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Porträt: Ein Musiker mit tausend Geschichten

Porträt

Ein Musiker mit tausend Geschichten

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    Pianist Ted Ganger (links) und Tenor Roman Poboinyi bei den Proben zum gemeinsamen Liederabend im Rokokosaal.
    Pianist Ted Ganger (links) und Tenor Roman Poboinyi bei den Proben zum gemeinsamen Liederabend im Rokokosaal. Foto: Jan-Pieter Fuhr, Theater Augsburg

    Ein Strahlen liegt in diesem Gesicht verborgen. „Reden wir über etwas Interessantes, reden wir über Sie.“ Dann lacht Ted Ganger. Der Pianist hat sich auf dieses Gespräch vorbereitet, wie er sich auch auf ein neues Stück vorbereitet, er hat recherchiert im Internet. „Da war nicht viel herauszufinden.“ – Reden wir also besser über diesen Musiker, der seit dieser Spielzeit als Repetitor am Theater Augsburg tätig ist.

    Dieser Mann sprudelt nämlich. Sein Lebenslauf? Ganger holt tief Luft. „Also gut, wo soll ich anfangen: Mit 25 Jahren bin ich von New York nach Deutschland gezogen. Ich war ein Jahr in Mannheim, vier Jahre in Gelsenkirchen, dann wieder fünf Jahre in New York, zwei Jahre in Krefeld, zwei Jahre in Coburg, vier Jahre in Frankfurt, zwei Jahre in Darmstadt und 19 Jahre in München.“ Das zählt er auf, ohne ein einziges Mal nachzudenken, nachzurechnen oder zu überlegen. Wer die Aufzählung hört, ahnt schon, dass Ganger lange für verschiedene Theater gearbeitet hat, immer wieder umgezogen ist, und in München allem Anschein nach etwas anderes gefunden hat. „Richtig: Dort habe ich an der Hochschule unterrichtet. Und wissen Sie, diese vielen Jahre an der Hochschule habe ich nie das Theater vermisst. Aber jetzt, wo ich wieder am Theater bin, habe ich das Gefühl, zu Hause zu sein.“

    Er liebt auch den Film

    Möglich macht sein Augsburger Engagement der Umstand, dass Ganger im Ruhestand ist. Für den 66-Jährigen ist das aber kein Grund, mit der Arbeit aufzuhören. Als ihn der Operndirektor Daniel Herzog gefragt hat, ob er nicht für das Theater Augsburg tätig sein könnte – auch beratend –, sagte er zu.

    Unterhalten kann man sich mit ihm über vieles, zum Beispiel das fantastische Orchester, mit dem er in Cleveland (Ohio) groß geworden ist. Ja, das gehöre schon zu den besten der Welt. Oder aber über seine Vorliebe für Filme. „Ich bin ein großer Cineast“, einer, der am liebsten zu Hause in München die Filme schaut, weil er dort auch alte Stummfilme aus den 1920er Jahren auf dem Fernseher laufen lassen kann.

    Opern sind Spektakel

    Reden möchte Ganger jetzt aber im Café vor allem über eines – über den nächsten Liederabend, den er gemeinsam mit dem neuen und jungen Tenor Roman Poboinyi gibt. Dafür muss er aber doch ein wenig weiter ausholen. „Ich habe mehr als 40 Opern dirigiert, ich mag diese großen Orchesterwerke, weil sie auf so vielen Ebenen dem Zuschauer etwas bieten“ – es gibt die Musik und das Libretto, die Sänger, das Orchester, oft auch den Chor, dazu dann eine Inszenierung – also die Fülle pur. „Anfangs habe ich es geliebt, Opern zu dirigieren“ – diese Spektakel. Irgendwann später bemerkte er aber, dass es so vieles gab, das er als Dirigent nicht beeinflussen konnte, für das er aber verantwortlich gemacht wurde. Also ist Ganger jetzt froh, dass er keine Opern mehr dirigiert.

    Ganz anders sei da ein Liederabend. „Das ist fast das Gegenteil.“ Es gibt keine Rollen, keine Kostüme, keine Inszenierung, es gibt nur einen Sänger, einen Pianisten und die Zuhörer. „Der Sänger kann sich nicht verstecken, er darf sich nicht verstecken.“ Er als Pianist ist nur für all das verantwortlich, was er macht. „Überall lauert bei einem Liederabend die Gefahr“ – es sei ein zerbrechliches Gebilde. Jetzt springt Ganger auf, geht drei Schritte zurück von dem Café-Tisch. „Es gibt keinen Abstand zum Publikum, keine Distanz.“ Von Liederabenden ist Ganger begeistert. Das Publikum, das sich darauf einlasse, erlebe etwas, das es sonst nicht gebe.

    Übertroffen werde das für ihn als Musiker nur noch, wenn er mit seinen eigenen Songs auftrete, die er seit einigen Jahren schreibt. „Ich hatte so lange Zeit gar keine Ahnung, dass ich Songs in mir habe“ –aber das ist eine andere Geschichte.

    Der Tenor Roman Poboinyi und der Pianist Ted Ganger treten am Freitag, 6. April, um 19.30 Uhr im Rokokosaal der Regierung von Schwaben auf. Ganger moderiert den Liederabend quer durch das slawische Liedgut.

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