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Ausstellung: Eine sehr persönliche Vertreibung aus dem Paradies

Ausstellung

Eine sehr persönliche Vertreibung aus dem Paradies

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    Die Augsburger Künstlerin Monika Schultes vor ihren drei Mischtechniken nach Dürer-Motiven (2015/2016) im Studio der Galerie Noah.
    Die Augsburger Künstlerin Monika Schultes vor ihren drei Mischtechniken nach Dürer-Motiven (2015/2016) im Studio der Galerie Noah. Foto: Fred Schöllhorn

    Die „Drei Grazien“ wandern, nicht anders als das fast unzertrennliche Paar von Venus und Amor, durch die Kunstgeschichte – bis in unsere Zeit hinein. Monika Schultes greift auf das Vorbild von Lucas Cranach d.Ä. zurück (um 1530), hält sich – bei aller eigenwillig-gewitzten Ausgestaltung – recht genau an die Fußhaltung der Damen, verdreht indes die Proportion der rechten Figur derart auffällig, dass man darin eine Anspielung auf die oft etwas plumpen und unausgewogenen Frauenkörper des Meisters aus Kronach zu erkennen meint. Cranach war bekanntlich kein großer Kenner der weiblichen Anatomie.

    Die Bilder bewahren ein Stück verlorene Heimat

    Über die nackte Rückseite der linken Dame breitet Schultes einen Blumenstrauß. Lilien, schwebende Blüten und Früchte, sich üppig verschlingende Ballungen, dann wieder musterhafte Tupfer und Farbformen – das alles zählt zum Vokabular der 1955 in Augsburg geborenen Künstlerin, mal in barocker Fülle angerichtet, dann wieder surreal verfremdet. Das ist technisch versiert, hat sinnlichen Reiz und kombinatorischen Witz. Die Studio-Ausstellung in der Galerie Noah vereint Werke von 2015 bis 2018.

    Drei Ölpastell-Kreide-Blätter greifen Dürers „Adam und Eva“ auf (unsere Abbildung) – mit erotischen Signalen, schönen zeichnerischen Verdichtungen und abgründigen Schattenzonen („Due“).

    Unter anderem diese Papierarbeiten hat Monika Schultes in leere Räume ihres mittlerweile abgerissenen Elternhauses gehängt und fotografieren lassen, eine letzte, anrührende Inbesitznahme. Als Dokumente bewahren sie im aufliegenden Katalog „broken home“ (25Euro) ein Stück der verlorenen Heimat – und erinnern zugleich an eine sehr persönliche Vertreibung aus dem häuslichen Paradies.

    Komplettiert wird die Schau durch fein ornamentierte Keramiken von Schaf und Ziege, Hase und Huhn. Der humorige Fingerzeig: Der Mensch steckt im Tier.

    Bis zum 18. März; Dienstag bis Donnerstag 11–15, Freitag bis Sonntag 11–18 Uhr.

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