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Literatur: Die neue Welt der Lovestorys

Literatur

Die neue Welt der Lovestorys

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    Christiana Bößel schreibt Liebesromane.
    Christiana Bößel schreibt Liebesromane. Foto: Marko Petz

    Aller Missachtung der Literaturkritik zum Trotz, finden Liebesromane eine große Leserschaft. Ähnlich dem hierzulande ungleich anerkannteren Krimi-Genre gibt es eine eigene Community, die sich aus Bloggern, Lesern und anderen Autoren zusammensetzt. College-Roman, Vampir-Liebesgeschichte oder „Die Tribute von Panem“, die Bandbreite des Genres ist groß, eines haben sie aber gemeinsam: Es sind emotionale Bücher in einem Genre, das früher schlicht mit Jugendliteratur betitelt war, heute jedoch zur altersübergreifenden All-Age-Literatur mit vielen Sub- und Sub-Sub-Genres mutiert ist. Liebesromane werden unterteilt in Young Adult, New Adult, Romantasy, Gay Romance, Chick Lit und so weiter.

    Das Publikum ist überwiegend weiblich, selbstbewusst und in der Regel zwischen 16 und 30 Jahre alt. Doch auch ältere Leserinnen greifen gerne zu Büchern, in denen jugendliche „Bad Boys“ sich hoffnungslos in die schöne Außenseiterin verlieben. Mit dem „Groschenroman“ sind sie verwandt, punkten aber mit mehr Qualität.

    Eigene Marken mit hippen Namen

    Gut geschriebene, doch nicht zu anspruchsvolle Unterhaltungsliteratur boomt wie nie. Lesen heute tatsächlich mehr Menschen als früher? „Leute, die keinen Spaß an Literatur haben, werden auch keine Leser“, stellt die Autorin Christiane Bößel aus Diedorf klar. Dass sich Bücher für junge Erwachsene so gut verkaufen, liege an den erwachsenen Lesern, die immer mehr Jugendbücher kaufen. Das Lesen von Kinder- und Jugendbüchern sei mittlerweile gesellschaftlich akzeptiert. Mit Literatur für ein junges Publikum führen die Verlage eigene Marken mit hippen Namen ein und bauen Leser-Communitys hauptsächlich über das Internet auf.

    Christiane Bößels Aussage deckt sich mit der 2018 veröffentlichten „Buchkäufer-Studie“ des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels und der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK). Von Zeitknappheit, Aufmerksamkeitsdefizit, dem Teufelskreis „digitale Medien“ und Wertewandel ist dort die Rede. Doch auch vom Lesen, das in allen Zielgruppen als sehr positiv erlebt wird. Lesen, so das Fazit der Buchkäufer-Studie, diene vor allem der Entspannung, dem emotionalen Erleben, dem Eintauchen in andere Welten und der Erweiterung des Horizontes.

    Gehoben, aber nicht abgehoben

    Die Diedorfer Autorin sieht die Entwicklung innerhalb ihres Genres ähnlich, aber entspannter: „Meine Bücher sollen die Leser erfreuen und ihnen entspannte Stunden schenken“, findet sie. Seit 2014 schreibt Bößel Liebesromane für mehrere Verlage, vorwiegend in zwei Sub-Genres: Ihre Reihe „San-Francisco-College-Romance“ gehört zu Young Adult, Liebesromane für junge Erwachsene, während ihre Springer-Trilogie unter Romantasy oder Romantic-Fantasy zu finden ist. Die Qualität ihrer Storys kann man als gehoben, aber nicht abgehoben bezeichnen. Verlegt werden Bößels Romane unter anderem von forever, einem Unterverlag des renommierten Ullstein-Verlags und von feelings, dem jungen Unterverlag von Droemer Knaur. Mit wachsendem Erfolg: Das Buch „Losing me – verliebt in meinen Stiefbruder“ von 2017 wurde bereits 10000 Mal verkauft, was für das Genre, das eher auf Kurzlebigkeit abzielt, beachtlich ist.

    „Die Vielleser sind überwiegend weiblich und tauschen sich gern aus“, fasst Bößel ihre Zielgruppe zusammen. „Anfangs gab es in meinen Genres fast nur E-Books. Gedruckte Bücher waren selten“, sagt sie. Das ändert sich jetzt: Seit 2019 gibt Droemer feelings zum Beispiel jede Neuerscheinung auch gedruckt heraus. Auch hier richten sich die Verleger nach den Leserinnen, die zwar überwiegend digital lesen, doch ihre Lieblingsbücher gerne als Schmuck im eigenen Regal präsentieren.

    Mehr Nähe zu den Lesern suchen auch die Autoren von heute. „Die Blogger als Influencer haben viel Macht. Sie vermarkten sich selbst und, wenn du Glück hast, auch dein Buch. Kontakt zu halten ist für mich wichtig, damit meine Bücher in der Masse der Neuerscheinungen von Leserinnen gefunden werden“, findet Bößel.

    Auch die Leipziger Buchmesse steigt auf den Vernetzungstrend mit Hang zur Selbstinszenierung auf. Am „Meet & Greet“ am Samstag, 23. März, kann man ab 10.30 Uhr Christiane Bößel treffen, Fotos schießen und sich mit ihr über Cole und die anderen „Bad Boys“ aus ihren Liebesromanen austauschen.

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