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Kabarett: "Hazel Brugger passiert" in Augsburg: Wie im Kino, nur ohne Film

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"Hazel Brugger passiert" in Augsburg: Wie im Kino, nur ohne Film

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    Hazel Brugger im ausverkauften Reesetheater.
    Hazel Brugger im ausverkauften Reesetheater. Foto: Michael Hochgemuth

    Sie hat vorgesorgt. Die Kabarettistin Hazel Brugger hat gleich die Kritik über ihren Abend im Reese-Theater selbst geschrieben. In zwei Fassungen – einer positiven und einer negativen. „Ich will ja, dass alle die gleiche Meinung bilden“, meinte sie trocken und stellte ihrem Publikum beide Fassungen vor, mit beliebten Formulierungs-Schablonen („der gefesselte Zuschauer. Der sitzt wohl da hinten!“) und einem ordentlichen Verriss („kruder Fraß“). Ausführlich lobt Brugger das Publikum, „das Farbe in den Abend bringt“.

    Das war schräg und anders herum gedacht, typisch für die junge Schweizerin, die sich als Poetry-Slammerin und im deutschen Fernsehen bereits einen Namen gemacht hat. „Hazel Brugger passiert“ heißt ihr erstes abendfüllendes Soloprogramm. Das Reese-Theater war ausverkauft.

    Hazel Brugger redet ohne große Geste und Pathos

    Brugger untertreibt, tritt bewusst schmucklos, mit schwarzer Jeans und in grauem Shirt, auf die Bühne, braucht nur ein Glas „Bühnenwasser“, um „beim Zwischenapplaus“ davon zu trinken, und ein Mikrofon. Sie redet, ohne große Geste und Pathos, was sie erzählt, ist so skurril, so abwegig, dass man nicht anders kann, als ihr zuzuhören und sich auf spannende Wendungen zu freuen. Sie philosophiert darüber, „dass jeder Mensch etwas braucht, um zu überdauern“ und zitiert eine Studie, wonach jedes Jahr zehn Leute an einem Snack-Automaten am Bahnhofsgleis sterben. Trocken zieht sie den Vergleich zwischen Mensch und Tier (dem Pfau) beim Balzverhalten. „Der Mensch ist das einzige Tier, das nicht mit seinem Duft lockt“, so Brugger. Der Mensch kaufe seinen Duft im Glasflakon und müsse zum Date Blumen mitbringen. Blumen, die bald in stinkendem Wasser stehen werden und verwelken. Bedeute Liebe nicht, „dass man bereit ist, einander beim Verfall zuzuschauen?“, schließt sie daraus.

    Brugger liebt den schwarzen Humor, das Unkonventionelle, die Drastik. Sie ist gegen jegliche romantische Verklärung, vor allem dort, wo es um die Beziehung von Mann und Frau, um Sex und auch den Tod geht. „Romantik“, sagt sie, „ist immer die Flucht aus der Realität“. Das Thema Tod, die Frage nach dem, was nach ihm wohl passiert, kehrt bei ihr immer wieder. Sei das „wie im Kino, nur dass kein Film kommt, keine anderen Leute da sind“? Und wieder folgt eine Wendung ins Komische, wenn Brugger meint, statistisch sei der Tod total zu vernachlässigen. „Eines Tages stirbt man, aber an allen anderen Tagen zuvor ist man nicht gestorben.“ Sie überlegt noch, in welcher Körperhaltung sie sich nach ihrem Tod ausstopfen lassen könnte, denkt dabei an ägyptische Mumien und fühlt sich erinnert an riesige Pfeffermühlen. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Egal, aber es ist wunderbar unterhaltsam.

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