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Museumsentwicklungskonzept: Mit den Bürgern, aber wie?

Museumsentwicklungskonzept

Mit den Bürgern, aber wie?

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    Eine Umfrage im Rahmen des Museumsentwicklungskonzepts hat ergeben, dass das Schaezlerpalais das beliebteste städtische Museum der Stadt ist.
    Eine Umfrage im Rahmen des Museumsentwicklungskonzepts hat ergeben, dass das Schaezlerpalais das beliebteste städtische Museum der Stadt ist. Foto: Ulrich Wagner

    Mehr Bürgernähe, mehr Beteiligung, keine abgehobene Stadtpolitik, sondern Konzepte, die in Mitsprache mit der Stadtgesellschaft entwickelt werden. Das ist die Idee des Stadtentwicklungskonzepts, das ist auch die Idee des Kulturentwicklungskonzepts. Aber funktioniert das in der städtischen Kulturpolitik?

    Als in Augsburg um die Theatersanierung gerungen wurde, mobilisierte das Theaterentwicklungskonzept viele Augsburger, die zu den öffentlichen Veranstaltungen kamen. Die Stimmung dort damals: Fast alle waren für die Sanierung, fast alle wollten ein starkes Theater in der Stadt, fast alle wollten gleichzeitig aber auch die freie Szene stärker unterstützt wissen.

    Wie repräsentativ ist das?

    Zu den Veranstaltungen kamen überwiegend diejenigen, denen das Theater wichtig war. Ähnlich verhält es sich jetzt bei den offenen Runden des Museumsentwicklungskonzepts. Wobei vor allem am vergangenen Wochenende deutlich weniger Beteiligte zu verzeichnen waren. Denn wenn 20 engagierte Augsburger, die überwiegend alle in einem engen Bezug zu den Museen und der Museumsarbeit stehen, darüber diskutieren, wie sich die Häuser entwickeln sollen, stellt sich die Frage: Wie repräsentativ für die Stadtgesellschaft ist das? Zumal mit Hinblick darauf, dass der Augsburger Stadtrat deutlich größer ist und heterogener besetzt.

    Bürgerwerkstatt, das klingt erst einmal sympathisch. Aber sobald man anfängt, länger darüber nachzudenken, kommen Zweifel auf. Wer wird da beteiligt? Und wie fließen die Ergebnisse einer solchen Bürgerwerkstatt am Ende in das Entwicklungskonzept ein? Im Grund war das Spektrum dessen, was in der zurückliegenden Bürgerwerkstatt für das Museumsentwicklungskonzept gesagt worden ist, so breit gestreut und unterschiedlich, dass sich für alle möglichen Entwicklungen an den Museen im Nachhinein Unterstützung von der Bürgerwerkstatt finden lässt.`

    Ein Zirkelschluss

    Ein anderer Versuch, einen Überblick über die Augsburger Bedürfnisse in Bezug auf die Museen zu erhalten, war eine breit angelegte Umfrage, die online erhoben worden ist. Deren Ergebnisse sind nun auch veröffentlicht worden. An 1000 zufällig ausgewählte Augsburger wurde ein Link versendet, 407 nahmen im Anschluss an der Umfrage teil, der Akademikeranteil betrug unter den Befragten rund 70 Prozent. Das übersteigt den laut Studie bayernweiten Akademikeranteil von 7 Prozent um das Zehnfache. Das heißt, auch bei den Ergebnissen dieser Befragung antwortet vor allem der Teil der Stadtbevölkerung, der qua Bildung überdurchschnittlich an den Museen interessiert ist. Und genau dieses hohe Interesse an den Museen ist auch das Ergebnis der Befragung. Ein Zirkelschluss.

    Interessant in der Umfrage, dass die beliebtesten städtischen Museen das Schaezlerpalais, das Maximilianmuseum und das H2 sind (in dieser Reihenfolge) und von den nicht städtischen das Textil- und Industriemuseum und das Fugger-und-Welser-Erlebnismuseum hoch im Kurs stehen. Am zufriedensten waren die Besucher nach dem Museumsbesuch im tim, worauf das Schaezlerpalais, das Maximilianmuseum und das Fugger-und-Welser-Erlebnismuseum folgen.

    Das Gute ist, dass sich nicht nur Spezialisten äußern

    Auch mit einer solchen Umfrage bleibt die Frage: Wie beteiligt sind die Bürger und wie beteiligt fühlen sie sich? Klar sollen die Entscheidungen der Stadt nicht an den Menschen vorbei getroffen werden. Aber ob in der Stadt wirklich das Gefühl aufkommt, dass die Bürgerschaft an der städtischen Museumsentwicklung beteiligt wird, wenn 20 Augsburger im Augustana-Saal zur Bürgerwerkstatt kommen? – Eher nicht.

    Das Gute an dem Prozess ist, dass die Stadt Ideen von anderer Seite bekommt – dass sich nicht nur Museumsspezialisten äußern. Schwierig daran ist, dass die Museen dort nur von den Besuchern und aus deren Perspektive her gedacht werden, das greift nämlich zu kurz. Es geht in den Häusern nicht nur darum, ein möglichst breites Publikum zu gewinnen, sondern auch, die Vergangenheit zu bewahren. Außerdem wird an Museen wissenschaftlich gearbeitet, der Bestand wird erforscht. Und dieser Dreiklang aus Bewahren, Erforschen und Ausstellen sollte auch in Zukunft die Museumsarbeit ausmachen.

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