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Lesung: Kluftinger bekommt einen Vornamen

Lesung

Kluftinger bekommt einen Vornamen

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    Mit „Kluftinger“ hat das Allgäuer Autoren-Duo Volker Klüpfel (links) und Michael Kobr gerade Platz 1 der deutschen Bestsellerliste inne. In Gersthofen machten die beiden nun Halt mit ihrer Bühnen-Lese-Show „Der Sinn des Lesens“.
    Mit „Kluftinger“ hat das Allgäuer Autoren-Duo Volker Klüpfel (links) und Michael Kobr gerade Platz 1 der deutschen Bestsellerliste inne. In Gersthofen machten die beiden nun Halt mit ihrer Bühnen-Lese-Show „Der Sinn des Lesens“. Foto: Andreas Lode

    Ob sie damals, als sie ihren ersten Kluftinger-Allgäukrimi mit dem Titel „Milchgeld“ herausbrachten, daran gedacht hatten, dass sie sich in die deutschen Bestsellerlisten schreiben würden? „Der Sinn des Lesens“, unter diesem Titel steht die Jubiläumstour von Volker Klüpfel und Michael Kobr, mit der sie in der voll besetzten Gersthofener Stadthalle Station machten.

    In einer Mischung von Lesung und Entertainment feierte das Autorenduo sein 15-jähriges gemeinsames Schaffen und das Erscheinen seines jüngsten Buches. Es trägt nur den Titel „Kluftinger“. Was sich bei Fans bereits rumgesprochen haben dürfte: Es verrät endlich den Vornamen des kauzig-liebenswürdigen Kriminalkommissars. Ist es Hubert Adolfus oder Athanasius Isidor? Die Autoren führen erst ihr Publikum auf die falsche Fährte, um schließlich doch den richtigen Namen rauszurücken. Der sei jetzt aber nicht verraten.

    Sie necken und sie streiten sich

    Diese Kunst, gerade so viel oder wenig zu offenbaren, dass der Leser noch auf das Buch gespannt ist, beherrschten Klüpfel und Kobr. Sie betteten die Szenen, die sie aus dem Buch lasen, ein in einen launig-spritzigen Rückblick auf die 15 Jahre gemeinsame Autorenschaft. Wie es gute Freunde tun, neckten sie einander und stritten sich, ohne dass es wehtat. Sie teilten ihre Erinnerungen aus Studienzeiten, als man sich nur ein Billig-Schaumstoffsofa leisten konnte, aus dem man nur mit jugendlicher körperlicher Spannkraft wieder hochkommt. Auf so einem Sofa ließen sich die beiden auf der Bühne nieder, wenn es um damals ging.

    Da war der Anfang, die erste Szene im ersten Kluftinger-Roman „Milchgeld“. Sie beginnt mit einem Fluch Kluftingers, der beim Kässpatzenessen von einem Telefonanruf gestört wird. Ein Mord in seinem Heimatort Altusried. Mit dieser Szene spielten Klüpfel und Kobr, indem sie behaupteten, dass sie zunächst an ganz andere Genres als an einen Allgäukrimi gedacht hätten.

    Papst Benedikt steht vor der Tür

    Urkomisch dazu waren auch die auf einer Leinwand gezeigten Buchcover-Entwürfe: zum Beispiel, dass bei Kluftinger, Professor für Sudoko, plötzlich Papst Benedikt vor der Tür steht und von einer verschwundenen Reliquie erzählt. Der Titel des ersten Buches hätte auch heißen können: „Geschichte eines Mannes, der vielleicht sein Zimmer verlässt, obwohl das Telefon klingelt“ – mit minimalistisch, nur mit Schrift gestaltetem Cover. Möglich wäre auch ein Titel nach Art von Rosamunde Pilcher gewesen: „Zwiebelstaude und Sommersturm“.

    Aber es kam ja anders. So lasen die beiden eine der Lieblingsstellen der Leser aus dem Krimi „Seegrund“ vor, in der Kluftinger mit Ehefrau Erika, Sohn und künftiger japanischer Schwiegertochter zum ersten Mal in einem Sushi-Restaurant isst. Höchst vergnüglich auch jene Stellen im neuen Krimi, in denen Kluftinger sich als Babysitter bewähren muss und zurückblendet in seine Jugend in den Siebzigern, als er mit dem Vater eine Kühltruhe in einer Kiesgrube versenkt und seine künftige Frau Erika zum ersten Mal seinen Eltern vorstellt. Die Bewährungsprobe, das Bereiten vollendeter Kässpatzen, besteht sie. Ein rundum gelungener Abend!

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