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Spectrum: Lachkrämpfe bis zur Ohnmacht bei Alain Frei

Spectrum

Lachkrämpfe bis zur Ohnmacht bei Alain Frei

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    Selbstkritisch und sympathisch tritt der Schweizer Comedian Alain Frei seinem Publikum entgegen.
    Selbstkritisch und sympathisch tritt der Schweizer Comedian Alain Frei seinem Publikum entgegen. Foto: Michael Hochgemuth

    Alain Frei ist ein Comedian, der möchte, dass das Publikum nicht nur mit ihm, sondern auch über ihn lachen kann. Der 35-jährige Künstler hat zwar schon zahlreiche Comedypreise gewonnen, aber trotzdem nicht vergessen, wo er herkommt und was ihn ausmacht. Der in Köln lebende Schweizer ist einer, der seinen Auftritt hinter dem Vorhang mit dem Mikrofon selbst ankündigt, und darüber hinaus einer der beliebtesten Comedy-Newcomer im deutschsprachigen Raum. Am Sonntagabend stellte er in Augsburg sein Programm „Mach Dich Frei!“ im ausverkauften Spectrum vor.

    Ein Programm, bei dem man als Zuschauer nicht weiß, was Programm und was improvisierte Interaktion mit dem Publikum ist. Alain Frei ist ein Mann der vielen Kunstpausen, der es schafft, voraussehbare Pointen trotzdem so zu bringen, dass der Saal tobt. Ein Denker, der von sich selbst sagt, dass er nach seinen Auftritten meist noch bis nachts um drei Uhr wach bleibt, um Texte zu schreiben. Er ist ein Humorist, der viele – auch schwierige – Themen anspricht, die ihm am Herzen liegen, und so mit seinem eigenen und auf diese Weise wohl einzigartigen Humor einen Perspektivwechsel für den Zuschauer anbietet. Diese unverbrauchte und erfrischende Art ist sein Erfolgsrezept.

    Alain Frei spricht über Leopardenmuster-Mode

    Alain Frei spricht bei seinem Augsburg-Besuch über sich und die Welt. Er zeigt die kulturellen Unterschiede zwischen den Schweizern und Deutschen – und wie er als gebürtiger Schweizer immer mehr deutsch wird. Er plaudert darüber, warum er seine Wohnung putzt, bevor die Putzfrau kommt, und warum sein schwuler Freund ihn nicht als männlich genug einstuft. Er spricht über Leopardenmuster-Mode und Teilzeitvegetarismus und darüber, wie er in Nürnberg eine Zuschauerin in der ersten Reihe in einen so heftigen Lachkrampf versetzte, dass sie ohnmächtig vom Stuhl fiel.

    Ebenso erzählt er, wie sich seine eigene Welt durch die steigende Bekanntheit verändert hat und wie sich die Welt um ihn verändert hat. Er stellt dar, wie er die syrische Version von Sheldon Cooper oder einen in Deutschland aufgewachsenen Senegalesen namens Jürgen traf. Der Schweizer ist auf der Bühne politisch, aber ohne moralische Keule. „Man sollte keinem eine Waffe geben, der eine halbe Stunde braucht, um den Beamer aufzustellen“, veralberte er Trumps Vorschlag, Lehrer zu bewaffnen.

    Frei ist selbstironisch, selbstkritisch und das macht ihn selbstbewusst – und natürlich sympathisch. Vorurteile zu bekämpfen ist eine seiner Herzensangelegenheiten, das merkt man spätestens, als er in der Zugabe für Mitmenschlichkeit und gegen Hass plädiert. Dem überwiegend jungen Publikum hat das sehr gut gefallen.

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