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Konzert: Wanda in Augsburg: Endlich wieder Amore gemacht

Konzert

Wanda in Augsburg: Endlich wieder Amore gemacht

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    Die Vorfreude war groß: Wanda mit Sänger Marco im Ostwerk in Augsburg.
    Die Vorfreude war groß: Wanda mit Sänger Marco im Ostwerk in Augsburg. Foto: Klaus Rainer Krieger

    Es ist die Rückkehr in eine Stadt, deren City-Manager eines der Image-Schilder in der zentralen Maximilianstraße unleugbar mit einer Textanlehnung an den ersten Hit "Bologna" garniert haben: "Amore deine Stadt". So etwas wie ein Heimspiel von Wanda aus Wien also in Augsburg, wo die nun seit zehn Jahren ihre Rock'n'Roll-Ekstasen zelebrierende Band zuletzt einen natürlich ausverkauften Kongress im Park so haltlos in Taumel versetzten, dass die Bühnentechnik im Bierbad kapitulierte und vom gemeinsamen Besäufnis mit dem Publikum auch die Hallenausstattung in Mitleidenschaft gezogen wurde. Aber das war vor Corona - und vor dem Tod des Keyboarders. Und jetzt?

    Im Zuge einer nachgeholten Club-Tour ist es an diesem Mittwochabend das mal wieder von der Kantine gekaperte Ostwerk, das mit 800 Fans aus allen Nähten platzt und sich schon durch die reine Vorfreude Richtung Sauna aufheizt. Bei einem Wanda-Konzert tropfte eh am besten der Schweiß von der Decke und vereint das Feiervolk samt Band zu einem einzigen Körper – denn wenn Sänger anderer Bands schon mal ihr Publikum fragen, wer denn schon mal eine ihrer Shows besucht habe, fragt hier Marco: "Mit wem hier haben wir schon geschlafen?" Es sind, teils auch von weiter angereist, natürlich viele, und quer durch die Alterskohorten. Denn wer den Rock-Poeten-Schmäh dieses Wiener Sechsers mag, liebt ihn live.

    Wanda setzen nach einer halben Stunde erstmals zum Stage-Diving an

    Knapp zwei Stunden dauert die Sause inmitten des sonst unwirtlichen Industriegebiets an diesem Abend, anhebend mit "Rocking in Wien", einem von mehreren Songs im Programm aus dem neuen, selbst betitelten Album - wenn auch dessen vielleicht schönster, "Die Sterne von Alterlaa", rätselhaft ungespielt bleibt. Aber dafür servieren Marco und Co., mitunter bald schon oben ohne auf der Bühne und schon nach einer halben Stunde erstmals zum Stage-Diving in Publikum stürzend, natürlich reichlich von den Stimmungsknallern der Werke zuvor: "Bussi Baby", "Lascia mi fare", "Meine beiden Schwestern", natürlich "Bologna", "weiter, weiter" ... 

    Und wenn andere Bands in Zugaben halt noch zwei, drei Höhepunkt-Lieder anhängen, nimmt bei Wanda hier die Ekstase traditionell erst wirklich Formen an. In den rund 40 Minuten dieses Showteils ufern etwa "Columbo" und "1,2,3,4" zu regelrechten Mitsing- und Psychedelic-Performances aus - was stilkritisch eigentlich einen ziemlichen Abfall von Druck und Dramaturgie bedeutet, aber hier eben Programm ist: Auf Auflösung und haltlosen Taumel zielendes Treiben. Und es funktioniert freilich wieder, auch wenn kein Schweiß von der Decke tropft. Alles beim Alten also?

    Doch nicht so ganz. An zwei Stellen verweist Marco in seinen sonst bloß auf "Amore" zielenden Ansprachen auf das durch Krankheit verlorene Bandmitglied, Christian Hummer - und vielleicht liegt es ja an diesem Erleben, dass Wanda selbst auf der Bühne nicht mehr ganz so gefährlich nah am Sturz ins Chaos zu balancieren scheinen. Der Sänger selbst sieht vergleichsweise geradezu gesund aus, das Saufen auf der Bühne ist nicht mehr allgegenwärtig, das Konzert macht das sicher nicht schlechter. Mit Sex und Rock'n'Roll ist diese Band unvergleichlich durchgeknallt genug, das Mittel der Drugs aber wirkte dabei immer schon so, als führte es früher oder später in den Abgrund. Ein Branchenklassiker, klar, aber mit steigendem Alter eben doch auch ein Klischee. Fürs Image scheint eh das zu reichen: Amore! Drum ja, mal wieder mit Wanda geschlafen.

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