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Zum Tod von Hans Kreppel von „Musik Durner“: Sein letztes Lied war der Kaiserwalzer

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Zum Tod von Hans Kreppel von „Musik Durner“: Sein letztes Lied war der Kaiserwalzer

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    Hans Kreppel war der einstige Inhaber von Musik Durner am Augsburger Rathausplatz. Jetzt ist er im Alter von 84 Jahren gestorben.
    Hans Kreppel war der einstige Inhaber von Musik Durner am Augsburger Rathausplatz. Jetzt ist er im Alter von 84 Jahren gestorben. Foto: Bernd Hohlen (Archivfoto)

    Am Neujahrstag 2025 ist Hans Kreppel gestorben. Acht Tage vor seinem 85. Geburtstag. Zu seinem 80. Geburtstag hatten wir die Familie Kreppel noch besucht. Seine Frau Helga, Hans und Bruder Hellmuth Kreppel hatten damals ihre Vergangenheit aufleben lassen. Es wurden Geschichten erzählt, in Fotoalben geblättert und darüber gestaunt, wie sehr ihr Geschäft, das sie bereits 2001 aufgegeben haben, in der Erinnerung so vieler Augsburger geblieben ist: „Musik Durner“ am Rathausplatz.

    Ende des Jahres 2020 wurde durch eine Geschäftsaufgabe der Schriftzug, am nördlichen Eck des Verwaltungsgebäudes der Stadt Augsburg, wieder sichtbar. „Musik Durner“ war dort wieder zu lesen. Am liebsten wären die Musikbegeisterten wieder Bayerns berühmteste Wendeltreppe heruntergegangen, um Plattenverkäufer und DJ Rudi Schäble ein Lied vorzusummen. Wer den Songtitel nicht kannte, summte vor. Rudi war aber nicht der Einzige, der wusste, welcher Titel da gerade angestimmt wurde. Das Personal bei Durner war bestens ausgebildet. Linda Uebelherr, die Musikfans auch als Linda G. Thompson oder Gigi kennen, wurde hier, vor ihrer internationalen Karriere bei den „Les Humphries-Singers“ und „Silver Convention“, als Musikalienhändlerin ausgebildet. „Wir hatten bei Durner als Lehrlinge, so hieß das damals, sogar Musikunterricht“, sagt sie. Ihre Erinnerungen sind noch so lebendig, als wäre ihre Ausbildung letztes Jahr gewesen und nicht in den 60er-Jahren.

    Musik Durner in Augsburg: Hier kaufte Roy Black seine Noten

    „Ich erinnere mich an die gute Atmosphäre bei Durner, an den Vater von Hans Kreppel und an den Hans, an Herrn Klippahn, der Geigen und andere Instrumente repariert hat. An die Gerüche von Holz, Leim… Einmal habe ich dem Dirigenten Wolfgang Sawallisch einen Taktstock verkauft. Der hatte ja in Augsburg sein erstes Engagement. Gerd Höllerich (Roy Black) kam mit seinen Kumpels vom Holbeingymnasium, um Noten zu kaufen. Er sah ja prima aus… Bitte, schreibe nur Gutes“, sagt sie am Telefon. Auch Rainer Baur, Gitarrist der Band „Gift“, Augsburgs bekannteste Band, mit Plattenvertrag damals, hatte Gitarren-Unterricht bei Durner.

    Augsburgs berühmteste Wendeltreppe: Wer bei Musik Durner die Stockwerke wechseln wollte, ging über diese schmale Treppe.
    Augsburgs berühmteste Wendeltreppe: Wer bei Musik Durner die Stockwerke wechseln wollte, ging über diese schmale Treppe. Foto: Bernd Hohlen (Repro)

    Günter Ortmann, Organist und Mitstreiter bei Roy Black und den „Cannons“ und bei Udo Jürgens „Team 70“, bekam bei Musik Durner das Akkordeonspielen beigebracht. Das von der Familie Kreppel geführte „Musik Durner“, war so etwas wie ein Augsburger Nukleus der Musiker und Musikfans. Richard Kreppel, vorheriger Inhaber und Vater von Hans, veranstaltete Schallplattenabende in der Teehalle des Parkhotels „Weißes Lamm“. Hier wurden Musik-Neuheiten, im Beisein der Vertreter der Plattenfirmen, vorgestellt. Bis zu 25 Angestellte gab es bei Durner. Verteilt über Filialen wie das „Drugstore“, „Elpi“, „Ralf und Wolfgang“, „Musiktruhe“, auch in Kempten gab es eine Filiale.

    Augsburgs erstes Internet-Café mit einem Auftritt von „Blümchen“

    Das erste Augsburger Internet-Café „Nexus“ war ebenfalls eine Idee der Kreppels und sorgte mit einem Auftritt von Sängerin „Blümchen“ für großes Aufsehen. Es sind Erinnerungen an eine nicht-digitale Zeit, Erinnerungen an persönliche Kontakte, an Begegnungen mit Menschen, in der man sich die Anonymität unserer Zeit nicht vorstellen konnte. Es ist wohl ein kleines bisschen Sehnsucht. „Wir sind froh, dass wir rechtzeitig aufgehört haben“, sagte Helga Kreppel im Jahr 2020, ganz ohne Bitterkeit. Das Internet mit den Streamingdiensten, war damals der Anfang vom Ende dieser Geschäftsidee.

    Bereits vor seinem 80. Geburtstag war Hans Kreppel erkrankt. Nach seiner Genesung wollten seine Frau Helga und er Reisen, lesen und viel Musik hören. Doch 2022 starb Helga Kreppel. „Mein Vater ist immer mehr vereinsamt. Im April 2024 habe ich ihn zu mir geholt“, sagt seine Tochter Monika. Bei ihr schöpfte er wieder Lebensmut, kümmerte sich um den Garten, half bei der Apfelernte. Die Silvester-Feier hat Hans Kreppel zusammen mit der Familie gefeiert. „Sein letztes Lied, das er hörte, war der „Kaiserwalzer“, dazu hat er noch geschunkelt. Wir hoffen, dass die Beerdigung nicht zu traurig wird“, sagt Monika Kreppel, „deswegen sollen die Beerdigungs-Gäste mit bunter Kleidung kommen“. 

    Info: Die Beisetzung findet am 28. Januar um 14 Uhr auf dem Friedhof Aystetten statt.

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