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Jubiläum: Die Kültürtage werden zehn Jahre alt

Jubiläum

Die Kültürtage werden zehn Jahre alt

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    Das Kultur-Café Neruda ist die Keimzelle der Kültürtage. Dort hat Fikret Yakaboylu (roter Sessel) mit seinen Mitstreitern die Idee entworfen.
    Das Kultur-Café Neruda ist die Keimzelle der Kültürtage. Dort hat Fikret Yakaboylu (roter Sessel) mit seinen Mitstreitern die Idee entworfen. Foto: Mercan Fröhlich

    Immer radikal nah an Jung und Alt, an neuen und eingesessenen Eingewanderten, an Kunst und Musik – mit diesem Konzept ging es für die Kültürtage in den zurückliegenden zehn Jahren stetig bergauf. Erdacht im Hinterzimmer des Café Neruda vom Wirt Fikret Yakaboylu wuchs die Kerntruppe aus sieben Ehrenamtlern auf heute zwanzig. Im Wechsel und ohne Honorar schlossen sich ihnen bisher 70 Augsburger und Münchener Musiker, Maler, Literaten, Schauspieler und Tänzer an. Diese Fluidität ist wohl ihr Erfolgsgeheimnis: Die Kültürtage sind offen, beinahe selbst schon Skulptur und ein künstlerischer Prozess.

    Vom Café Neruda aus eroberten sie Bühnen der Stadt und erschlossen sich Straßen, Kanäle, Grandhotel, Stadtbücherei, das Café Tür an Tür und andere Orte. Treue Gefährten blieben die 2011 gegründeten Initiativen des Grandhotel Cosmopolis und das off-Theaterensemble Bluespot Productions.

    Die Statistik spielt eine nebensächliche Rolle

    Auch wenn die türkische Einwandererkultur, wie Festival-Mentor und -Motor Yakaboylu betont, schon in den 1970er Jahren mit dem „Initiativkreis ausländischer Mitbürger“ in der Kresslesmühle angekommen war – so richtig Internationalität und Leidenschaft erhielt das interkulturelle Format erst 2009. Mit seinen bisher 125 Veranstaltungen erreichte es tausende Menschen. Genaueres geben die Zahlen nicht her, denn wo aus Prinzip keine Eintrittsgelder verlangt werden, spielt auch die Statistik nur eine nebensächliche Rolle.

    Am Montagabend feierten sich die Kültürtage in der Kresslesmühle. Die Bühne ist voll, etwa 120 Zuschauer rufen, pfeifen und treiben die Gala voran. Sie sind nicht nur Publikum, sondern Teil der Performance. Das Acoustic Guitar Duo, Entertainer Fabio Esposito und die Satiriker von „Döner mit Sauerkraut“ zeigen neue Kompositionen und Paradiesszenen mit Haydar. Die neue bayerisch-anatolische Besetzung der Schwäbischen Wirtshausmusikanten mit Yasar Dogan (Saz) und Ferhat Hasgül (Percussion) spielte den Boarischen grenzüberschreitend mit türkischen Gassenhauern.

    Wenn japanische Haiku mit bayerischen Volksliedern gemischt werden

    Leonie Pichler, Gründerin von Bluespot Productions und inzwischen international gefragt, hielt eine bewegende und launische Laudatio, in der sie die für Event- und Kulturmanager entscheidende Frage „Wie schaffen die das?“ beantwortete: „Ihr mischt japanische Haiku mit bayerischen Volksliedern, Döner mit Sauerkraut, türkischem mit bayerischem Tanz und lasst das Ganze von einem Italiener präsentieren.“

    Der Augsburger Zukunftspreis 2016 und der Integrationspreis des Bezirks Schwaben 2018 seien hier gut angelegt. „Ihr glaubt an einen Kern, der uns alle verbindet. Wenn Integration so laufen würden wie bei euch, wäre unsere Welt witziger“, so die Theatermacherin.

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