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Staatstheater Augsburg: Nur das Meer fehlt Kai Windhövel in Augsburg

Staatstheater Augsburg

Nur das Meer fehlt Kai Windhövel in Augsburg

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    Seit anderthalb Jahren gehört der Schauspieler Kai Windhövel fest zum Ensemble des Staatstheaters. Ihm ist es wichtig, sich auf Augsburg einzulassen, auch wenn er weiß, dass er nicht ewig bleiben wird. Der Wechsel gehört fest zu seinem Beruf.
    Seit anderthalb Jahren gehört der Schauspieler Kai Windhövel fest zum Ensemble des Staatstheaters. Ihm ist es wichtig, sich auf Augsburg einzulassen, auch wenn er weiß, dass er nicht ewig bleiben wird. Der Wechsel gehört fest zu seinem Beruf. Foto: Mercan Fröhlich

    Gerade ist der Schauspieler Kai Windhövel in einer unheimlichen Rolle zu sehen. Er spielt einen Folterknecht, einen Neurochirurgen, der mit medizinischen Hightech-Mitteln Menschen zum Sprechen bringt. Wenn die Hormone und der Horror, den er mit ihnen auslösen kann, nicht genügen, greift er zu konventionellen Methoden. Dann schnallt er sich ein Riesengemächt um und droht einem Anderen auf der Bühne eine Vergewaltigung an, bis das Gegenüber klein beigibt.

    Aber Windhövel gelingt es in der Uraufführung von Dietmar Daths „Die nötige Folter“ auch, diesem Unmenschen andere Züge einzuschreiben. Es wird vor allem gegen Ende des Abends ein Mensch sichtbar, der selbst durch das Folter-Experiment missbraucht wird, der lieber jetzt als später damit aufhören würde, die Gefangenen in der Fabrikhalle zu quälen. Am Ende verlässt dieser Mann die Folterstätte.

    Ein Riesenspaß war es für Kai Windhövel

    Vor gut einem Monat ist das Stück auf der Brechtbühne uraufgeführt worden. Und wenn Windhövel im Gespräch von den Proben dazu berichtet, fallen nicht Worte wie Albtraum und Horrortrip, wie man vielleicht erst denken möchte – im Gegenteil. „Es hat einen Riesenspaß gemacht. Die Arbeit ging leicht von der Hand“, sagt Windhövel.

    Regie hat Intendant André Bücker geführt, und diese Zusammenarbeit kann Windhövel einfach nur loben. Es sei viel über die Rollen gesprochen worden, die Schauspieler hätten viel ausprobieren dürfen – mit anderen Worten, Windhövel war gefordert und er hatte die Möglichkeit als Schauspieler, sehr viele eigene Ideen in die Inszenierung einbringen zu können.

    Eine große Umstellung für den Westfalen

    Mit André Bücker kam Windhövel, der 1971 in Beckum (Westfalen) geboren ist, nach Augsburg. Seit fast zwei Jahren gehört er jetzt fest zum Ensemble. Mit Bücker verbindet Windhövel schon eine längere Geschichte, vor 15 Jahren haben beide das erste Mal zusammengearbeitet und sich schätzen gelernt. Immer wenn Bücker als Intendant Windhövel engagieren wollte, hatte der Schauspieler gerade an einer anderen Bühne unterschrieben. Für Augsburg konnte Windhövel nun erstmals Bücker zusagen.

    Wiewohl das für den gebürtigen Westfalen eine ziemliche Umstellung mit sich brachte. Zwölf Jahre hat er in Schwerin, Rostock und Lübeck gearbeitet. Zwölf seiner 23 Berufsjahre war er am Meer. „Die Ostsee fehlt mir schon“, sagt Windhövel. Und ob die Berge im Süden diesen Verlust je ausgleichen können, darüber ist sich Windhövel nicht sicher. Das Wasser hat es ihm angetan, weil er gerne segelt, früher auch leidenschaftlich Kanu gefahren ist (Strecke und kein Wildwasser). „Immer wenn ich zu Hause bin, wird das nachgeholt“, erzählt Windhövel.

    Er lässt sich auf Augsburg als Stadt ein

    Zwei oder vier Spielzeiten, so lange dauerten die Engagements von Windhövel bislang, immer dann fiel ein Wechsel an, der mit einem Umzug und Neuanfang verbunden war. „Das gehört zum Beruf“, sagt er. Trotzdem möchte er sich immer wieder neu auf die Orte einlassen, an denen er lebt. Für ihn heißt das zum Beispiel auch, den Lokalteil unserer Zeitung zu lesen und gleichzeitig, vieles selbst zu sehen. Vielleicht schafft er es nächste Woche auf das Modular-Festival, das ja zum ersten Mal auf dem Gaswerk-Areal stattfindet, also dort, wo jetzt auch das Staatstheater eine feste Heimat gefunden hat. Windhövel freut sich überhaupt, in einer kulturell so breit aufgestellten Stadt engagiert zu sein.

    Dass der Schauspielerberuf anstrengend ist, dass die Tage oft lang sind, dass es richtige Ferienzeit nur einmal im Jahr in der Sommerpause gibt, das alles macht Windhövel nicht größer zu schaffen. „Ich arbeite gerne, ich arbeite auch gerne viel“, sagt er. Seit er in Beckum das erste Mal mit der Schauspielerei in Kontakt gekommen sei, sei er nicht mehr von dieser Berufung losgekommen. Der Beruf befriedige seine Neugier, biete immer wieder Neues, weil die Ensembles wechseln, weil es immer andere Regisseure sind, mit denen gearbeitet werde. Wenn Windhövel dann noch Zeit bleibt, nimmt er gerne selbst im Zuschauerraum Platz – entweder in Augsburg oder in anderen Städten – und schaut seinen Kollegen zu.

    Kai Windhövel ist am Samstag, 15. Juni sowie am 26. und 30. Juni in „Die nötige Folter“ in der Brechtbühne im Gaswerk zu sehen. Das Stück wird im Oktober 2019 wiederaufgenommen.

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