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Ausstellung: Momente der Versenkung

Ausstellung

Momente der Versenkung

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    Als lichte Skulptur aus Bandstahl schuf Mike Mayer den „Weltenbummler“.
    Als lichte Skulptur aus Bandstahl schuf Mike Mayer den „Weltenbummler“.

    So ist es, wenn einen die Musik völlig in Beschlag nimmt: Dann gibt es nur das Instrument und seine Spielerin. Hanna Petermann malt diesen Moment der Versenkung. Ihre „Cellistin“ überlässt sich voll und ganz der Musik, der Raum um sie ist ortlos in Oliv-Grau gehalten. Verdientermaßen kam dieses Bild auf den Katalogtitel der 38. Friedberger Kunstausstellung, die bis 8. April in der Stadthalle zu besichtigen ist.

    Verschmitzte Ironie empfängt den Besucher. Peter Schlichtherle lässt eine Tänzerin und einen Zirkusdirektor als „Trendsetter“ auftreten inmitten vieler Seifenblasen – ein skurriles Theater der Illusionen. Helene Mitterer karikiert die Unfähigkeit zur Kommunikation: Auf ihrem naiven Bild einer Familienfeier starren alle Gäste aufs Smartphone, Omas Geburtstag ist Nebensache. Die Jubilarin quittiert es mit ironischem Lächeln, ihr Hund auch. Jeannette Scheidle reiht Fußgänger-Piktogramme aneinander und wirbt in ihrer stimmungsvollen Radierung für gegenseitige Wahrnehmung. Die komplexe Wirklichkeit des Landes fasst Anni Schedel in einem Bild voller Bilder, Notizen, Kritzeleien und Zeichnungen zusammen.

    Landschaft dehnt sich in der Friedberger Ausstellung oft in ferne Weite aus. Gernot Kragls „Seascape“ huldigt in Blau und Grün mit einem Sprengsel Rot der schieren Unendlichkeit des Meeres. Bei Gabriele Gruss-Sangl breitet sich in erdigem Braun fast endlos ein Salatfeld bis zur Horizontlinie aus. Dem Verschwinden der majestätischen Gletscher widmet sich Kirsti Rampp in ihrem Gemälde – sparsam in ihren Mitteln, grandios im Ergebnis. Bei Franz Kralj schäumt die Brandung auf, sein Bild bebt vor Energie.

    Diesem malerischen Ausbruch stehen in sich gekehrte Skulpturen gegenüber. Nina Zeilhofer hängt schwarze, gepolsterte „Schutzkörper“ an die Wand als Zeichen helfender Zuwendung. Gerti Papesch legt eine Ruhende aus einfach gebogenem Drahtballen zu Boden. Mit großen Ohren und großen Augen blickt Mike Mayers „Weltenbummler“ als lichte Skulptur aus Bandstahl in die Ferne. Hansjürgen Gartner versammelt in seinem Materialbild „Re-aktion A“ eine Vielzahl rostbrauner Masken als eine fröhlich grinsende Gesellschaft. Egon Stöckles „Jungbaum“ aus massiver Eiche neigt sich dank einer Bronzemanschette wie eine Blume zum Licht.

    Verhaltene Momente bescheren Andrea Rozorea mit ihrem „Schattenspiegel“, der wie ein Brunnen Schemen, Notizen und Fragmente sammelt, und Inge Lemmerz mit ihren vielschichtigen Reiseimpressionen vom „Camino“ mit auftauchenden Erinnerungen und untergründigen Stimmungen entlang des Wegs. Ines Roller blickt in zwei Frottagen auf eine Stadt am Meer in Erwartung des aufpeitschenden Sturmes, der sie durchrütteln wird. Gespür für Körper im Raum, mal wuchtig, mal luftig beweist Gabriele Hornauer in ihren Kreidezeichnungen.

    Mo. bis Fr. 14–18 Uhr, Sa. 12–18 Uhr, So. und Fei. 10–18 Uhr. Das Katalogheft kostet fünf Euro. Am Donnerstag, 5. April, ist Aktionstag für Kinder von Rose Maier Haid mit Malen (15 Uhr) und Taschenlampenerkundung in der Ausstellung (20 Uhr).

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