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„Die neuen Leiden des jungen W.“: Edgar hat Schnauze

„Die neuen Leiden des jungen W.“

Edgar hat Schnauze

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    Ulrich Plenzdorfs ergreifendes 70er-Jahre-Erfolgsdrama „Die neuen Leiden des jungen W.“ wirkt heute dreifach wie eine Recherche aus dem Jenseits
    Ulrich Plenzdorfs ergreifendes 70er-Jahre-Erfolgsdrama „Die neuen Leiden des jungen W.“ wirkt heute dreifach wie eine Recherche aus dem Jenseits Foto: Nik Schölzel

    Erstens natürlich für den 17-jährigen Protagonisten Edgar, der nach seinem Unglückstod berichtet und sein Leben und sich selbst erklärt. Zweitens für die Produzenten und Schauspieler des Stücks, die sich gut zwei Jahrzehnte nach der Wende einzufühlen haben in die eher mehr denn weniger spießige DDR-Befindlichkeit und die Ausbruchsversuche Edgars. Drittens für den jungen oder den gealterten Zuschauer heute, der die Tragweite des Stoffes im geschichtlichen Abstand (noch einmal) ergründet. Einst war das Stück gleichsam Schulunterrichtsstoff – und wurde von manchem Pennäler sogar „gefressen“. Nun muss es überzeugend wiederbelebt werden.

    Genau dies taten soeben im Hoffmannkeller des Theaters Augsburg anhand einer Drei-Personen-Kammerspiel-Version der Regisseur Ramin Anaraki und – in einer nachgerade nostalgischen (Braun-Orange-) Szene – die Ausstatterin Tatjana Kautsch. Und genau dies tat auch in einer vital-direkten Abendleistung Ulrich Rechenbach als hochgradig lässiger Edgar mit Schnauze, den nichts so juckt wie die Kindergärtnerin Charlie – diese Charlie (in ihrem Erlebnishunger schön anzuschauen: Sarah Bonitz), die in die falschen Hände von Dieter gerät (ernst: Philipp von Mirbach, der auch den Vater Edgars spielt).

    Eine Dreiecks-Konstellation auf der einen Seite, die unbedingte Liebe Edgars auf der anderen, das geht ebenso wenig gut aus wie bei Goethes „Leiden des jungen Werther“, die Edgar immer wieder betroffen machen. Es spricht für die knackig nachzeichnende Inszenierung, dass Goethe noch anderweitig immer wieder (indirekt) anklingt: mit Fausts „Sympathy for the devil“, gerotzt von Jagger. Starker Applaus.

    Vorstellungen Zunächst neun Aufführungen bis Januar 2013

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