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Breitensport: Inklusionsbeauftragter Dörle: "Brücke in Vereine schlagen"

Breitensport

Inklusionsbeauftragter Dörle: "Brücke in Vereine schlagen"

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    Gemeinsam Fußballspielen: Das sollen (wie auf diesem Symbolfoto) behinderte und nicht behinderte Kinder künftig gemeinsam beim SV Bergheim.
    Gemeinsam Fußballspielen: Das sollen (wie auf diesem Symbolfoto) behinderte und nicht behinderte Kinder künftig gemeinsam beim SV Bergheim. Foto: dpa

    Am Samstag erfolgt der Kick-off zu einem besonderen Projekt, das der SV Bergheim ins Leben gerufen hat. Es geht darum, dass Kinder mit und ohne Behinderung gemeinsam Fußball spielen. Wie soll dieses Inklusions-Projekt genau aussehen?

    Stefan Dörle: Es ist geplant, dass wir mit dem Schulbeginn im September auf dem Kleinfeld ein besonderes Training anbieten. Dort werden Kinder aus unserem Verein mit Kindern aus der Brunnenschule Königsbrunn zusammen Fußball spielen. Also Kinder mit und ohne Behinderung, mit und ohne Förderbedarf.

    Wie kam die Idee zu diesem gemeinsamen Training?

    Dörle: Die Idee kam durch Diskussionen und Gespräche mit Trainern aus unserem Verein. Wir haben mit Manfred Stöhr einen Lehrer der Brunnenschule im Trainerstab, der dort eine Fußballmannschaft betreut. Diese Mannschaft wurde 2018 sogar deutscher Meister bei den Förderschulen. Da haben wir überlegt, wie könnte eine Kooperation ausschauen, ohne dass sich das auf eine einmalige Aktion beschränkt. Wir wollten ein zwar befristetes, aber doch stetiges inklusives Angebot. So kam die Idee, dass es ein regelmäßiges Training sein müsste.

    Sehen Sie Ihren Verein da in einer Vorreiterrolle?

    Dörle: Wir wollen schon anderen Abteilungen oder auch anderen Fußballvereinen signalisieren, dass unser Projekt modellhaft sein könnte. Dass es wichtig und sinnvoll ist, die Kinder zu integrieren.

    Auf wie lange ist die Kooperation angelegt?

    Dörle: Wir wollen nicht großspurig sein und an diesem Projekt ja auch lernen, deshalb ist der Fahrplan erst einmal auf ein halbes Jahr ausgelegt. So haben wir ein paar Trainingszeiten draußen und ein paar in der Halle. Dann wollen wir das Projekt mit unserer traditionellen Jahresanfangsfeier im Januar bei Schnee, Feuer, Musik und Würstchenessen zu einem geselligen Abschluss bringen und alle Kinder und Eltern dazu einladen. Dann werden wir über unsere Erfahrungen berichten und darüber nachdenken, wie wir weitermachen. Vielleicht passiert im Verein und nach außen hin eine Art Bewusstseinsbildung und es entsteht Interesse für das Thema. Das ist das Kunststück: Das Thema dort zu platzieren, wo man bisher keine Verbindung dazu hatte.

    Wie soll das Projekt logistisch ablaufen? Wann findet das Training statt?

    Dörle: Die Kinder, die in der Königsbrunner Brunnenschule in der Regel bis 16 Uhr in die Heilpädagogische Tagesstätte HPT gehen, werden einmal in der Woche nach Bergheim gefahren. Aller Voraussicht nach wird das Training jeden Dienstag von 16.30 bis 18 Uhr angeboten. Sie kommen entweder mit den Eltern oder einem Bustransfer, der allerdings noch organisiert werden müsste. Auf alle Fälle ist das Training auf dem Kleinfeld manschafts- und jahrgangsübergreifend, was Kinder im Alter von acht bis etwa elf, zwölf Jahren umfasst.

    Wer darf aus Ihrem eigenen Verein mitmachen?

    Dörle: Das Training ist für alle freiwillig. Wir wollen unser Jugendturnier, den Mößman-Cup, am Wochenende dazu nutzen, um über unser Projekt zu informieren. Generell können alle, die es interessiert, zu diesem Training kommen. Manfred Stöhr und ich werden die Übungseinheiten übernehmen. Aber wenn Interessierte das Projekt gut finden und mitarbeiten wollen, werden wir das natürlich nicht ungenutzt lassen. Wir werden uns auch noch weiterbilden, damit dieses Training pädagogisch gut angeleitet wird. So steht nicht unbedingt das Tore schießen im Mittelpunkt, sondern das Kennenlernen und das Kontakte knüpfen. Kinder gehen da ja sowieso selbstverständlicher heran als Erwachsene.

    Zumal diese Trainingsgemeinschaft ja auch keine Punktspiele bestreitet?

    Dörle: Nein, der sportliche Druck ist raus, denn das Training ist nicht wettbewerbs- oder ergebnisorientiert. Es geht nur darum, gemeinsam Fußball zu spielen. Wir wollen die Brücke schlagen in die Vereine, wo man bisher noch nicht so viel Erfahrung mit Inklusion hat.

    Wie wird die Kick-off-Veranstaltung am Samstag aussehen?

    Dörle: Wir haben uns überlegt, wie man ein solches Projekt bewerben und öffentlich machen kann. Da kam mir die Idee, eine Kick-off-Veranstaltung zu machen und die mit unserem großen Sommerturnier zu kombinieren. Da spielt die Schulmannschaft der Brunnenschule schon mit. Die Partie gegen die Bergheimer Jugend bildet quasi den Rahmen für die Vorstellung des Projekts. Das alles ist ja eine der Entwicklungen innerhalb unseres Vereins. Mit unserer C-Jugend – nur mit eigenen Spielern – sind wir gerade in die höchste schwäbische Liga, die Bezirksoberliga, aufgestiegen. Eine große Premiere für uns. Und deshalb soll das auch ein bisschen die Symbolik bei uns in Bergheim sein: Zum einen durchaus sportlicher Druck und Erfolg, zum anderen aber auch Offenheit für Kooperationen im Rahmen der Inklusion.

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