Von perfektem timing zu sprechen wäre zynisch, aber nie hatte das Augsburger Brechtfestival größere Aktualität: In genau der Nacht, als die freie belarussische Theatergruppe Kupalaucy auf der Bühne des Martiniparks ihre Inszenierung „Angst“ mit Szenen aus Bertolt Brechts „Furcht und Elend des Dritten Reiches“ zeigt, startet Wladimir Putin seine militärischen Angriffe auf die Ukraine. Auch aus Belarus, der Heimat von Kupalaucy. Nun ist die Ukraine nicht Belarus und das heutige Osteuropa nicht das Deutschland der 1930er Jahre – umso erstaunlicher zeigen Brechts im Exil geschriebene Szenen die grundsätzlichen, überzeitlichen und übernationalen, Mechanismen groben politischen Unrechts sowie deren soziale und psychologische Auswirkungen.
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