazzsommers auf.
    Christian Stock hört als Leiter des Jazzsommers auf. Foto: Wolfgang Diekamp

    Auch bei seinem letzten Konzert, das er als Veranstalter verantwortet, ging es mal wieder um die klassische Augsburger Jazzsommer-Schicksalsfrage, die ihn ein halbes Leben begleitet hat: Draußen oder drin? Drin, entschied Christian Stock, denn es gab eine Unwetterwarnung. Das Kenny Barron Trio spielte also im ausverkauften Glashaus und wurde gefeiert. Gefeiert haben sie aber auch Christian Stock, den Macher des Jazzsommers. Der 27. war sein letzter. Abgetreten ist Christian Stock so, wie er immer aufgetreten ist: mit stiller, uneitler Professionalität.

    27 Sommer brachte Stock, der selbst als Bassist eine verlässliche Konstante auf der Bühne im Rosenpavillon im Botanischen Garten war, Größen des internationalen Jazz nach Augsburg. Wen hat er alles angesagt und sich dafür schnell ein weites Sakko übers T-Shirt angezogen! Wer 27 Jahre zum Abendpicknick in den Botanischen Garten gepilgert ist, hat nahezu alles gehört und erlebt, was es in der Beletage des Jazz gibt. Und eben nicht nur die längst abgesicherten großen Namen. Christian Stock konnte sich und sein Publikum begeistern für Entdeckungen.

    Souverän, unaufgeregt, sympathisch unbeirrbar

    Anders als bei vielen Kulturveranstaltungen und Festivals, wo Gedöns und Bedeutungshuberei, Reingerede und Besserwissen zu einer ziemlichen Aufgeblasenheit führen können, ist der Augsburger Jazzsommer ein solides Juwel, was zweifellos Christian Stocks Verdienst ist. Der Mann ist das Gegenteil einer Augsburger Kulturbetriebsnudel. Souverän, unaufgeregt, sympathisch unbeirrbar und ernsthaft dem Publikum verpflichtet, hat er mit Beharrlichkeit ein Jazz-Ereignis aufgebaut, das weit über die Region hinaus angenommen wird. Diese Kontinuität von Qualität verdient Anerkennung – und auch: Dankbarkeit. Christian Stock hat allein entschieden, wen er holt, was er macht – und ob es drin sein wird oder draußen. Seine Art, das Festival zu machen, hat ein ruhiges, verlässliches, eingespieltes Umfeld geschaffen. 27 Sommer: ein halbes Leben.

    Jazz-Impressario hat man ihn manchmal scherzhaft genannt. Da lachte er nur. Jetzt reist er wie jeden Sommer nach Kroatien in die Ferien und fährt in einem kleinen Motorboot übers Meer.

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