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Premiere: Ein Baby – oder eine Abtreibung?

Premiere

Ein Baby – oder eine Abtreibung?

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    Stefan Voglhuber (links) und Christian Beppo Peters spielen zu zweit alle zwölf Rollen in dem Stück „Patricks Trick“ am Jungen Theater Augsburg.
    Stefan Voglhuber (links) und Christian Beppo Peters spielen zu zweit alle zwölf Rollen in dem Stück „Patricks Trick“ am Jungen Theater Augsburg. Foto: Wolfgang Diekamp

    „Mut ist eine Tugend, aber du sollst es nicht übertreiben – Mut und Wahnsinn liegen nah beieinander.“ Dies ist die Quintessenz aus dem Stück „Patricks Trick“ von Kristo Šagor, welches am Sonntag Premiere im Jungen Theater Augsburg feierte. Das Kindertheaterstück handelt vom zehnjährigen Patrick, welcher durch mitgelauschte Gespräche seiner Eltern erfährt, dass er einen behinderten kleinen Bruder bekommen wird, aber dann erfährt, dass er ihn möglicherweise doch nicht bekommt. Anfangs versteht Patrick nicht, was das zu bedeuten hat. Im Gedankenspiel mit seinem imaginären, noch nicht geborenen Bruder versucht Patrick die zu erwartenden Umstände zu ermitteln. Wie ein Detektiv geht der kleine Mann auf die Suche, den Zusammenhalt seiner Familie zu erhalten. Dabei lernt er auch etwas über sich selbst.

    Abtreibung, Behinderung und Inklusion, in der Öffentlichkeit meist als Tabu angesehene Themen, werden in „Patricks Trick“ von unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet. Dabei wird zu keinem Zeitpunkt die moralische Keule ausgepackt. Das für Kinder ab zehn Jahren empfohlene Stück soll vielmehr zur Eigenreflexion anregen. Die transportierte Botschaft kann auch auf andere Themen übertragen werden: Respekt, Anstand und Brüderlichkeit stehen genauso im Rampenlicht.

    Überzeugen durch Mimik und Gestik

    Gespielt wird das Stück von nur zwei Schauspielern. Zum einen durch Christian Beppo Peters als Patrick und zum anderen durch Stefan Voglhuber als Bruder Philipp. Die beiden Künstler spielen darüber hinaus weitere zehn Charaktere im Rollenspiel, darunter Mitschüler, Lehrer oder eine Gemüseverkäuferin und überzeugen durch beeindruckende Mimik und Gestik, während sie ihre Rollen wie auf Knopfdruck wechseln.

    Im Gespräch erklärte der Regisseur Wini Gropper, es habe ihn gereizt, das Stück und die damit verbundene Thematik mit wenigen Mitteln zu transportieren, darunter mit einer spartanischen Bühnenausstattung. Mit Humor und spielerischen Elementen könne man kindgerecht arrangieren. Er möchte dem kleinen Zuschauer mit auf den Weg geben, dass das Gespräch bei kniffligen Angelegenheiten immer die erste Wahl sein sollte.

    Keine leichten Antworten

    „Patricks Trick“ reduziert sich nicht aufs Kindertheater. Auch für Eltern kann das Stück ein Gedankenexperiment sein. Es bietet eine andere Sichtweise an, beschränkt sich dann jedoch auf die aufkommenden Fragen: Man erfährt im Stück nicht, warum sich die Eltern entschieden haben, lediglich wie sie sich entschieden haben. Kinder, die auf schwierige Fragen gerne leichte Antworten hören wollen, werden mit Sicherheit enttäuscht; für einen Viertklässler ist die Mehrdeutigkeit des Stückes wahrscheinlich eine leichte Überforderung. Genau das ist gleichzeitig auch die Stärke des Stücks: keine einfache Schwarz-Weiß-Malerei, sondern viele Schattierungen.

    Termine im freien Verkauf von „Patricks Trick“ am Jungen Theater Augsburg im Abraxas sind 11. November 2018, 20. Januar, 10. März und 5. Mai 2019

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