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Kabarett: Hagen Rether - ein Meister der Assoziation

Kabarett

Hagen Rether - ein Meister der Assoziation

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    Entspanntt: Hagen Rether entlarvt in seinem Programm „Liebe“ Denkmuster, die sich als Wahrheiten in den Köpfen festgesetzt haben.
    Entspanntt: Hagen Rether entlarvt in seinem Programm „Liebe“ Denkmuster, die sich als Wahrheiten in den Köpfen festgesetzt haben. Foto: Michael Hochgemuth

    Ein Bürostuhl mit kippbarer Rückenlehne als Klavier-Hocker, Bananen auf dem schwarz lackierten Flügel. Irgendwas passte da nicht. Gespickt mit Widersprüchen im Blick auf unsere Gesellschaft, war auch Hagen Rethers Programm „Liebe“, das der Kabarettist im gut besetzten Kongress am Park auf die Bühne brachte. Beginn war um 20 Uhr, Ende zwanzig Minuten vor Mitternacht. Aber man kennt das ja von ihm.

    So leicht, scheinbar nebenher, ließ sich Hagen Rether über die Strömungen unserer Zeit aus, entlarvte Denkmuster, die sich als Wahrheiten in den Köpfen festgesetzt haben – auf Kosten derer, die keine Chancen haben. „Freiheit“, philosophierte Rether , sei „wie ein scheues Reh. Man merkt es immer, wenn sie weg ist“. Dieses Kabarett hatte Tiefgang, war streckenweise gar nicht zum Lachen, weil Rether ja Recht hatte. Und dann bog er, ein Meister, der Assoziationen, noch rechtzeitig ab, sodass das Publikum lächelnd aufatmen konnte.

    Kein Menschenrecht auf Leberwurst

    Hagen Rether sprach an gegen eine Mentalität des ungebremsten Wachstums und Konsums – vor allem des Fleischkonsums. Wenn jeder auf sein „Menschenrecht auf Fernflüge, Handy und Leberwurst“, poche, sei es kein Wunder, „wenn die Demokratie wegbrösle“. Er skizzierte die „sozialen Kollateralschäden“ einer Ideologie, die alles den Regeln eines freien Marktes überlässt. Warum, fragte er, müssen Polizisten in Hundertschaften „raus in den Bürgerkrieg“ ins Fußballstadion? Wenn in einem Konzert Rachmaninov und Chopin gespielt werde, sei das doch auch nicht nötig. Dass Bürgermeister oder Schiedsrichter Todesdrohungen bekommen, dass sich die Zahl der Brandanschläge enorm erhöht habe, dass Rettungssanitäter und Feuerwehrleute angegriffen werden, „dass diese Sachen einfach passieren“ und dass die Gesellschaft sich daran gewöhne, das bezeichnete Rether als „skandalös“.

    Nein, witzig war das Wenigste, von dem Rether sprach, und doch brachte er sein Publikum dazu, ihm über viele Stunden zuzuhören. Zum Schluss verspeiste er doch eine Banane und spielte Klavier, improvisierend, selbstvergessen.

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