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Bildung: Mozart ist ein Kinderspiel

Bildung

Mozart ist ein Kinderspiel

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    Auf der „Spielwiese“ – die Musiker des Ensembles „aTunes“ (von links): Anne-Kathrin Abel, Markus Guth, Sophia Rieth und Maria Wegner.
    Auf der „Spielwiese“ – die Musiker des Ensembles „aTunes“ (von links): Anne-Kathrin Abel, Markus Guth, Sophia Rieth und Maria Wegner. Foto: Michael Hochgemuth

    Der Musiker Markus Guth zieht sein Bühnenoutfit an. Es ist ein grasgrüner Tüllrock, den er über seine schwarze Jeans zieht. Und das bei einem Klassik-Konzert. Das Publikum grölt, lacht und hüpft auf den Sitzen auf und nieder. Guth scheint das nicht zu kümmern. Er legt die grasgrünen Handstulpen an und zieht sich die gleichfarbige Mütze über. Dann schaut er lachend und feixend zu den Zuschauern: 160 jubelnde und klatschende Kinder blicken zurück.

    Es ist das Abschlusskonzert beim Kindermozartfest. Fünf Tage lang hat Festivalleiterin Ute Legner Musikveranstaltungen für Kinder zwischen fünf und elf Jahren veranstaltet. Das Programm für das Mozartfest stand unter dem Motto Machtspiele. „Für die Kinder haben wir die Wörter getrennt“, sagt die Festivalleiterin. Daher: Macht Spiele! Passend dazu findet das Abschlusskonzert im Abraxas auf einem überdimensionierten Spielbrett statt. Weiße, runde Papierausschnitte markieren die Felder. Die vier Musiker des Ensembles „aTunes“ funktionieren in dem Stück als lebendige Spielfiguren. Sie müssen Aufgaben erledigen und auf der „Spielwiese“, so auch der Name des Konzerts, vorrücken. Die Kinder sind direkt eingebunden: Aufgeteilt in vier Teams – rot, gelb, grün, blau – feuern sie ihre Spielfigur an, müssen Melodien erraten oder mitsingen.

    Die Kinder jubeln ihn an

    Guth bekommt seine erste Aufgabe. Für sein Team Grün muss er mit verbundenen Augen Cembalo spielen. „Ich kann das nicht“, sagt der Musiker und gibt sich zunächst unsicher. „Markus, Markus, Markus“, tönt es aus dem Publikum. Die Kinder jubeln ihn an. Sie kennen den Mann mit den langen, dunklen Haaren und den schwarzen Chucks zwar erst seit zehn Minuten – das kümmert sie aber nicht. Der Musikpädagoge setzt sich vor sein Cembalo, zieht die Mütze vor die Augen und schon gleiten seine Finger über die Klaviatur. Jubelschreie aus einer Ecke des Abraxas-Saals. Fünf- bis Siebenjährige, die zu einer Invention von Bach applaudieren – eine unerwartete Resonanz.

    Knapp 300 Jahre alt ist die Musik – dennoch schnipst, klatscht, singt und summt das junge Publikum. „Musik durch das Mitmachen erleben“ sei das Ziel, sagt Legner. Ob Jazz oder Klassik: Die Kinder sollen mit dem Mozartfest in Kontakt mit Musik kommen, „die sie sonst kaum hören“.

    Die Kinder summen sofort mit

    Umso erstaunlicher ist, wie schnell die Buben und Mädchen sich eine Melodie aneignen. Musikerin Sophia Rieth muss als blaue Spielfigur eine Aufgabe lösen: Sie darf ihr Lieblingslied vortragen und dafür ein Feld vorrücken. Die Flötistin entscheidet sich für „La Bergamasca“ von Komponist Marco Ucellini. Dann dämmert der Musikerin: „Oh nein, jetzt habe ich meine Bassflöte vergessen“, ruft Rieth in das Publikum. „Aber ihr könnt mir sicherlich aushelfen.“ Sie stimmt die Melodie an – und die Kinder summen sofort mit. Der Lärm legt sich. Kein Schnipsen, Klatschen, Jubeln – stattdessen wiegen sich die jungen Zuhörer langsam in ihren Sitzen hin und her. Ein Junge flüstert zu seinem Nachbar: „Ich kenne das Stück. Das ist Mozart.“

    Eine Stunde lang dauert das Kinderkonzert, dann geht es für die Buben und Mädchen in die Pfingstferien. Erholung können auch die vier Ensemble-Mitglieder gebrauchen. Etwas erschöpft sitzen sie nach der Aufführung auf den Publikumsstühlen. Doch alle tragen ein Lächeln im Gesicht. Normalerweise würden sich die Musiker bei Konzerten mit Erwachsenen auf sich und die Darbietung der Stücke konzentrieren. „Bei Kindern hat man eine ganz andere Aufgabe“, sagt Rieth. Die jungen Konzertbesucher müssen miteinbezogen und animiert werden. Das erfordert viel Energie, wie die Flötistin sagt, fügt aber hinzu: „Doch was es Energie kostet, das geben die Kinder durch ihre Lebendigkeit wieder an uns zurück.“

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