Brecht entromantisiert Wagner: Auf dem Schiff nichts als verzweifelt Betrunkene
Plus Brecht hat in seiner Lyrik auch Anleihen bei Wagners "Fliegendem Holländer" genommen. Einige dieser Gedichte lassen auch Bezüge zu einem weiteren Vorbild erkennen.
Neben Bach und Mozart ist Richard Wagner der Komponist, der im Werk Brechts die meisten Spuren hinterließ. Die Theorie des Gesamtkunstwerks beeinflusste ihn, eine ganze Reihe der Opern dienten ihm als „Steinbruch“ für Ideen, Motive, Bilder. Dabei ging es Bertolt Brecht vornehmlich um eine Entromantisierung der Wagnerschen Welt. Gegenentwürfe wollte er schaffen, Wagners Figuren auf den Boden der Tatsachen zurückholen. Neben "Lohengrin" und "Tristan und Isolde" spielt dabei vor allem "Der fliegende Holländer" eine Rolle. Die Atmosphäre des Gespenstischen, das heimatlose Schiff lassen keine Zweifel daran, dass Wagners Märchenoper vom Holländer, der wegen Gotteslästerung verdammt ist, mit seinem Schiff auf ewig die Meere zu durchkreuzen, Brecht inspirierte.
Im Frühwerk wimmelt es von Motiven, die Brecht dieser Oper entnahm, um sie weiterzudenken, zum Beispiel in den Gedichten "Der Geist der Emden" (1915), "Romantik" (1917), "Ballade von den Abenteurern" (1917), "Das Schiff" (1919) und "Ballade auf vielen Schiffen" (1920), die das Wagnersche Szenario des Gespensterschiffs aufnehmen und ad absurdum führen. In diesem Prozess der Entromantisierung kommt den Gedichten "Ballade von den Seeräubern" (1918) und "Tahiti" (um 1921) eine Schlüsselfunktion zu. Es zeigt sich überdies ein weiteres Mal die Vielschichtigkeit des Brechtschen Werks, denn eine bisher nicht wahrgenommene literarische Vorlage – überraschend und jenseits des Wagnerschen Kosmos – ist mehr als wahrscheinlich.
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