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Konzert: Wotan bekommt Flügel

Konzert

Wotan bekommt Flügel

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    Sally du Randt mit dem Salonorchester Frank Lippe in der Opernnacht im Parktheater.
    Sally du Randt mit dem Salonorchester Frank Lippe in der Opernnacht im Parktheater. Foto: Michael Hochgemuth

    Bricht man Verdis und Wagners grandiose Opernorchestermusik auf ein Salonorchester herunter – Frank Lippe trat im Sextett auf –, verblasst der Reichtum der Klangfarben und wird zeichnerisch aufgefangen. Gewiss, das ist ein Manko, andererseits gewannen die Wagner- und Verdi-Arien im vollen Parktheater Göggingen auf diese Weise Transparenz. So mussten sich die Solisten nicht gegen orchestrale Übermacht behaupten.

    Wagner und Verdi im Profil gegenüberzustellen war ein geglückter Schachzug: Hier Wagners mystischer Abgrund und seine Idee vom musikalischen Gesamtkunstwerk, dort Verdis „parola scenica“ voll musikalischem Realismus. In diesem Flair des Populären konnten sich die Protagonisten profilieren. Augsburgs Grande Dame der Oper Sally du Randt spannte den Bogen weit: Odabellas „Santo di patria“, „Dich, teure Halle, grüß’ ich wieder“ und „Isoldes Liebestod“ setzten Kulminationspunkte. Glutvoll entfachte die Sopranistin Odabellas hochdramatischen Impetus aus Verdis „Attila“. Da wurden heftige Emotionen laut, dramatisch forciert, mitunter stechend jagten Koloraturen auf und ab, Attilas Ermordung stand bevor. Innig angelegt dagegen Elisabeth, die sich in Wartburgs Sängerhalle ihrer Liebe zu Tannhäuser erinnert. Subtil lotete du Randt dieses Spektrum zwischen Rückblick und Vorahnung aus, schneller begann ihr Herz zu schlagen. Isoldes Liebestod empfand der Sopran als Akt der Verklärung, entrückt löste sich Isoldes Leben auf im Gefühl naher Erlösung.

    So viel Verve verblüffte

    Die Überraschung der Opernnacht war Young Kwon. Es verblüffte, mit welcher Verve, mit welcher Abgeklärtheit er seine Partien anlegte. Den diffizilen Monolog des Fliegenden Holländers mit einem Ambitus von fast zwei Oktaven meisterte er souverän: Wortgewaltig artikulierte er das Rezitativ und gewann im Allegro molto eindringliche Baritonhöhe. Diese Visitenkarte beeindruckte ebenso wie in der Arie Philipps (Don Carlos) das treffliche Psychogramm des enttäuschten Königs. Im Rheingold verlieh Kwons konzertante Haltung Wotan Flügel. Obgleich hier das Salonorchester an seine Klanggrenzen stieß, war dieses Basskaliber von großen Gedanken erfüllt und führte Fricka, seine Frau, feierlich stolz auf die Burg Walhall.

    Ji-Woon Kim, der Dritte im Bunde, gefiel in seiner Vorliebe für das italienische Fach. In den beiden Duetten „Parigi, o cara“ und „Gia nella notte“ harmonierte er voller tenoralem Stimmglanz bestens mit Sally du Randt: Die beiden Liebespaare Alfredo & Violetta wie Othello & Desdemona gewannen große Ausstrahlung. Als Solist überzeugte er in Othellos „Dio mi potevi“, während das Preislied aus den „Meistersingern“ noch nicht preiswürdig geriet. Durch den Abend voller Liebe, Macht und Leidenschaft führte charmant Barbara Kreuzer: Bravi!

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