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Tuiachs Thesen: Kolumne: Ich fahre nirgendwo mehr in Urlaub hin

Tuiachs Thesen

Kolumne: Ich fahre nirgendwo mehr in Urlaub hin

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    Kolumne: Ich fahre nirgendwo mehr in Urlaub hin
    Kolumne: Ich fahre nirgendwo mehr in Urlaub hin Foto: Silvano Tuiach

    In den 80er und 90er Jahren hatte ich den Spitznamen „Regenkönig“. Wenn Freunde oder Bekannte ihren Sommerurlaub planten, riefen sie erst mal bei mir an und fragten: Wann fährst du weg im Sommer? Gut, sagten sie, dann fahren wir in dieser Zeit nicht nach Griechenland, Kroatien, Italien oder Spanien, denn sie wussten, es würde dann nur am Stück regnen. Und hierzulande würde eitel Sonnenschein herrschen.

    Sie konnten sich absolut darauf verlassen, dass, wenn ich wegfahre, es am Zielort regnet und zu Hause alle unter einer Hitze brüten. Jahrelang hat mich der Regen im Urlaub malträtiert. Ich erinnere mich noch gut an einen Flug nach Sardinien (Ende April), als ich gegen Mittag in München bei satten 25 Grad abflog und bei 8 Grad in Sardinien ankam. Der Hotelbesitzer begrüßte uns mit den Worten: „Willkommen auf Schottland!“

    „Wo hat es mich da wieder hin verschlagen?“

    Jetzt war ich schon sechs Jahre nicht mehr weg. Aber irgendwie habe ich mich mit diesem Zustand angefreundet. Zwischen 1970 und 2010 bin ich viel auf der Welt herumgekommen. Aber meistens habe ich bei der Ankunft im Hotel gedacht: „O Gott, wo hat es mich da wieder hin verschlagen?“ In südeuropäischen Hotels kriegen allein reisende Männer stets das mieseste Zimmer, weil ein erwachsener Mann ohne Frau so gering geschätzt wird wie ein Auto ohne Räder.

    Meist weiß ich schon am ersten Urlaubstag: Überstehen ist alles. In vielen Hotelzimmern habe ich als Erstes die Matratze aus dem Bettgestell herausgerissen und sie auf den Boden gelegt. Denn in einem 60 cm breiten Bett kann ich nicht schlafen. Auf Ibiza bin ich einmal in einem Gefangenencamp gelandet, das als Hotel getarnt war. In Apulien war der Strand unterhalb des Hotels eine bessere Müllkippe.

    An der Amalfiküste bekam ich ein 3 qm großes Zimmer und die Dusche befand sich direkt über der Kloschüssel. Also immer hinsetzen beim Duschen. In der Cinque Terre war mein Zimmerfenster nur circa 50 cm von der Lüftung der Hotelküche entfernt. Und am Kalterer See war das Hotelzimmer so niedrig, dass ich mich im Zimmer nur kriechend fortbewegen konnte. Auf Rügen hatte es Anfang Juni eine Woche nur geschüttet und als ich entnervt eine Woche später nach Südtirol fuhr, hat es da zu schneien angefangen. Über viele Erlebnisse dieser Art könnte ich erzählen. Was ich sagen will: Ich schätze inzwischen mein Bett zu Hause und der Rothsee ist auch nicht so schlecht.

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