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Bundesliga: Khedira sagt nein, Schmidt sagt ja

Bundesliga

Khedira sagt nein, Schmidt sagt ja

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    „Wir brauchen Männer auf dem Platz.“Nach 37 Minuten verließ Rani Khedira (rechts, Jan Moravek links)) das Feld. Der Mittelfeldspieler plagt sich seit Tagen mit einer Adduktorenverletzung, lief gegen Stuttgart aber auf.
    „Wir brauchen Männer auf dem Platz.“Nach 37 Minuten verließ Rani Khedira (rechts, Jan Moravek links)) das Feld. Der Mittelfeldspieler plagt sich seit Tagen mit einer Adduktorenverletzung, lief gegen Stuttgart aber auf. Foto: Ulrich Wagner

    Fußballprofis wollen gemeinhin auf dem Platz stehen. Wollen spielen. Darin sieht der berufsmäßige Balltreter seine Erfüllung, während andere dazu tendieren, Schweinehälften zu zerteilen oder Versicherungen zu verkaufen. Rani Khedira steht nicht im Verdacht, sich um seine beruflichen Pflichten drücken zu wollen. In der Mannschaft des FC Augsburg ist der Kicker flexibel einsetzbar, spielt mal in der Verteidigung, mal im Mittelfeld. Er gilt als absolute Stammkraft, als „unersetzlich“, wie es so schön heißt. Von möglichen 30 Bundesligapartien hat er in dieser Spielzeit deren 28 bestritten; einmal fehlte er wegen einer Gelbsperre, einmal wegen einer Adduktorenverletzung.

    Gegen Stuttgart sah es im Vorfeld so aus, als würde Khedira sein drittes Ligaspiel in dieser Runde verpassen. Doch der 25-Jährige lief auf und erzielte überdies den wichtigen Führungstreffer beim 6:0-Erfolg. Entscheidenden Anteil am Einsatz Khediras hatte Trainer Martin Schmidt. Seit dem Pokalspiel gegen Leipzig plagt sich Khedira mit Beschwerden im Oberschenkel, durch leichtes Ziehen in den Muskeln macht sich dies bemerkbar. Der Schmerz allein ist nicht das Problem, unter extremer Belastung drohen jedoch schlimmere Verletzungen wie etwa Muskelrisse. Jeder Einsatz in einem Spiel stellt daher ein Risiko dar.

    Am Freitag teilte Khedira den Physiotherapeuten des FCA mit, er könne nicht spielen. Khedira sah sich nicht im Stande, in diesem enorm wichtigen Spiel seine beste Leistung abzurufen, wie er begründete. Damit wollte sich Schmidt indes nicht zufriedengeben und zitierte den Spieler in sein Büro. „Das Ende kennen wir“, sagt Khedira mit einem Schmunzeln. „Er hat mich angesteckt, hat gesagt: Er will, dass ich spiele.“

    Schmidt ging ein hohes Risiko ein, ließ sich von der medizinischen Abteilung in Kenntnis setzen, entschied aber selbstbestimmt. Khedira vermeidet eine klare Aussage, indirekt setzte sich aber Schmidt über das Urteil des Spielers und der Ärzte hinweg. Khedira erinnert sich: „Ich habe eigentlich das Nein gegeben, er hat das Go gegeben.“

    Schmidt will seine Fähigkeiten nicht überhöhen, er habe Khedira lediglich deutlich gemacht, wie wichtig die Partie gegen Stuttgart für den Verein sei. Schmidt betont: „In dieser Phase brauchen wir Männer auf dem Platz und Spieler, die Verantwortung übernehmen.“ Khedira biss auf die Zähne, ehe er gegen Jan Moravek ausgewechselt wurde. Da der FCA früh 3:0 führte, konnte Schmidt Khedira bereits nach 37 Minuten vom Feld nehmen. Entsprechend dürfte sich der Zustand des Profis nicht gravierend verschlimmert haben. Ob Khedira im Heimspiel gegen Bayer Leverkusen (Freitag, 20.30 Uhr) auflaufen kann, darüber wird Trainer Schmidt am Mittwoch Auskunft erteilen.

    Khediras Beispiel verdeutlicht, mit welchen Methoden Schmidt derzeit als Trainer des FC Augsburg wirkt. Innerhalb weniger Tage hat er einen Zugang zu den Spielern gefunden, diese zeigen sich empfänglich für seine emotionale Ansprache. „Er ist ein unglaublich guter Motivator, ein unglaublich positiver Mensch“, erzählt Khedira und fügt hinzu: „Er verkörpert selbst diese Freude, diesen Spaß, den er von uns sehen will.“

    Dass Schmidt auf einen Einsatz Khediras drängte, hing auch mit der langen Verletztenliste zusammen. Dem Trainer fehlten Alternativen. Für Alfred Finnbogason (Waden-Operation), Sergio Córdova (Schambeinentzündung) und Felix Götze (Hüftprobleme) ist die Saison bereits beendet, Ähnliches droht Dong-Won Ji. Im März erlitt der Südkoreaner eine Knorpelverletzung im Knie, zwischenzeitlich stand er gegen Nürnberg und Hoffenheim auf dem Platz, wirkte aber nicht fit. In dieser Woche soll Ji ins Lauftraining einsteigen. Schmidt will abwarten und entscheiden. „Wenn der Versuch nicht gut geht und das Knie wieder reagiert, hat es wenig Sinn.“ Seit Wochen fehlt zudem Fredrik Jensen (Sprunggelenk), der in dieser Saison bisher lediglich zu sechs Einsätzen gekommen ist.

    Vor der Begegnung mit Leverkusen könnte sich die personelle Lage in Augsburgs Kader ein wenig entspannen. Torhüter Gregor Kobel befindet sich nach seiner leichten Gehirnerschütterung wieder im Training, zudem sollte der am Samstag wegen Krankheit fehlende Ja-Cheol Koo genesen sein.

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